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Vortrag einer ehemaligen Klientin der Vogelsberger Lebensräume soll andere Betroffene ermutigenDas eigene Leben wieder selbst in die Hand nehmen

LAUTERBACH (ol). Mit einem Vortrag zu ihrem ganz persönlichen Lebensweg machte die ehemalige Klientin der Vogelsberger Lebensräume Nina Luckow aus Berlin den zahlreich erschienenen Betroffenen und Interessierten Mut, wie man sein Leben dank professioneller Hilfe wieder selbst bestimmen kann.

In der Pressemitteilung der Klinik heißt es, die 38-jährige Berlinerin hat selbst eigene Krisen erlebt und ehe sie 2016 zurück nach Berlin zog, Aufenthalte in psychiatrischen Einrichtungen in Lauterbach, Schotten und Marburg verbracht. Nach eigenem Bekunden habe ihr die dort erfahrene Unterstützung geholfen, mit ihrer Erkrankung fertig zu werden und besser auf sich zu achten. Als ehemalige Klientin im Wohnheim, zunächst geschlossen untergebracht, dann im offenen Wohnbereich und später im ambulanten Betreuten Wohnen des Gemeindepsychiatrischen Zentrums Lauterbach, habe sie enge Kontakte zu Osthessen und insbesondere zu Lydia Seipel von der Tagesstätte geknüpft. Diese hatte sie mit Unterstützung von Roland Bamberger, dem Leiter der Lauterbacher Einrichtung, ermutigt, den außergewöhnlichen Vortrag zu halten.

Die Referentin befinde sich in der einjährigen Ausbildung zum Ex-In Erfahrungsexperten und Genesungsbegleiter, um sich als sogenannter „Peer“ auf dem Feld der Psychiatrie und Sozialpsychiatrie in der Arbeit mit Klienten und Patienten zu bewähren und diese in ein anderes Leben zu begleiten. „Experienced involvement oder kurz EX-IN bedeutet übersetzt: die Beteiligung Erfahrener. Es handelt sich um eine von der Europäischen Gemeinschaft geförderte Initiative, die Menschen, denen die Genesung von einer psychischen Erkrankung gelungen ist, qualifiziert, als Genesungsbegleiter das persönliche Erfahrungswissen an andere Betroffene weiterzugeben“, erklärt Nina Luckow.

Mit der eigenen Geschichte Mut machen

Mit dem Abschluss der Ausbildung können die Peers in psychiatrischen Akut- oder Therapiestationen, Tageskliniken, Tagesstätten oder Beratungsstellen in spezialisierten Einrichtungen eingesetzt werden. Aber auch in Betrieben, sozialpsychiatrischen Diensten, in Lehre und Forschung setze man auf die Fachkenntnis ehemals persönlich Betroffener. „Häufig können Peers schneller und unkomplizierter Vertrauen zu Klienten aufbauen. Sie vermitteln Erfahrungen, die nicht im Lehrbuch stehen und sind dadurch wertvolle Teammitglieder“, weiß die Berlinerin zu berichten.

Sie selbst sei im Selbsthilfeverein Klärwerk aktiv, gebe Workshops als Erfahrungsexpertin an Hochschulen, ist Gastdozentin an der Berliner Humboldt Universität im Bereich „Partizipative Lehre“ und unterstütze die Selbsthilfekontaktstelle Potsdam als Projektleiterin für Junge Selbsthilfe. Perspektivisch möchte sie in der Lehre und Forschung arbeiten. „Aus eigener Erfahrung finde ich es total wichtig, ressourcenstärkend statt defizitorientiert mit psychisch Erkrankten zu arbeiten. Jeder Mensch, der begleitet wird, versucht das Beste zu geben, natürlich abhängig von seiner jeweiligen Verfassung“, sagt Nina Luckow und macht mit ihrer eigenen Geschichte Mut, niemals aufzugeben.

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