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GLOSSE über die neuste Errungenschaft in Homberg (Ohm)„Hundekotbeutelspender“ – das vielleicht schönste Wort der deutschen Sprache

MeinungGLOSSE| HOMBERG (OHM). In Homberg sind jetzt an vielen Ecken Hundekotbeutelspender zu finden. Was bitte beweist die Überlegenheit der deutschen Sprache besser als dieses Wort? Ein Glosse von OL-Chef Juri Auel.

In der Talkshow des US-Entertainers Jimmy Fallon nahm kürzlich Schauspieler Christoph Waltz Platz – der, von dem man sich wünscht, er wäre Deutscher, weil er sehr, sehr erfolgreich ist. Leider hat es bei Waltz nur zum Österreicher gereicht. Aber weil man dort ja bekanntlich auch so etwas ähnliches wie Deutsch spricht und das Publikum unterhalten werden möchte, gab es in der Show ein kleines Spiel für Sprachliebhaber.

Waltz ließ seinen Gastgeber raten, was bestimmte deutsche Worte wohl im Englischen bedeuten. Dabei konnte man sogar als Muttersprachler noch etwas lernen. Denn wer hätte gedacht, dass es tatsächlich das Wort „Waldeinsamkeit“ gibt, das laut Duden die „Abgeschiedenheit des Waldes“ beschreibt?

Doch wer über die deutsche Sprache staunen möchte, der muss keine US-Talkshows gucken. Es reicht ein Blick in die heimische Zeitung. Dort war jüngst zu lesen, dass sich in Homberg Ohm seit kurzem „Hundekotbeutelspender“ finden lassen.

Mehrere, ach was, unzählige Hauptworte zu einem verschmelzen zu lassen, das klappt so hübsch wohl nur im Deutschen. Und besonders in hiesigen Amtsstuben achtet man penibel drauf, dass dieses Kulturgut vernünftig gepflegt wird – indem man auch gerne mal seine Grenzen auslotet. Die Amis sollen ja weiterhin über unsere Kunst staunen können.

Es wäre also nicht überraschend, wenn neben den Hundekotbeutelspendern in Homberg bald Hundekotbeutelspenderbenutzerhandbücher zu finden sind, die der Hundekotbeutelspenderbenutzer nach der Nutzung bitte auf das Hundekotbeutelspenderbenutzerhandbuchablagebrett zu legen hat.

Als längstes Wort in der deutschen Sprache galt übrigens mal das „Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“, abgekürzt RflEttÜAÜG. Bei der Einbringung der Regelungen sollen die Abgeordneten in Mecklenburg-Vorpommern unverständlicher Weise in Gelächter ausgebrochen sein. Als das Gesetz 2013 aufgehoben wurde, verschwand auch zumindest ein bisschen das Wort dafür. Schade eigentlich. Dabei war das doch so schön griffig.

Anmerkung der Redaktion: Eine Glosse ist ein journalistisches Stilmittel. Es zeichnet sich durch satirischen, zugespitzten Charakter mit teils polemischen Zügen aus, hat aber zumeist eine wahre Nachricht als Kern – so wie hier der Fall.

6 Gedanken zu “„Hundekotbeutelspender“ – das vielleicht schönste Wort der deutschen Sprache

  1. Sehr schön wäre es, wenn gefüllte Hundekotbeutel auch in die Mülltonne wandern. Es soll ja Zeitgenossen geben,die Hundekot verpacken und die gefüllten Beutel in der Landschaft ablegen…, warum auch immer…!

    1. Tja, Herr Fischer… Fischkot muss man natürlich nicht einbeuteln. Da verhalten sich die Kiemenatmer wie der gemeine Schwimmbadbenutzer: Oben unbefangen gucken, während man sich unter der Wasseroberfläche nach allen Regeln der Verdauung erleichtert. Doch was macht der geplagte Hundebesitzer, wenn er den lauwarm gefüllten Hundebeutel um den Zeigefinger kreisen lassen muss, weil in der Nähe natürlich K-E-I-N-E Dogstation aufgestellt ist, wo die eingetütete Tretmine zeitnah entsorgt werden kann. Was liegt da näher, als die heimischen Gehölze damit zu dekorieren, wie man es vom deutschen Brauchtum her seit Generationen gewohnt ist (Weihnachtsbaum, Osterstrauch, Maibaum, Fronleichnams-Prozessionsweg-Deko etc.). Statt hier sinnvolle Lösungen und zweckdienliche Angebote zu schaffen, bauen hessische Gemeinden Drohkulissen auf (Bußgelder o.ä.!), um den Tier- und Wanderfreund davon abzuhalten, seine Lieblingsstrecken mit falschen Meisenknödeln zu markieren. So ist es halt. Das eine zieht jeweils das andere nach sich. Früher gab es mitten in unberührter Natur die Köhlerhütten, wo wettergegerbte und rußgeschwärzte Menschen die Meiler beschickten. Warum keine Biogasanlagen auf Hundekot-Basis? Wie viele Wegzeichen und Schutzhütten könnten bereits in hellem Licht erstrahlen?

      1. Ja, der Neuntöter hat mir’s erzählt…
        Nach dieser quasi natürlichen Methode lässt sich der unangenehme Weggefährte im schönsten Spenderbeutel der Welt vortrefflich am Wegesrand anpinnen. Hier ein gelungenes Beispiel aus Butzbach (https://www.stadt-butzbach.de/wp-content/uploads/img_5a578702e5a49-313×229.png), was die dortigen Stadtväter allerdings spielverderberisch mit erheblichen Bußgeldern ahnden (https://www.stadt-butzbach.de/buerger-service/hundekotbeutel-richtig-entsorgen/).
        Bürger, wehrt Euch! Ich sage nur Fundbüro. Jeder hat doch noch jede Menge von der Oma ererbter oder längst aus der Mode gekommener billiger Handtaschen im Kleiderschrank oder auf dem Dachboden. Kein ehrlicher Finder ist verpflichtet, den Inhalt ehrlich gefundener und abgegebener Fundstücke zu überprüfen.;D

  2. >> If a dog make[s!] his „business“… << So viel Zeit muss sein, trotz Satire!
    Vom falschen Englisch zum richtigen Deutsch: Die Deutschen sind sowohl aktiv als auch passiv ein Volk von Spendern. Vormittags noch selbst Blutspender, lässt man sich vielleicht schon wenig später von Spende-Vorrichtungen aller Art verwöhnen, neudeutsch auch gern als "dispenser" anglisiert: Seifenspender = Soap dispenser. ABER (!!!): Samenspender = sperm donor (ha, ha, reingefallen!).
    Muss man das alles wissen? Ja, wär' schon gut! Denn es ist ja noch viel komplizierter. Das Deutsche unterscheidet nämlich nicht zwischen dem dispenser und dem donor. So kann es sich beim Hundekotbeutelspender um Spender im aktiven wie im passiven Sinne handeln, d.h. sowohl um jemanden, der sich von einem Gerät etwas spenden lässt, als auch um einen Menschen, der beispielsweise einem unschuldig in Not geratenem Besitzer eines total verfressenen Hundes einen Kotbeutel zwecks Tretminenbeseitigung zuwendet. Sehr drastisch tritt diese Mehrdeutigkeit bei Begriffen wie "Freudenspender" in Erscheinung, hinter denen sich nicht nur summende und brummende Gerätschaften des gehobenen Sanitärbedarfs, sondern sogar ganze Berufssparten des Dienstleistungssektors verbergen können.
    Ja, die Sprache ist so reich wie das Leben, das sie spiegelt.

  3. Hallo Herr Auel, sehr schöne Glosse, die mich inspirierte,mal den englischen Begriff für den „Hundekotbeutelspender“ zu finden: “ dogwastebagdispenser“! Ich hätte noch eine Ergänzung dazu: „If a dog make his „business“, the dogleader takes only one dog excrementbag from the doggeys…..and take it in his home! Mein Vorschlag: Eine „Beutelentsorgungsanleitung“ wäre vielleicht sogar hilfreich an den „Hundekotbeutelspender“ anzubringen, vielleicht sogar auf Deutsch: „Eine Beutelentsorgungsanleitung“ und Englisch: „A bagdisposalinstruction“!!! Ist übrigens alles satirisch gemeint! :)

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