Romrods Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg stellt sich den Fragen der BürgerInfoabend zu Luwia: Applaus und ein versöhnlicher Ausgang
ROMROD (ls). Wie steht es um das LuWiW in Romrod? Etwa 150 Bewohner der Stadt wollten das am Mittwochabend wissen und kamen zu einem Infoabend in das Bürgerhaus. Auch wenn die Politik heftig über das Projekt streitet – die anwesenden Bürger schienen eher an Details interessiert, als wütend auf die Verwaltung zu sein.
Die Stühle sind restlos besetzt an diesem Mittwochabend im Romröder Bürgerhaus. Laute Unterhaltungen schallen aus allen Ecken des hohen, sanft beleuchteten Saals. Es ist 18.50 Uhr. Im Minutentakt kommen weitere, meist ältere Bürger durch die Holztür und blicken sich um. Weitere Stühle werden sorgfältig in einer weiteren Stuhlreihe im hinteren Teil des Saales aufgebaut und gleich wieder besetzt. Vor den Stuhlreihen, am Kopf des Saales, hat der Magistrat der Stadt ein einer Reihe aus Tischen Platz genommen. Bürgermeisterin Birgit Richtberg steht auf der rechten Seite des Raumes, vertieft in ein Gespräch, den Blick immer wieder auf die Baupläne werfend, die an der Wand hängen.
Um 19.05 Uhr ist es dann so weit: Richtberg ergreift das Mikrofon, begrüßt die rund 150 Zuhörer und steigt direkt in das Thema ein. Aufklären wolle man, hieß es im Vorfeld von Seiten der Stadt – und mit den „Gerüchten und Fehlinformationen“ aufräumen, die angeblich zum Seniorenwohnprojekt LuWiA kursieren, seitdem durch einen Bericht von OL bekannt wurde, dass der Vertrag mit dem vorgesehenen Mieter SozioVita geplatzt ist.
„Ziel ist es nicht, dass wir alle am Ende des Abends die gleiche Meinung haben, Ziel ist es aber, dass wir alle am Ende des Abends ein klares Bild haben“, sagt Richtberg selbstbewusst und erntet zustimmendes Nicken aus den Reihen. Gerüchte, so sagt sie, gelte es entgegenzuwirken. Entstanden seien die, weil es sich von Anfang an um ein schwieriges Projekt gehandelt habe, auf das jedoch „ein Stück Zukunft gebaut wird“, wie sie eine Stunde später resümieren wird. Und dann erzählt Richtberg. Rund 60 Minuten lang geht sie in allen Einzelheiten auf das Projekt, die Planung, Meilenschritte und die Schwierigkeiten ein. (Lesen Sie an dieser Stelle noch einmal die Chronologie des Projekts).
Noch immer Stillschweigen über Namen der Interessenten
„Nach all den Nachrichten in der letzten Zeit stehen wir jetzt vor einer Frage: Wer wird der neue Betreiber?“, ist mit eine der ersten Fragen, die aus dem Publikum von Ingo Schwalm kommt. „Ich hoffe auf einen Betreiber, der einen guten Namen hat, der sich um gutes Pflegepersonal kümmert und der aus der Gegend kommt“, sagt Schwalm, DGB-Kreisvorsitzender und SPD-Kreistagsmitglied. Das Alleinstellungsmerkmal, das man in Romrod geschaffen habe, stehe und falle mit gutem Personal.
Auch wenn er dankbar sei über den Informationsabend, habe er sich solche ausführlichen Informationen schon früher gewünscht, da die Infos aus seiner Sicht eher „tröpfchenweise“ kamen. „In Sachen LuWiA haben wir aus meiner Sicht fortlaufend berichtet. Ich bin nicht der Meinung, dass mehr hätte kommen müssen. Mit allen Partnern haben wir uns gegenseitige Vertraulichkeit zugesichert und dann gehört es dazu, dass wir manche Sachen erst dann bekannt geben, wenn es im Interesse beider Seiten ist. Wir haben uns immer bemüht, die Dinge geordnet nach vorne zu bringen“, verteidigt sich die Bürgermeisterin und erntet dafür Applaus aus den Reihen. Die Anmerkung Schwalms dürfte an diesem Abend die wohl kritischste Wortmeldung gewesen sein.
Auf die Frage einer Bürgerin, was passiert, wenn man keinen neuen Betreiber findet, erklärte Richtberg, man könne das Gebäude auch verkaufen oder aber selbst betreiben. Das seien jedoch Notfallpläne und nichts, was sie sich wünsche. Wieder gibt es Applaus. Es sind weniger grundsätzliche Dinge, die die Zuhörer beschäftigen, sondern vielmehr Details – über die Einrichtung des Hauses, zum Beispiel. Ende wirkt ein Eindruck nach: Die anwesenden Romröder scheinen zufrieden zu sein mit dem Abend. Das ist zumindest insofern bemerkenswert, als dass in den letzten Wochen auch von Seiten der Bevölkerung häufiger Kritik an dem Projekt als solchem zu vernehmen war.
„Ich möchte der Frau Richtberg danken. Ob das Projekt einem gefällt oder nicht, ich möchte mich mit vollem Herzen bei Ihnen bedanken“, sagt eine Zuhörerin. „Dass wir hier stehen und Dinge ansprechen können, das zeugt von der Stärke einer Gemeinde. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken“, stimmt auch Richtberg sichtlich erleichtert zu und erntet zum Abschluss nochmals zufriedenen Applaus. Nach nicht einmal zwei Stunden leert sich das Bürgerhaus wieder.
Eröffnung nicht vor Juni geplant
Was den Sachstand des Projekts angeht, so erfahren die Romröder folgendes: 15 Interessenten gibt es nach Auskunft der Stadt, mit 13 davon habe man persönlich Kontakt aufgenommen, bei fünf davon seien vertiefte Kontakte entstanden und von zweien habe man eine Zusage, erklärt die Bürgermeisterin. Zwei Gesprächstermine seien noch offen. Gemeinsam mit allen Fraktionen der Romröder Stadtverordnetenversammlung wolle man sich nun beraten und bis Ende Februar, spätestens Anfang März, eine Entscheidung finden.
„Wenn man im Juni eröffnen will, dann ist März, also drei Monate vorher, meiner Meinung nach, der letztmögliche Zeitpunkt, an dem die Entscheidung getroffen werden sollte. Der künftige Betreiber braucht Zeit, um planen zu können“, sagt Richtberg. Bis der neue Betreiber öffentlich bekannt gegeben wird, muss man sich also noch ein bisschen gedulden. Bis zur Eröffnung allerdings auch, denn die wird es vor Juni eher nicht geben.
Das ganze LUWIA-Projekt ist so überragend wie die Beschallungsanlage im Bürgerhaus. Seit Jahren ein Desaster, aber es geht immer weiter.
…saßen auf der Straße und erzählten sich was (vermutlich Gerüchte über LuWiA).
Gegen suboptimale Beschallung gibt es doch was von ratiopharm. Versuchen Sie das mal, Herr HIRSCH: https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=qQjf8i-CICM
Rööööarrrr….Röööööarrrr….Rööööööar – und das Desaster geht weiter.
Moin, nur mal mein Meinung was ja noch in Deutschland erlaubt ist. Was hat eigentlich Luisa Stock für diesen Beitrag an finanzieller Unterstützung erhalten? , Der Text ist nur Pro Birgit. Kann denn auch mal jemand nachvollziehen wie sich die Romröder fühlen die den ganzen Quatsch zahlen müssen !!! Keine Info zur Finanziellen Lage u.a.
„Was hat eigentlich Luisa Stock für diesen Beitrag an finanzieller Unterstützung erhalten? Der Text ist nur Pro Birgit.“
Bei allem Respekt, aber so schludrig kann man mit den Tatsachen nicht verfahren!
Ihre Frage unterhält eine Unterstellung, die m.E. ehrabschneiderisch ist. Sowas kann man vielleicht mal scherzhaft „unterstellen“. Aber eine Journalistin hier mehr oder minder direkt als käuflich hinzustellen, erfüllt den Straftatbestand der Beleidigung; „Nur mal mein[e] Meinung, was ja noch in Deutschland erlaubt ist“? DAS jedenfalls nicht! Siehe Art. 5, Abs. 2 GG (https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_5.html).
Und „nur Pro Birgit“ stimmt nicht einmal. Die Autorin des Artikels bemüht sich zwar um eine gewisse Zurückhaltung und stellt die Bürgermeisterin als Hausherrin und Veranstalterin in den Mittelpunkt. Doch fehlt es nicht an Hinweisen auf eine gewisse Distanz gegenüber den von Frau Richtberg vertretenen Positionen. Beispiele:
– Weitgehende Wiedergabe der Standpunkte von Frau Richtberg als Zitat oder in indirekter Rede. Damit macht die Autorin deutlich, dass sie sich diese selbst nicht zu eigen macht.
– „Die Anmerkung Schwalms dürfte an diesem Abend die wohl kritischste Wortmeldung gewesen sein.“ Impliziert eine milde Kritik an dem sehr handzahmen Publikum.
– „…stimmt auch Richtberg sichtlich erleichtert zu“ und „…verteidigt sich die Bürgermeisterin“ deuten an, dass erhebliches Konfliktpotenzial vorhanden ist, das fort besteht, und dass der Abend für die BgM*in auch anders hätte verlaufen können.
Dafür, dass eine Veranstaltung in eigener Sache vor eigener Anhängerschaft letztlich im Sinne der eigenen Dramaturgie „wunschgemäß“ verläuft, kann Frau Stock nichts. Sie hat genau dies berichtet und atmosphärisch gut beschrieben.
Danke, Anke! Bitte, Birgitte! Diese Filter-Bubbel-Bürgerbeschwichtigungs-CDU-Wähler-Kuschel-Wir-für-Romrod-warme-Gedanken-und-Dankeshymnen-Austausch-Phrasen-Veranstaltung war ja vielleicht zu allem Möglichen angetan, aber wohl kaum dazu, ein klares Bild zu vermitteln und der Entstehung von Gerüchten entgegen zu wirken.
So hört es sich übrigens laut „OL“ an, wenn der Vulkan-Schildbürger auf dem Schildvulkan von der Obrigkeit schonungslose Aufklärung erheischt und mit warmen Worten aus der Echo-Kammer abgespeist wird: >> „Ich möchte der Frau Richtberg danken. Ob das Projekt einem gefällt oder nicht, ich möchte mich mit vollem Herzen bei Ihnen bedanken“, sagt eine Zuhörerin. „Dass wir hier stehen und Dinge ansprechen können, das zeugt von der Stärke einer Gemeinde. Dafür möchte ich mich bei Ihnen bedanken“, stimmt auch Richtberg sichtlich erleichtert zu und erntet zum Abschluss nochmals zufriedenen Applaus. Nach nicht einmal zwei Stunden leert sich das Bürgerhaus wieder.<<
Was ist da mal wieder schief gelaufen?
Richtberg-Mund tut Wahrheit kund / Doch ist zur Freude das kein Grund.
Denn es geschieht eher unfreiwillig. O-Ton BgM*in: "In Sachen LuWiA haben wir AUS MEINER SICHT fortlaufend berichtet." Genau da liegt ja das Problem. Es wurde fortlaufend aus Sicht der Bürgermeisterin/CDU berichtet. Über ein "von Anfang an […] schwieriges Projekt" […], auf das jedoch "ein Stück Zukunft gebaut" werde.
Was von der Seriosität politischer Verlautbarungen zu halten ist, wenn's schwierig wird und um die Zukunft geht, haben wir doch eigentlich oft genug erlebt. Eine beliebig erweiterbare Liste berühmter Beispiele:
– "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" (Walter Ulbricht kurz vorm Mauerbau).
– "Wir sehen keinen Grund zu Steuererhöhungen zur Finanzierung der deutschen Einheit" (Kohl 1990).
– "Er [Kohl] versprach, die Kosten der Einheit 'aus der Portokasse' zu zahlen."
– "Die Renten sind sicher!" (Norbert Blüm am 10. Oktober 1997, anlässlich der beispiellosen Absenkung des Rentenniveaus durch die "Rentenreform").
– "Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind. Auch dafür steht die Bundesregierung ein." (https://www.youtube.com/watch?v=rivy_FnlaCI)
"Wir haben uns immer bemüht, die Dinge geordnet nach vorne zu bringen." Ein mutiger Satz am Rande eines Abgrunds, dessen Existenz man leugnet oder verdrängt. Und morgen ist man einen Schritt weiter. Da wird man unangenehm an den Flughafen Berlin-Brandenburg erinnert, dessen Eröffnung bereits seit 2012 ständig verschoben wird (könnte sich bei LuWiA wiederholen), während man die Baustelle "ordnete", aber nichts "nach vorn" umgesetzt wurde (https://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1550703/). Romrod ist nicht Potsdam, aber der Geordnet-Nach-Vorn-Politiker-Sprech ist derselbe. Und "sich immer bemüht zu haben", heißt nicht, dass man in Romrod besser dasteht als am rand von Berlin. Da mag das harmoniesüchtige Auditorium noch so zufrieden und aus vollem Herzen danken, nicken und applaudieren. Von den "Meilenschritten" zur Überwindung der bestehenden Schwierigkeiten ist wenig zu hören. Stattdessen gibt es Notfall-Pläne: Verkauf des LuWiA-Neubaus (zu wieviel Prozent der Baukosten?) und Eigenbetrieb durch die Stadt Romrod (um Himmels willen!). Aber der geheimnisvolle Unbekannte als zukünftiger Betreiber wird im letzten Moment schon alles richten. Wissen die dankbaren Bürger Romrods, weil sie noch an (Politiker-)Märchen glauben. Angesichts der "Meilenschritte" denkt man da unwillkürlich an die Siebenmeilenstiefel der Gebrüder Grimm. Hört's euch mal an. Die Parallelen sind teilweise verblüffend: https://www.youtube.com/watch?v=IsqSNdEfpG0