Insolvente Firma mit zuletzt 51 ArbeitsplätzenAlsfelder Wellemöbel-Werk wird geschlossen
ALSFELD (jal). Die Rettung der Firma Wellemöbel mit einem Werk in Alsfeld hat nicht geklappt. Das Werk in Alsfeld sowie die Möbelfabrik am Hauptsitz des Unternehmens in Nordrhein-Westfalen werden zum 1. April geschlossen. Entsprechende Medienberichte bestätigten zwei Mitarbeiter der Firma gegenüber Oberhessen-live.
Bereits zwei Mal seit 2002 war es der Firma aus Bad Lippspringe in NRW gelungen, sich durch Insolvenzverfahren zu erholen. Ein drittes Mal scheiterte das nun. Zwei Mitarbeiter der Firma bestätigten gegenüber OL einen Bericht des Senders Radio Hochstift, wonach die Arbeit in den Möbelwerken am Montag eingestellt wird. In Alsfeld waren nach einigen zurückgenommen Kündigungen einem Bericht der Neuen Westfälischen nach noch 51 Mitarbeiter beschäftigt, in Bad Lippspringe waren es etwa 185. Die Schwierigkeiten der Firma wurden bekannt, als im Herbst vergangenen Jahres zumindest teilweise bei den Beschäftigten die Löhne ausblieben.
„Ein bisschen Hoffnung war noch da bei allen Mitarbeitern, weil die Leistung der letzten drei beziehungsweise vier Monaten ok war“, sagte ein Mann, der lange Jahre bei Welle in Alsfeld gearbeitet hat, zu OL. Ein Kollege von ihm, der Jahrzehnte in der Firma beschäftigt war, will auch am letzen Tag im Werk erscheinen: „Ich bin bis zuletzt mit Welle mitgegangen, und ich werde die letzen Schritte auch mitgehen.“ Dem Vernehmen nach könnte es sein, dass zumindest einige Mitarbeiter noch damit beauftragt werden, das Werk in Alsfeld abzuwickeln.
Dem Bericht von Radio Hochstift zufolge hatte der Insolvenzverwalter Frank Kebekus, der auch die Insolvenz der Fluggesellschaft Air Berlin verwaltete, mit diversen Investoren Gespräche geführt. In der letzten Woche hätten die zwei verbliebenen Interessenten endgültig abgesagt.
„Wir bedauern diese Entwicklung sehr, zumal wir mit großem Engagement der Mitarbeiter und auch eines Teils der Kunden den Geschäftsbetrieb seit Einleitung des Verfahrens fortgesetzt haben, in der Hoffnung, einen Investor finden zu können“, zitiert die Neue Westfälische Kebekus. Dem Düsseldorfer Anwalt nach sollen mit einer zweistelligen Anzahl an Interessenten Gespräche über eine Rettung der Firma geführt worden sein.
Hoffnung für Logistik-Sparte
Zu Wellemöbel, die Systemmöbel wie Jugendzimmer und Büroeinrichtungen hergestellt haben, gehört auch die Logistik-Sparte Howelpa in Paderborn. Für die 25 dort Beschäftigten soll es noch etwas Hoffnung geben, da dort die Investorensuche weitergehe.
Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule sagte auf Anfrage von Oberhessen-live zu dem jetzigen Aus für das Welle-Werk: „Das sind keine guten Nachrichten. Jetzt gilt es zunächst, den Mitarbeitern, die vor der Arbeitslosigkeit stehen, jede mögliche Hilfe anzubieten. Seitens der Stadt zum Beispiel mit der Weiterleitung von Bewerbungen in unseren Verteiler heimischer Unternehmen, gegebenenfalls auch mit Beratungsgesprächen, wie bereits angekündigt.“
Die Firmenleitung hatte bereits im vergangenen Herbst auf den umkämpften Möbelmarkt verwiesen und unter anderem Billig-Konkurrenz aus Osteuropa für die Schwierigkeiten verantwortlich gemacht. Aus dem Umfeld der Mitarbeiter warf man hingegen der Chefetage Missmanagement vor. So seien Reformen, die der Firma geholfen hätten, aus schwierigen Zeiten herauszukommen, wieder zurückgenommen worden. Die Firma Wellemöbel bestand seit dem Jahr 1896.
Wir hatten Mitte November Möbel bestellt, die Ende März geliefert werden sollten. Also die Auftragbücher scheinen voll gewesen zu sein. Wie kann es sein, dass dann die Firma pleite geht? Tut mir leid für all die Mitarbeiter. Ich hoffe als Käufer, der nicht nur billig-billig kaufen, sondern das Konzept Möbel Made in Germany unterstützen wollte, das vor Monaten gezahlte Geld vom Zwischenhändler wieder zu bekommen.
Bei vollen Auftragsbüchern pleite gehen? Seit der Banken- und Finanzkrise 2008/2009 ein verbreitetes Phänomen (siehe https://www.zeit.de/2009/31/Kolumne-Staatsbeteiligung). So ist er, der böse Kapitalismus. Manche fahren auf der Suche nach einem besseren Leben zum Verdursten sogar mit dem Schlauchboot mitten aufs Meer. Nur wer die Spielregeln perfekt beherrscht, kann selbst im Haifischbecken noch Profit machen. Oder haben Sie schon mal davon gehört, dass ein Hai im Meer verdurstet ist?
@Julius
Tja, dann denk doch mal an die Leute, die diese Möbel kaufen sollen. Die bekommen auch bloß nicht mehr Geld in ihren Jobs, aber das Preisniveau steigt kontinuierlich. Da sind 10€ Preisunterschied halt nicht mehr so irrelevant wie manche Leute immer denken. Ergo sind die Käufer drauf angewiesen, günstigere Angebote zu finden und dann wird eben bei ausländischen Unternehmen gekauft.
Natürlich ist diese Entwicklung schlecht, das steht nicht zur Debatte, aber ohne angeglichenes Lohnniveau werden die teureren Möbel auch nicht gekauft werden.
Bezahlt die Leute besser, dann können sie sich auch teureres leisten. Mir ist durchaus bewusst, dass das ein Kreislauf ist und man argumentieren kann, dass die Käufer doch anfangen sollen und mehr Geld ausgeben, damit es den Unternehmen besser geht. Wir wissen aber alle, in wen dieses Geld gesteckt wird. Vorstände und Geschäftsleitungen. Beim kleinen Mitarbeiter kommt davon nichts an. Und deswegen wird sich daran auch nicht ändern. Die Geizmentalität wird von Unternehmen und Chefs vorgelebt und daran wird sich auch der Mitarbeiter in seiner Entscheidungsfindung orientieren, wenn er etwas kauft. Ist ein ganz einfach Prizip namens Lernen am Modell.
Ich mag Oberhessen live wirklich, aber in jedem Bericht sind Rechtschreibfehler, kontrolliert ihr das nicht nochmal bevor es online geht? Mich stört das total.
Das kommt davon wenn alle Müll aus China kaufen bzw bei Ebay/Amazon bestellen ala Geiz ist Geil, ach wie toll ich habe 10€ gespart aber vor Ort gehen alle Firmen Pleite, weil keiner an die denkt.