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KOMMENTAR zur Marktplatzgestaltung in AlsfeldDie Pläne der Stadt atmen den Geist des Ausgleichs

MeinungMEINUNG|ALSFELD. Es waren ziemlich viele Informationen innerhalb von der kurzen Zeit von nicht einmal zwei Stunden, aber was da von Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule im Marktcafé über die Zukunft des Marktplatzes vorgestellt wurde, zeichnet schon jetzt ein künftig idyllisches und gemütliches Bild der neuen Alsfelder Stadtmitte. Viel wichtiger aber noch ist eine Sache: Die Stadt hat sich um einen Ausgleich bemüht. Sie hat damit ein Zeichen gesetzt und bewiesen, dass ihr die Wünsche der Bürger wichtig sind. Ein Kommentar von Luisa Stock.

Einen richtigen Rattenschwanz hatte das Thema im vergangenen Jahr hinter sich her gezogen, ein Rattenschwanz aus unterschiedlichen Meinungen, aus Diskussionen und auch aus Kritik. Kein Wunder, ging es doch um einen der bekanntesten und beliebtesten Plätze in Alsfeld, den Marktplatz. Der soll in den kommenden Jahren saniert und auf Vordermann gebracht werden. Bei der Gestaltung sollten auch die Alsfelder Bürger ein Mitspracherecht erhalten. Irgendwie wollte das zunächst aber nicht klappen.

Nunja, am Ende hat es dann doch geklappt und die Stadt hat in eine größere Online-Befragung angelegt, die den Bürgern ein Mitbestimmungsrecht gab. Eine gute Entscheidung und ein wegweisender Schritt für die Gemeinschaft in der Stadt. Vielleicht hat auch das dazu beigetragen, dass am Dienstagabend das Marktcafé, wo die Pläne vorgestellt wurden, voll war. Das war ein ganz anderes Bild als bei den ersten Workshops über das Thema, die vor der großen Umfrage stattfanden. Damit zeigt sich wiedermal: Nimmt man die Wünsche der Bürger wirklich wahr, wächst auch das Interesse der Bevölkerung an einem Thema.

Die Pläne, die die Stadt nun vorstellte, atmen den Geist des Ausgleich. Die Verantwortlichen haben versucht, bei strittigen Fragen einen Mittelweg zu finden, mit denen alle Seiten vielleicht nicht voll zufrieden sind, aber leben können.

Gut gefüllt war das Alsfelder Marktcafé zur Informationsveranstaltung zur Altstadtsanierung 2.0. Fotos: ls

So soll es ein spezieller, barrierefreier Weg rund um den Marktplatz Rollstuhlfahrern einfacher machen, sich in der historischen Stadt mit ihren Unebenheiten fortzubewegen. Gleichzeitig soll das alte Pflaster jedoch in überarbeiteter Form erhalten bleiben, was sich nicht nur den Denkmalschutz, sondern auch viele Alsfelder freuen dürfte, die das Pflaster hübsch finden. Weil sich einige einen autofreien Marktplatz wünschen und anderen die Parkmöglichkeiten direkt in der Altstadt wichtig sind, einigt man sich in der Mitte: eine Parkreihe fällt weg, die andere bleibt bestehen. Und um die Interessen von Autofahrern und Radfahrern auszugleichen, gibt es im Gesamtbild betrachtet für beide mehr Raum: Mit einem Parkdeck für Autos in der Schellengasse, und mehreren Fahrradständern und einer E-Bike-Ladestation am Marktplatz.

Bürgermeister Paule bevorzugte zwar auch schon vor der großen Umfrage Mittelwegslösungen wie den Verzicht auf eine Parkreihe anstatt auf alle beide auf dem Marktplatz. Jetzt, nach dem Voting der Bürger, steht die Entscheidung dazu aber auf einem wesentlich festeren Fundament. In dieser von Populismus geprägten Zeit ist der Kompromiss etwas aus der Mode geraten. Die Stadt Alsfeld hat jedoch nun gezeigt, dass sich in einer Demokratie das Miteinander verschiedener Interessen am besten organisieren lässt, wenn zum einen die Wünsche der Bürger gehört werden – und zum anderen alle Seiten einen Schritt aufeinander zu gehen. Und das ist doch eine wahrlich gute Nachricht.

4 Gedanken zu “Die Pläne der Stadt atmen den Geist des Ausgleichs

  1. Parkplätze für Autos sind eine Entwicklung, die nicht aufzuhalten sind. Die Supermärkte zeigen den Trend an. Wer sich dagegenstellt hat in Zukunft leerstehende Geschäfte.
    Der Leerstand in der Altstadt ist eine Entwicklung, die momentan nicht zu stoppen ist. Deshalb hat es mich schon überrascht, das „Kompromisse“ eine Lösung des Problems sein sollen.

  2. Der Markplatz ist zu 75 % autofrei. Man kann nicht auf der einen Seite autofreie Innenstädte fordern und auf der anderen Leerstände und verödete Innenstädte bejammern, wir leben nunmal in einer automobilen Gesellschaft. Es kann keiner ernsthaft die Ladengeschäfte schädigen wollen, die haben’s durch den Internethandel schwer genug.

  3. In Gefahr und größter Not / bringt der Mittelweg den Tod! (Friedrich von Logau, Sinngedichte, Nr. 89). Was z.B. unter Millitärs durchaus einleuchtet, ist vielleicht bei der Altstadtsanierung als Maxime nicht so zu empfehlen. Denn brutale Eingriffe werden weder vom Denkmalschutz unterstützt, noch möchten die Bewohner historischer Ensembles eines Morgens aus dem Fenster schauen und sich in einer fremden Umgebung wiederfinden.
    Im Unterschied zu vielen Umweltfanatikern finde ich riesige Drahtesel-Ansammlungen genauso hässlich wie ausgedehnte Parkplätze für PKWs. Und großflächige Solaranlagen auf historischen Gebäuden sind auch nicht mein Ding. Es reicht schon, wenn einem die Windkraftgiganten neuester Bauart in jeder denkbaren Blickrichtung die Landschaft verstellen. Insofern sind behutsame Eingriffe in das Alsfelder Fachwerkidyll sicher vertretbar, auch wenn am Ende zunächst mal viel Unzufriedenheit herrscht, weil sich nirgends die „reine Lehre“ durchgesetzt hat.

  4. Die sollen ihr „SCH…“ Parkhaus auf den Parkplatz neben der Katholischen Kirche bauen…. da konnen die so hoch baun wie sie wollen…..

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