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KOMMENTAR zur Vertragskündigung bei Seniorenprojekt in RomrodLuwia: Alle Trümpfe liegen jetzt bei SozioVita

MeinungMEINUNG|ROMROD. Jetzt ist es ganz offiziell: Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg hat bestätigt, dass mit SozioVita der angedachte Betreiber des Luwia den Mietvertrag gekündigt hat. Der hat in dem Spiel nun eindeutig die besseren Karten, kommentiert OL-Chef Juri Auel, und beschreibt, warum das Hin und Her in Romrod entfernt an den Brexit erinnert.

Morgen wird es ernst für Theresa May. Mit allen Mitteln wird sie versuchen, ihren Deal über den Ausstieg des Vereinigten Königreiches aus der EU durch das britische Parlament zu bekommen. Bis heute weiß niemand auf der Insel, was das Manöver den Briten am Ende eigentlich wirklich bescheren wird. Das liegt auch daran, dass May mehr als zwei Jahre lang ein und dasselbe inhaltslose Mantra wiederholte. „Brexit means Brexit“ – „Brexit bedeutet Brexit“, auf Deutsch.

Würde Romrod kurz vor London liegen, die Romröder hätten in den vergangenen Jahren ihre Bürgermeisterin wohl die ebenfalls wachsweiche Phrase „Luwia means Luwia“ bis zur Erschöpfung dreschen gehört.

Der Unterschied ist nur: Der Brexit ist eine von Anfang an verfahrene und idiotische Angelegenheit gewesen. Beim Seniorenwohnprojekt „Leben und Wohnen im Alter“ in Romrod kann man zumindest sagen, dass die Grundidee absolut lobenswert ist. Wenn wir etwas in Zukunft brauchen werden, dann sind es Orte, an denen ältere Menschen in Würde inmitten unserer Gemeinden leben können.

 

Die Entstehung des Luwia in einer Montage. Quelle: ol

Doch ähnlich wie die Briten beim Brexit wussten die Romröder bei Luwia lange nicht, was genau sie erwarten wird. Braucht es den Abriss des Oberforstamts oder nicht? Kostet das gesamte Projekt die Stadt 10 oder 6,3 Millionen Euro? Hat man nach der Erweiterung der Bettenzahl noch einen gültigen Vertrag mit dem angepeilten Betreiber SozioVita oder nicht? Was den letzten Punkt betrifft, so hat man nun durch die Kündigung desselbigen Seitens des Vermieters auf die harte Tour Gewissheit erlangt.

Dass man Katja Diehl, die Chefin von Kompass Leben und SozioVita, in Romrod als knallharte Verhandlungspartnerin beschreibt, scheint berechtigt zu sein. Mit ihrer Taktik, den alten Vertrag so kurz vor der geplanten Eröffnung des Projekts aufzukündigen und damit die Stadt bei einer möglichen Nachverhandlung gewaltig unter Druck zu setzen, kann objektiv nur als raffinierter Schachzug bezeichnet werden.

Der Ruf nach Neuverhandlungen kurz vor Torschluss: Eine weitere Parallele zum Brexit

Dass dem so ist, hat einen einfachen Grund: Nach allem was man weiß, mangelt es der Stadt ganz offensichtlich an schnell verfügbaren Alternativen. „Es ist ein interessantes Projekt. Ich wüsste also nicht, wieso es hierfür keine weiteren Interessenten geben sollte“ – mehr hatte Bürgermeisterin Richtberg darauf von OL angesprochen nicht zu sagen. Interessant wäre zu wissen, bei welchen Punkten SozioVita und Romrod sich uneins sind. Diehl wird dazu auf Nachfrage nicht konkreter, die Bürgermeisterin sagt, sie dachte, alle Uneinigkeiten seien aus dem Weg geräumt gewesen. Der Ruf nach Neuverhandlungen kurz vor Torschluss: Eine weitere Parallele zum Brexit.

Richterbergs Äußerungen nach wurde die Stadt eiskalt von der Absage seitens des Mieters überrascht, das Verhalten passe nicht zur sonst so vertrauensvollen Zusammenarbeit mit SozioVita, sagte Richtberg sinngemäß. Und dennoch kommt von der Bürgermeisterin keine klare Absage an die Tochtergesellschaft von Kompass Leben. Von außen betrachtet sieht es so aus, als ob sie mangels Alternativen gar keine andere Chance hat, als mit einem erstarkten Mieter an den Verhandlungstisch zurück zu kehren, wenn sie nicht mitten in Romrod eine wie viel Millionen Euro teure, fast fertige Bauruine stehen haben möchte.

Hinzu kommt die mangelhafte Kommunikationspolitik seitens des Rathauses. Wir sprechen bei Romrod von einer Stadt, in der gerne mal versucht wird, kritisch hinschauende Journalisten aus Ausschusssitzungen auszusperren, mit der Begründung, diese seien nicht öffentlich. Wir sprechen von einer Stadt, in der Entscheider bestreiten, es hätte Abends eine eilige Zusammenkunft gegeben und mehrere Bürger gleichzeitig berichten, eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Autos von Politikern vor dem Rathaus gesichtet zu haben. Und wir sprechen von einer Stadt, in der Abgeordnete aus den Medien erfahren müssen, wenn seit zwei Wochen eine Mietvertragskündigung für das wohl umstrittenste Bauprojekt im Ort vorliegt.

Diese Geheimniskrämerei muss aufhören. Gleichzeitig muss der offene Hass, der offenbar teils in der Romröder Stadtpolitik herrscht, überwunden werden. Parteien wie CDU und SPD sollten sich keine inhaltslosen Scharmützel liefern und sich in Schuldzuweisungen üben, sondern aktiv und gemeinsam nach einer Lösung für das Problem Luwia suchen. Wer möchte, kann die ganze Geschichte auch als Hinweis dafür deuten, dass es vielleicht nicht die Aufgabe einer Verwaltung ist, den Bau einer später privat betriebenen Einrichtung zu organisieren und zu finanzieren.

Findet sich beim Brexit keine Übereinkunft, kracht Großbritannien ohne doppelten Boden aus der EU. Die Folgen bei einer ausbleibenden Lösung in Romrod wären selbstverständlich überschaubarer, erstrebenswerter als auf der Insel wäre ein solches „No Deal“-Szenario für die Schlossstadt jedoch definitiv nicht.

20 Gedanken zu “Luwia: Alle Trümpfe liegen jetzt bei SozioVita

  1. @fetch: Man munkelt? Fakt ist das sie doch letztes Jahr schon gerne Richtung Wiesbaden verschwunden wäre…

  2. Man munkelt ja dass die Frau Doktorin R. sich bereits ob des drohenden Debakels willens sei sich in die Kreispolitik abzusetzen.

  3. Der Vogelsberkreis scheint mir recht anfällig zu sein für Projekte, die von Anfang an kränkeln oder zu Lost Places verkommen. Wo die Infrastruktur zu wünschen übrig lässt bzw. man nach Erfolgsmeldungen über neue Investitionen geiert, schaut man vielleicht nicht so genau hin, wenn windige Projektentwickler oder Investoren ihre Dienste anbieten.
    Das einstige Feriendorf Burgblick in Ulrichstein war sicherlich ein solches unsolides Vorhaben, ebenso das Millionengrab „Seniorenresidenz Falkenhorst“ am Rande von Nieder-Ohmen. Die „Residenz am Niddasee“ mit Holzhäusern und Appartementhaus rauschte ebenfalls in die Pleite. Die Holzhäuser konnten dank geschicktem Marketing an Privateigentümer verkauft werden. Der Rest der Anlage wurde zum Lost Place. Das Nachfolgeprojekt „Sonnenhotel Niddasee“ in Schotten macht nun auch keinen besonders seriösen Eindruck. Anfang 2019 erschien jetzt zum wiederholten Mal ein PR-Bericht, der eine baldige Eröffnung in Aussicht stellt (siehe https://www.bz-nachrichten.de/pflege-die-carehotels-starten-durch/). Ernsthafte Anzeichen für eine Eröffnung in diesem oder dem nächsten Jahr fehlen. Die unter „Care-Hotels“ angepriesenen diversen Standorte stehen alle nur auf dem Papier.
    Sorgen muss man sich auch um das jetzige „Seehotel Michaela“ in Antrifttal machen, das unter anderem Namen und mehreren Pächtern lange Jahre einfach auf keinen grünen Zweig kam und mit dem die einheimische Bevölkerung immer noch zu fremdeln scheint. Was läuft da falsch?

  4. Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, dass eben auch für die Ausübung politischer Ämter ein gewisses Wissen vonnöten ist. Hier scheinen so viele Fehler gemacht worden zu sein, dass man sich ernsthaft fragt, ob es denn in der Kette von Entscheidern niemanden gegeben hat, der diesem Gigantismus mal Einhalt gebieten konnte (oder wollte). Das Spektakel zieht sich jetzt über Jahre und Jahre hin, Bauzeit und Kosten sind außer Kontrolle. Ergebnis ist ein häßlicher Zweckbau an einer völlig ungeeigneten Stelle. Etwa einen Kilometer weiter gammelt seit Jahren ein Hotelgebäude vor sich hin, das im Grünen liegt, es liegt nah zum (eh nicht übermäßig attraktiven) Ortskern von Romrod, es ist sicher geräumig genug für 50 Seniorenwohnungen. Aber es muss ja ein zentrales, für jeden sichtbares Denkmal sein. OK, keine Grünanlagen, direkt an der Bundesstrasse, der Charme eines Verwaltungsgebäudes, aber sonst echt dufte. Man kann nur den Kopf schütteln. Leben und Wohnen im Bunker.

    1. Die zahlreichen kritischen Kommentare widerlegen zunächst mal die Auffassung, dass das Projekt – mit Ausnahme weniger parteipolitisch Verblendeter – sich breitester Zustimmung der Romröder Bevölkerung erfreut habe. So lange es sich darum handelte, das historische Forstamt dank eines zeitgemäßen Nutzungskonzepts zu erhalten (z.B. als Mehrgenerationenhaus), blieb ja noch alles im Rahmen. Doch dann kamen Gigantismus und eierlegende Wollmilchsau. Ich habe mich von Anfang an gefragt, wieso der Lost Place „Neues Landhotel“ nicht in den Focus der LuWiA-Projektierer geraten ist. Überhaupt sollte die Beseitigung solcher Investitionsruinen und Riesenleerstände auch aus Sicht von Regierungspräsidium und Landkreis als kommunaler Bauaufsicht Priorität genießen. Warum gibt es da nicht mal saftige Fördermittel, beispielsweise im Rahmen von Dorferneuerungs-programmen, zumal man weiß, dass solche Lost Places den Vandalismus anziehen und ständig Ärger bereiten? Aber nein, mit solchen Förderprogrammen vergrößern sterbende Dörfer unsinnigerweise ihre Dorfgemeinschaftshäuser!

    2. Hätte nicht vielleicht das Hotel Schloss Romrod, das sehr gut ausgelastet sein soll, ein Interesse an einer Erweiterung seiner Tagungs-Kapazitäten oder des Übernachtungsangebots durch Ferienwohnungen, Suiten etc., notfalls auch Interesse an Personalwohnungen?

  5. Liebe Leute, es ist noch nicht zu spät!

    Für den Verkaufspreis von einem Drittel der Herstellungskosten wird sich bestimmt ein solventer Nachbar finden lassen! Vielleicht lässt es sich jetzt noch baulich zu Deutschlands größtem Schlachthof umbauen?

    Dann wäre die Refinanzierung gesichert.

  6. Blitzidee: Die Geschäftsstelle vom Lutherweg könnte doch ins Luwia kostengünstig einziehen.

  7. Sollte man nicht mal die Kommunalaufsicht zu diesem Thema befragen. Wäre doch wirklich sehr interessant was die dazu sagt.

  8. Ja schon bei Porto Vulkania wollte man mit einem Bau langfristig an die eigene Amtszeit erinnern, zum Glück gescheitert.

  9. Hier gehört in erster Linie die Kommunalaufsicht in die Pflicht genommen, die so ein Projekt genehmigt.. Der Chef der Kommunalaufsicht heißt Manfred Görig und ist wohnhaft in Romrod. Ein Schelm wer böses dabei denkt…..

    1. …und du schüttelst den Kopf!
      Manfred Görig… Hat der als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Sparkasse Oberhessen nicht auch dabei zugesehen, wie ein Mitarbeiter fast neun Millionen auf seine Privatkonten verschoben hat (siehe https://www.giessener-allgemeine.de/regional/wetteraukreis/friedbergbadnauheim/Wetterau-Millionen-Betrug-und-Sex-Dienstleistungen-Prozess-gegen-Sparkassen-Mitarbeiter-startet;art472,355231)? Und war der nicht auch zuständig für die Bauaufsicht, als die Vogelsberger Windenergie Bohn & Co. OHG, vertreten durch die Hessen-Energie, eine Windkraftanlage im Wasserschutzgebiet widerrechtlich mit einem 13 m in die Tiefe ragenden Fundament im Rüttelstopfverfahren errichtete, die nur mit einem Flachfundament genehmigt worden worden war (siehe https://www.giessener-allgemeine.de/regional/hessen/Hessen-Windrad-sorgt-fuer-AErger-in-Ulrichstein;art189,105167)? Ich sage nur: Goldschelm 20, Lauterbach. Ich glaub, mein Schelm pfeift.

    1. Juchheissa! Willkommen im Landkreis der potemkinschen Dörfer, vulkanbetriebenen heißen Luftnummern und Lost Places, vermarktet mit Hilfe der Stabsstelle für anlassfreies Eigenlob am Goldhelg 20 in Lauterbach.
      „80 Geotope auf engstem Raum – welche Region in Europa wäre besser geeignet zum Geopark als der Vogelsberg?“, fragte laut oben verlinkter Quelle einst Regierungspräsident Dr. Lars Witteck (CDU) seinen Parteifreund, Landrat Marx (CDU). Natürlich rein rhetorisch.
      Über Jahrzehnte hat man es sich im Vogelsberg angewöhnt, Geld aus irgendwelchen Eu-, Bundes- und Landes-Fördertöpfen für irgendwelche Hokus-Pokus-Projekte auszugeben, die kein Mensch braucht. Oh wie schön, aber nix zu seh’n! Von wegen größter Vulkan Europas. Alles nur Kleckerkram. Was soll werden, wenn alle pensionierten Erdkundelehrer Deutschlands den Vogelsberger Geopark erwandert haben? Schüttet man dann wieder Erde über die Naturdenkmale?
      Vielleicht gibt es bis dahin ja einen zertifizierten Geronto-Park mit 80 gescheiterten LuWiA-Projekten, Nieder-Ohmener Investitionsruinen oder ähnlichen Zeugnissen zukunftsweisender Regionalentwicklung wie dem Romröder „Neuen Landhotel“.
      Bei letzterem hat die Stadt Romrod doch schon reichlich Knowhow mit qualifizierten Betreibern erworben. Vor knapp 10 Jahren marschierte man nämlich noch stolzgeschwellt an der Spitze der Globalisierungsgewinner mit, als das Hotel von dem Konzern Xinju aus dem südchinesischen Guanzhou übernommen wurde, der in China Autobahnen und Wasserwerke baute, also mit anderen Worten von der Hotelbranche keine Ahnung hatte. Was daraus wurde, hat man offensichtlich verdrängt. Aber klar, der nächste qualifizierte Betreiber für LuWiA steht hinter der chinesischen Mauer sicher schon bereit.
      Ich kann nur einen einzigen Bezug zum Brexit entdecken, der Mut macht: Da mit England einer der wenigen Nettozahler in der EU wegfällt, werden die EU-Fördertöpfe künftig deutlich bescheidener ausfallen. Da bleiben uns dann vielleicht so manche „Projekte“ erspart.

      1. Lost Places gab und gibt es noch so einige im Vogelsbergkreis. Lange Jahre gammelte das „Haus Ulrichstein“, später „Plaza Hotel“ (http://www.giessener-zeitung.de/muecke/beitrag/96837/qplaza-hotelq-ein-qlost-placeq-im-vogelsberg/) in exponierter Lage von Hessens höchstgelegener Stadt vor sich hin. Der Lost Place von Morgen ist immer noch das Gastronomie-Gebäude des ehemaligen Ferienparks „Burgblick“.
        In Schotten sollte in der „Residenz am Stausee“ ein sog. „Care Hotel“ entstehen (https://www.kreis-anzeiger.de/lokales/vogelsbergkreis/schotten/grosser-anschub-fur-ubernachtungen_15094799). Die Bagger rückten an… und schufen eine unansehnliche Baugrube. Ich meine, dass zwischen Schotten und Gedern auch noch ein ehemaliges Hotel im Wald dem Verfall preisgegeben wird.

  10. Die örtlichen Parteien stellen oft Kandidaten auf, denen die erforderliche Qualifikation für ein Bürgermeisteramt fehlt. Sie verkennen, dass das kommunale Spitzenamt ein Beruf ist, der hohe Anforderungen stellt! Jeder dritte Arbeitslose, muss, wenn er sich auf eine Stelle bewirbt, seine Qualifikation nachweisen! Ist eine Promotion im Fach Agrarsoziologie die richtige Voraussetzung für einen Bürgermeister? Welche ist es überhaupt? Deutscher Staatsbürger, 21 Jahre alt, ich benötige eine bestimmte Menge an Unterschriften von Unterstützern und ich benötige Geld oder eine Partei, die mich beim Wahlkampf unterstützt. Eines ist meines Erachtens gewiss, solange Kommunalpolitiker als Menschen die einer Partei angehören in einer Stadt oder Gemeinde in den Parlamenten sitzen wird es keine Einigkeit geben, die aber gerade in den wirtschaftlich schwachen Städten und Gemeinden notwendig wäre. Solange Parteien entscheiden, wer zur Bürgermeister Wahl antritt, werden halt marode Forsthäuser durch windiges Federvieh als schmucke Seniorenresidenzen verkauft und die Sozialarbeiterin für Pflanzenkunde fällt darauf herein. So entstehen Mehrkosten von sage und schreibe 65 % der ursprünglich veranschlagten Summe. Kommunalaufsicht? Fehlanzeige! Egal wie, mit oder ohne Vertrag, wie viel wird das den Romröder Bürger am Ende kosten, verschuldet durch Hobbypolitiker und qualifizierte Bürgermeister!

    1. „Egal wie, mit oder ohne Vertrag, wie viel wird das den Romröder Bürger am Ende kosten, verschuldet durch Hobbypolitiker und qualifizierte Bürgermeister!“
      Der Satz macht nur Sinn, wenn man „UNQUALIFIZIERTE Bürgermeister*innen“ einsetzt. Der Text scheint mir auch mit allzu vielen „sprachwitzigen“ Anspielungen überladen. Das versteht doch keiner mehr und manches erscheint auch sachlich falsch. Wieso muss nur jeder dritte Arbeitslose seine Qualifikation nachweisen, wenn er sich auf eine Stelle bewirbt? Wo bitte ist eine „Sozialarbeiterin für Pflanzenkunde“ dadurch geschädigt worden, dass ihr „windiges Federvieh“ marode Forsthäuser als schmucke Seniorenresidenzen verkauft hat? Verstehe ich nicht. Wurde das historische Forsthaus, dieses „erhaltenswerte Denkmal“, im Interesse einer Ausweitung der baulichen Kapazität nicht am Ende abgerissen?
      Berechtigt erscheint mir die Kritik an den geringen Anforderungen, die an den/die Bürgermeisterkandidat*in einer Stadt oder Gemeinde gestellt werden. Auch die Stadtverordnetenversammlungen bzw. Gemeindevertretungen sind nicht immer ihren Aufgaben gewachsen. Für die kommunale Selbstverwaltung muss dann oft ein hoher Preis bezahlt werden. Aber ist es auf den höheren Ebenen besser? Minister*in kann doch offensichtlich auch jeder. Man denke nur an die Berater-Affaire der Bundeswehr und den Finanzskandal um die Sanierung der Gorch Fock. Siehe
      https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/u-ausschuss-zur-berateraffaere-im-verteidigungsministerium-15938159.html
      https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/marine-schulschiff-gorch-fock-zahlungsstopp-fuer-sanierung-15952049.html
      Übrigens haften die Ratsherren und -damen für rechtswidrige Beschlüsse…

  11. Diese Kostensteigerungen kommen bei Staatsbauten immer vor. Das ist hier beinahe normal. Hier fehlt ein Bauherr, im warsten Sinne des Wortes. Planungsfehler und Planungsänderungen in der Bauausführungzeit kann sich ein privater Bauherr nicht erlauben. Jetzt fühlen sich die Baufirmen nicht mehr an ihr Angebot gebunden und schlagen in den Preisen heftig zu. Bei privaten Bauträger sind die Mittel begrenzt und bei einer Neufinanzierung spielt die Bank nicht mehr mit. Diese Finanzierungskontolle funktioniert bei der Stadt Romrod nicht.
    …BER lässt grüssen!
    Die Stadt Romrod kann auch nicht eine Nutzungsdauer und Refinanzierung von 25 Jahren kalkulieren. Bei sozialen Einrichtungen kann so nicht rechnen.
    Gewinne müssen hier nicht erwirtschaftet werden. Das sollte auch der Grundsatz von Romrod sein.
    …zu Marek’s Zeiten …unvorstellbar!

  12. Da muss man gar nicht die Parallele zum Brexit bemühen, der für Romrod ohnehin gleich mehrere Nummern zu groß wäre. Viel passender ist da der Vergleich mit der unterirdisch dämlichen UK-Spielshow „Deal or No Deal“. Bei einem Klick auf die Überschrift erkennt man die schlechte Dramaturgie aus künstlich in die Länge gezogenen Entscheidungsprozessen, niveaulosem Gezänk und der Jonglage mit Koffern ungeklärten Inhalts doch sogleich wieder.
    Warum schadet man einem ambitionierten Konzept zum Leben und Wohnen im Alter, das ein Leuchtturmprojekt für den Vogelsbergkreis und darüber hinaus hätte werden können, durch ein derart unwürdiges Schauspiel? Wollte man zu viel? Hat man sich übernommen, war dann aber zu stolz, um beizeiten zurück zu rudern?
    Statt evtl. nach einer bescheideneren Lösung zu suchen, hat man das Projekt immer mehr aufgebläht. Es gab offensichtlich nur den Weg nach vorn: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Möglich, dass auch die SozioVita als künftiger Betreiber und Mieter zeitweise in diesen Sog mit hinein gezogen wurde. Aber irgendwann muss man die Notbremse ziehen, wenn offenbar wird, dass die eierlegende Wollmilchsau aus Seniorenwohnungen, betreutem Wohnen, Tagespflege, Mehrgenerationenhaus und Veranstaltungszentrum mit eigener Gastronomie (Küche) aus einem einzigen Etat nicht zu finanzieren ist, zumal wenn die Höhe der Mietzahlungen den kommunalen Investor in die Lage versetzen soll, sich im Rahmen einer üblichen Vertragslaufzeit vollständig zu refinanzieren. Offensichtlich sind die kommunale Bauaufsicht und die Stadt Romrod hier von unrealistischen Annahmen ausgegangen oder wurden von Kostensteigerungen überrascht, die man der Öffentlichkeit gegenüber nicht transparent machen wollte.
    Ob man die Vertragskündigung von SozioVita so kurz vor der geplanten Eröffnung unter rein verhandlungstaktischen Gesichtspunkten bewerten kann, bleibt dahin gestellt. Mag sein, dass Katja Diehl, die Chefin von Kompass Leben und SozioVita, als knallharte Verhandlungspartnerin gilt. Aber schließlich muss sie für einen geregelten Betriebsablauf und den kostendeckenden Betrieb auch den Kopf hin halten. Blütenträume im Sinne hoher Erwartungen und idealer Vorstellungen können sich nur Politiker leisten, die am Ende für gescheiterte Projekte nicht haften. In der harten Realität der Betriebswirtschaft sieht dies anders aus.

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