Rotary Club Alsfeld spendet mehr als 4.000 Euro für moderne Sensoren im SchülerlaborEKG, Gas, Schallwellen – es kann gemessen werden
ALSFELD (ol). Wenn die Jugend forschen will – auch in ihrer Freizeit und an Themen außerhalb des Lehrplans –, dann soll man sie nicht nur nicht aufhalten, sondern man soll sie dabei unterstützen. Mit dieser Absicht vor Augen wurde an der Albert-Schweitzer-Schule vor zwei Jahren das Schülerlabor ins Leben gerufen – und dafür gab es jetzt vom Rotary Club Alsfeld eine Spende von 4.375 Euro.
In der Pressemitteilung der Schule heißt es, das Schülerlabor ist ein finanzielles Gemeinschaftsprojekt des Kultusministeriums, des Alsfelder Rotary Clubs, der Schlosserei Koch und des Fördervereins der Schule. Als fachlicher Partner war von Anfang das Forschungszentrum Neu-Ulrichstein an der Seite des Gymnasiums; die Forschungseinrichtung mit ihrem Leiter Prof. Dr. Peter Ebke biete heute AGs in dem Labor an und berate die Schule in naturwissenschaftlichen Belangen.
Bereits bei der Eröffnung des Labors zeigten sich die Rotarier beeindruckt von der Idee, dass Schülerinnen und Schüler ihr Wissen mit praktischen Übungen vertiefen können, dass sie Zeit und Raum für Langzeitprojekte haben und dass sie über den Unterricht hinaus fächerübergreifend experimentieren und forschen können. Und sie sagten damals schon zu, den Erlös aus dem Konzert für ihr Charter-Jubiläum im Juni 2017 dem Schülerlabor für eine erste Grundausstattung zur Verfügung zu stellen.
Vor wenigen Tagen nun konnte – finanziert durch eine weitere Spende des Rotary Club Alsfeld in Höhe von 4.375 Euro – eine weitere Errungenschaft offiziell übergeben und von den großzügigen Spendern in Augenschein genommen werden.
Spannende Experimente mit neuen elektronischen Sensoren
„Anstatt weitere zur Verfügung stehenden Mittel sofort wenig konkret auszugeben, haben wir uns Zeit genommen, um herauszufinden, welche Anschaffungen das Ziel von fachübergreifenden eigenständigen Forschungsprojekten sinnvoll unterstützen kann“, erklärte Martin Wilhelm, Leiter des Schülerlabors. Denn man wollte etwas anschaffen, wovon möglichst alle naturwissenschaftlichen Fachbereiche profitieren und das auch für verschiedene Altersstufen geeignet sei.
Nach sorgfältiger Recherche wurde man fündig und bestellte verschiedene elektronische Sensoren, und was die alles können, das präsentierten die Schülerinnen und Schüler den erstaunten Gästen an einem späten, schulfreien Freitagnachmittag vor den Osterferien.
Zur Einstimmung zeigten einige Fünftklässlerinnen den Gästen spannende Experimente mit Wasserasseln, Eintagsfliegen und Libellenlarven, die sie in der AG mit Prof. Dr. Ebke erarbeitet hatten. Sie beschäftigen sich auf diese Weise mit Leben und Fortpflanzung der Tiere und erwerben sich durch die praktische Arbeit im Labor viele Grundlagen auch für weiterführende Themen.
„Die Schülerinnen und Schüler werden somit zu Experten für Tiere und Pflanzen“, freute sich Prof. Dr. Ebke, der Schule und Schüler für ihre hohe Motivation und die außergewöhnliche Lern- und Arbeitsbereitschaft lobte.
Messdaten über eine App direkt aufs Handy
Überleitend auf die Anschaffung der neuen Sensoren, skizzierte Martin Wilhelm die Unterschiede zwischen dem Bestand und den Neuerwerbungen: Die neuen Sensoren sind bluetoothfähig, das heißt, ihre Messdaten können über eine App direkt aufs Handy und andere Endgeräte übertragen werden, von dort aus weiterbearbeitet, in andere Forschungen integriert oder an andere Wissenschaftler weitergeleitet werden.
„Wir sind jetzt mit einer modernen Generation von Sensoren ausgestattet, die problemlos und intuitiv nutzbar ist“, freute sich Wilhelm gemeinsam mit der Schulleitung, die durch den kommissarischen Schulleiter Thomas Weidemann und den stellvertretenden Schulleiter Christian Bolduan vertreten war.
Wie aktuell diese Messgeräte sind, demonstrierten gleich zwei Schülerinnen, die Vergleichsmessungen von ph-Werten anhand eines ph-Sensors ermittelten, die direkt auf ihr Tablet übertragen wurden, von wo sie die Werte wiederum direkt an die Wand projizierten. An der zweiten Station waren vier Sensoren gleichzeitig damit beschäftigt, den Gärprozess von Hefe mithilfe der Messgeräte zu überwachen und zu dokumentieren; ein weiterer Proband präsentierte im Eigenversuch einen EKG-Sensor, der sehr schnell verschiedene Vitalwerte misst, speichert und bereitstellt.
Hier konnte man die Ergebnisse auf dem Handy anschauen – eine App macht eine schnelle Auswertung möglich und leicht zu handhaben. Ebenfalls sehr interessant war die Untersuchung von Licht verschiedener Farben und die Auswertung ihrere Wellenlängenanteile. Alle Sensoren können mehrere sinnvoll aufeinander abgestimmte Größen messen. Im Lichtsensor sind es beispielsweise neben den Wellenlängenanteilen auch die UV-Licht-Intensität, so dass man verschiedene Materialien auf ihre Absorptionsfähigkeit untersuchen kann.
Die Auswertung des Gärprozesses bei verschiedenen Temperaturen und der Analyse der CO2-Konzentration rundete den Überblick über die verschiedenen Naturwissenschaften, die von der Anschaffung profitieren, ab.
Die Besucher vom Rotary Club zeigen sich sehr beeindruckt, unterscheidet sich dieses Arbeiten doch ganz erheblich von dem, was sie selbst aus ihrer Schulzeit noch kennen, wie sie unisono angaben. Auch wie selbstverständlich die Schülerinnen und Schüler mit den verschiedenen mobilen Ausgabegeräten und den technischen Gegebenheiten umgingen, fanden die Gäste sehr bemerkenswert.
Schüler zum selbstständigen Forschen motivieren
„Dass hier so etwas Großartiges entstanden ist, hätte ich in dieser Form nicht erwartet“ – RCA-Präsident Gerhard Kühnl war fast sprachlos über so viel High-Tech an seiner alten Schule. „Ich bin überwältigt davon, was Sie hier entwickelt haben, und auch davon, wie motiviert und bei der Sache die Schülerinnen und Schüler sind – sogar in ihrer Freizeit. Wir sind froh und glücklich, dass wir uns hier beteiligen durften.“ Auch für die Zukunft sicherte Kühnl die Unterstützung durch den Rotary Club Alsfeld zu.
„Das Schülerlabor ist in der Schulgemeinde angekommen“, freute sich auch Wilhelm abschließend, „die Idee, Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Forschen zu motivieren, etabliert und entwickelt sich. Und auch der Fachunterricht profitiert von der Ausstattung und der Möglichkeit, die Ausstattung zu nutzen und längerfristig angelegte Experimente durchzuführen.“
Für die Schulleitung äußerte sich Thomas Weidemann zu der erneuten großzügigen Spende der Alsfelder Rotarier: „Wir als Schule profitieren, wenn Schülerinnen und Schüler mit Freude lernen und Spaß dabei haben. Das Schülerlabor ist ein wichtiger Baustein in dem Bemühen, als Schule im ländlichen Raum möglichst viele Angebote zu machen.“ Die Spende der Rotarier ist ein weiterer Schritt in diese Richtung – ein Weg der Albert-Schweitzer-Schule, der sicher noch lange nicht zu Ende ist.
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