IG Metall spricht von schwieriger Situation, aber nicht von InsolvenzAusgebliebene Lohnzahlungen bei Wellemöbel
ALSFELD (ls/jal)). Das Unternehmen Wellemöbel befindet sich wieder in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Nachdem die Firma bereits 2014 Insolvenz beantragte und eine große Umstrukturierung stattfand, bleiben nun wieder Lohnzahlungen aus. Die Mitarbeiter sind alarmiert. Doch ein Grundstücksverkauf soll neues Geld bringen.
Die Firma Wellemöbel, die auch ein Werk in Alsfeld betreibt, steckt in Schwierigkeiten. Wie in den letzten Tagen durch die Medienlandschaft ging, hat das Unternehmen mit Firmensitz in Bad Lippspringe bei Paderborn seit gut ein bis zwei Monaten keinen Lohn mehr an die Mitarbeiter ausgezahlt. Das bestätigte auch Stefan Sachs von der IG Metall Mittelhessen auf Anfrage von Oberhessen-live. „Es ist eine schwierige Situation aktuell. Die Mitarbeiter haben seit gut zwei Monaten kein Geld mehr bekommen“, erklärt Sachs.
Bereits seit dem Sommer sei es zu Schwierigkeiten bei der Lohnauszahlung gekommen. „Täglich rufen die Mitarbeiter bei uns an und fragen was mit ihrem Geld ist. Wir raten ihnen dazu ihre Forderungen schriftlich und rechtlich geltend zu machen und das haben einige Mitarbeiter mittlerweile getan“, beschreibt der 1. Bevollmächtigte von IG Metall die derzeitige Situation. Aktuell sind in dem Welle-Werk in Alsfeld noch 65 Mitarbeiter beschäftigt – 20 Mitarbeiter sollen das Werk in den letzten Wochen bereits verlassen haben.
Nicht nur den Abgang der Mitarbeiter, den sie als „normale Fluktuation“ bezeichnete, bestätigte die Chefin der Firma der Lokalzeitung „Neue Westfälische“ – sondern auch die finanziellen Schwierigkeiten der Firma und die ausbleibenden Lohnzahlungen. „Wir können ja nicht einfach die Augen zumachen“, wird Geschäftsführerin Anna Sommermeyer-Ricket in dem Artikel zitiert. Das Geschäft sei seit April schlecht gelaufen, in Folge dessen sei bei der Firma in Bad Lippspringe seit dem Sommer Kurzarbeit verordnet worden. Der gesamten Möbelbranche gehe es „gar nicht gut“.
Schon 2014 meldete das Unternehmen Insolvenz an und musste daraufhin größere Umstrukturierungen überstehen. Damals waren rund 120 Mitarbeiter in Alsfeld betroffen, das Werk in Detmold wurde geschlossen und der Betrieb in Paderborn verkauft. Ein Sanierungsverfahren mit dem Ziel der Fortführung war es 2015. Ursache war ein deutlicher Umsatzrückgang, weil Verbraucher auf neue Möbel weniger Wert legten und die deutsche Möbelindustrie zunehmend Wettbewerbsanteile an polnische Lieferanten abgeben müssten. Laut „Neue Westfälische“ hatte es sogar 2002 bereits eine Sanierung gegeben.
Die Rede ist von „frischem Geld“ in der Firma
Das Wort Insolvenz sei derzeit noch nicht ausgesprochen und auch die Sozialversicherungsbeiträge seien gezahlt worden, informiert Sachs. Angeblich gebe es derzeit „frisches Geld“ in der Firma. „Wenn das wirklich so ist, dann könnte es bald ein bisschen ruhiger werden“, schätzt Sachs die Lage ein.
Das dies wirklich so ist, darauf lässt eine Äußerung der Geschäftsführerin Sommermeyer-Ricket hoffen. Die Chefin spricht von ihrem „definitiven Optimismus“, der sich auch auf dem Plan fußt, ein bislang für Logistikzwecke genutztes Gelände bei Paderborn mit 70.000 Quadratmetern und einer Halle mit 30.000 Quadratmetern darauf zu verkaufen. Das Grundstück solle nach dem Verkauf zurückgemietet und die Logistik ausgebaut werde, da dieser Bereich immer wichtiger werde.
Die Produktion solle wieder langsam hochgefahren werden. Aufträge seien vorhanden. Jedoch könne das Unternehmen aufgrund der ersten Sanierung 2002 bei Lieferanten nur noch auf Vorkasse bestellen. Zudem habe man die Zulieferungen aufgrund der schlechten Auftragslage zurückgefahren und müsse die Materialreserven nun wieder auffüllen.
Wellemöbel hat sich auf Systemmöbel wie Büroeinrichtungen spezialisiert. Das Werk in Alsfeld ist der einzig verbliebene neben dem in Bad Lippspringe. Man wolle die Möbelproduktion in Deutschland halten, heißt es in dem Zeitungsbericht aus NRW.
Für den 12. Dezember sei eine Betriebsversammlung angesetzt worden, an der die Mitarbeiter informiert werden sollen, sagte der Gewerkschafter Sachs gegenüber OL. „Wir hoffen nicht auf den schlechtesten Fall“, sagt er. Die Hoffnung, so Sachs, sterbe zuletzt.
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