„Wir für ein sauberes Alsfeld - Kampf dem Plastikmüll“Schüler der ASS sagen dem Plastikmüll in Alsfeld den Kampf an
ALSFELD (ol). Dass das Klima in Gefahr ist, weiß man nicht erst seit gestern, dass Schülerinnen und Schüler sich jedoch in hohem Maße für die Klimarettung engagieren und selbst aktiv werden, ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Schließlich geht es um ihre Zukunft. In vielen Städten hat sich daraus die „friday for future“ Bewegung entwickelt. An der Albert-Schweitzer-Schule hingegen beschäftigt sich der Wahlunterrichtskurs „Schülerlabor“ genau damit, hier insbesondere mit dem Themengebiet Umweltverschmutzung und Gesundheit.
In der Pressemitteilung der Albert-Schweitzer-Schule Alsfeld heißt es, Kursleiterin Dr. Ulrike Laube zeigte sich beeindruckt von dem hohen Engagement der 15- bis16-Jährigen bei ihrer Arbeit. Die Hauptaufgabe war, dass jede Schülergruppe sich eines Großprojektes annimmt und intensiv mit dem gewählten Thema beschäftigt. Die Schülerinnen und Schüler wählten folgende Themen: Sucht und Drogen, Wie schädlich ist fast Food?, Wie giftig sind Zigarettenstummel in der Umwelt?, Die Folgen der Regenwaldzerstörung und Der Umgang mit Plastikmüll.
Ausführliche Recherchearbeit
Zu Beginn eines jeden Projektes war zunächst ausführliche Recherchearbeit angesagt, des Weiteren wurde experimentell im Schülerlabor am gewählten Thema gearbeitet. Dabei wurde die Wirkung von bestimmten Substanzen wie zum Beispiel Nikotinsud, Alkohol und sogar Cola in verschiedenen Konzentrationen an Wasserflöhen getestet und ausgewertet.
Dabei kamen schon ganz erstaunliche Ergebnisse heraus, beispielsweise welch geringe Konzentrationen an Nikotinsud eines Zigarettenstummels fatale Folgen für Mikroorganismen im Wasser haben. Als dritter Untersuchungsschritt standen Interviews auf dem Programm: Schülerinnen und Schüler befragten in der Fußgängerzone Passanten nach ihrer Meinung zu den genannten Themen und werteten diese aus.
Die Plastikproblematik habe die Schüler besonders betroffen gemacht, denn jedes Jahr werden zehn Millionen Tonnen Plastik unkontrolliert entsorgt, wobei der Großteil davon im Meer landet. Dabei werden ganze Ökosysteme zerstört und die die Statistiken zeigen, dass es jedes Jahr mehr wird. Mittlerweile werde Mikroplastik auch im Endverbraucher Mensch nachgewiesen. Grund genug, um den Menschen ein neues Bewusstsein nahezubringen.
Jährlich landen etwa 20.000 Tonnen Plastikmüll auf Deutschlands Straßen
Auf Deutschlands Straßen allein würden jedes Jahr etwa 20.000 Tonnen Plastikmüll landen: Achtlos weggeworfen von Menschen, denen es ganz egal sei, was sie hinterlassen und welche Folgen das für die Umwelt habe. Plastik zersetzt sich so gut wie gar nicht und benötigt je nach Material ungefähr 400 Jahre bis es nahezu zersetzt ist. „Wir haben bei unserer Umfrage in Alsfeld festgestellt, dass es den meisten Menschen durchaus bewusst ist, dass Plastikmüll zum einen nicht in die Natur gehört und zum anderen grundsätzlich schlecht für die Umwelt ist“, sagten Eren und Nabaa aus der Schülergruppe, „und trotzdem sehen sie wenig Spielraum, ihr Verhalten bezüglich des Plastikkonsums zu verändern.“
Zu verlockend sind da wohl die praktisch abgepackten Lebensmittelportionen, eingepackt in die unverwüstlichen Kunststofffolien, sowie die vielen Plastiktüten, die mittlerweile zu unserem alltäglichen Lebensstandard gehören. Ganz besonders gilt das für die vielen Schnellrestaurants, die es immer zu geben scheint. Dort entkommt man nur sehr schlecht der Wegwerfmentalität, dort werde schlichtweg alles eingepackt, sogar der Kunststoffstrohhalm bekommt noch eine Verpackung. Coffee to go- und Softdrink-Becher haben lediglich die Aufgabe, das gewünschte Getränk für einen kurzen Augenblick aufzubewahren, bis es konsumiert wurde. Danach sei es per Definition Abfall.
Genau diese Plastikflut habe die Schüler aufgerüttelt und daher haben sie sich entschlossen selbst aktiv zu werden. Den Grundstein für das aktive Vorgehen hatte bereits Mitte Januar der Umweltforscher Christian Weigand bei einem sehr mitreißenden Vortrag in der Albert-Schweitzer Schule gelegt. Er hatte auf die dramatische Situation durch den Plastikmüll in den Meeren hingewiesen und aufgezeigt, wie sich jeder Einzelne gegen die Müllflut engagieren kann, sodass die Schülergruppen nun auch selbst Hand anlegten: Sie griffen zu Müllsack und Müllzange und sammelten an mehreren Nachmittagen aus den Parks und Straßengräben Alsfelds kiloweise Abfall, der offenbar aus Autofenstern heraus entsorgt worden war.
Mehr als 50 Kilogramm Müll am ersten Nachmittag
Das Motto hieß: „Wir für ein sauberes Alsfeld! Kampf dem Plastikmüll“ – und so sind sie dann losgezogen, unterstützt vom Bauhof der Stadt Alsfeld, die diese Aktion sehr begrüßt und unterstützt hat. Das Ergebnis konnte sich bereits nach dem ersten Nachmittag sehen lassen: Mehr als 50 Kilogramm Müll trugen die Schülerinnen und Schüler in wenigen Stunden zusammen. „Dabei wurde nun auch ganz nebenbei das Bewusstsein der Jugendlichen sensibilisiert, nämlich dass sie selbst keinen Müll mehr in die Umwelt werfen“, freute sich Kursleiterin Frau Dr.Laube, „im Gegenteil: Sie machen jetzt auch ihre Mitmenschen darauf aufmerksam, wenn sie sie beim wilden Müllentsorgen erwischen.“
„Wir fanden es wirklich schlimm, wie sorglos Menschen mit ihrem Müll umgehen“, lautet ein Fazit der Schülerinnen und Schüler: „Gerade an den Straßenrändern von Autobahnauf- und abfahrten türmt sich der Abfall, der achtlos aus Autofenstern entsorgt wird – nach dem Motto: „Mein Auto ist sauber, der Rest geht mich nichts an.‘“
Aus Autofenstern fliegen aber nicht nur Essensverpackungen, sondern auch unzählige Zigarettenkippen. Wie schädlich diese für die Umwelt sind, hat bereits eine Gruppe des WU-Kurses Schülerlabor nachgewiesen, doch den wenigsten Rauchern scheint dies bewusst zu sein – ganz abgesehen von der Brandgefahr bei noch glimmenden Zigaretten. „Wir wären dafür, dass solche Vergehen verfolgt und auch bestraft werden“, waren sich die jungen Umweltschützer einig.
Am Ende ihrer Projektarbeit haben sich die ASS-Forscher nun beim Bundesumwelt-Wettbewerb (BUW) beworben, eine Initiative vom Leibniz Institut für Pädagogik und Naturwissenschaften in Kiel. Das Wettbewerbsmotto hieß: „Vom Wissen zum nachhaltigen Handeln“ und nun bleibt zu hoffen, dass die Jury Gefallen an den Projekten findet und es vielleicht sogar ein Preis dafür gibt. Wenn nicht, steht eine Gewinnerin jetzt schon fest: Die Stadt Alsfeld hat viel gewonnen mit jungen Menschen, die mit Bewusstsein und offenen Augen unterwegs sind.
Gut: Nicht nur ein reines Müllsammel-, sondern auch ein Informations-Projekt.
Sehr gut: Selbst aktiv etwas gegen die Plastikflut und den Unverstand vieler Mitbürger („Entsorgung“ in die Landschaft) zu unternehmen und so das eigene Verhalten richtig zu konditionieren. Mit der Pest sind wir fertig geworden. Mit der Plastik-Pest sollte das auch möglich sein.
Aber es wird nicht leicht, weil das komplette Selbstbedienungs- und Distributionssystem des Handels umorganisiert werden muss. Anderes Beispiel Kliniken. Was da in der Pflege aus hygienischen Gründen an Verpackungsmüll produziert wird, ist ungeheuerlich. Dies zu ändern erfordert viel Zeit und damit Personal. Und die sind ja nun derzeit die knappsten Ressourcen!
Alle Achtung, einfach toll.
Hans Zimmer
Vorbildliche Aktion, die neue Generation hat mehr Grips drauf als die ganzen Lobbyisten und Industrie Marionetten die uns Beherrschen.
Tolle aktionen! ? nicht nur „Schule Schwänzen“ sondern aktiv was tun. Super