Landrat Görig bittet die Bevölkerung um Spenden zu Gunsten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge„Kriegsgräber erzählen Geschichte(n)“
VOGELSBERG (ol). Damit die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft und deren Geschichte nicht in Vergessenheit geraten, darum kümmert sich der Volksbund der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Vom 20. bis zum 25. Oktober werden für die Kriegsgräberfürsorge wieder Spenden gesammelt und der Vogelsberger Landrat Manfred Görig als Schirmherr bittet die Vogelsberger um ihre Unterstützung. Hier das Schreiben des Landrats im Wortlaut.
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
als Schirmherr der Haus- und Straßensammlung, die in diesem Jahr vom 20. Oktober bis 25. November unter dem Motto „Kriegsgräber erzählen Geschichte(n)“ durchgeführt wird, bitte ich Sie im Namen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge herzlich um Spenden, die für die Pflege von Kriegsgräbern bestimmt sind.
Kriegsgräberfürsorge hilft mit, das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wach zu halten. Im Rahmen seiner Kultur- und Bildungsarbeit nutzt der Volksbund die Kriegsgräberstätten im In- und Ausland, um nachwachsende Generationen mit den Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft zu konfrontieren und sie für friedenspolitisches Engagement zu sensibilisieren.
Die Sammelergebnisse werden für schulische und außerschulische Projekte der Bildungsarbeit und für Forschungsprojekte zur historischen Aufarbeitung von Kriegsgräberstätten in Hessen verwendet. In unserer freiheitlichen Demokratie ist es gerade für die Jugend wichtig, das Andenken an die vielen Opfer zu bewahren und gleichzeitig umso sicherer den Blick auf die Zukunft zu richten. Hierzu leistet der Volksbund unverzichtbare Arbeit.
Ich bitte Sie herzlich, die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge mit einem Geldbetrag zu unterstützen, denn die Pflege der Kriegsgräber verdient Dank und Anerkennung. Wer das Gedenken an die Opfer wach hält, hilft mit, den Weg des Friedens als den einzig gangbaren für das Zusammenleben der Völker zu bestimmen. Die stummen Zeugen der Gräber bringen Menschen und Völker einander näher und überwinden vorherige Feindschaft. Das Ziel eines friedlichen Miteinanders kommt ohne die bewusste Erinnerung an Krieg und Gewaltherrschaft nicht aus.
Kriegsgräberstätten sind Mahnstätten gegen neue Gewalt. Jedes Jahr helfen über 2000 junge Menschen in den Sommerferien bei der Pflege der Kriegsgräber in vielen Ländern Europas. Dieses Engagement hat meinen hohen Respekt. Als Schirmherr der Haus- und Straßensammlung im Vogelsbergkreis hoffe ich auf das Verständnis der Menschen im Vogelsbergkreis für diese konkrete Arbeit für den Frieden. Ich bitte Sie um das Wohlwollen gegenüber dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge sowie seinen Helfern und appelliere an Ihre Spendenbereitschaft. Vielleicht denken Sie auch über eine Mitgliedschaft im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. nach.
Ich danke Ihnen schon jetzt herzlich für Ihre Aufgeschlossenheit.“
Manfred Görig
Landrat des Vogelsbergkreises
Schirmherr der Haus- und Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Hier eine schöne Satire auf die politische Doppelmoral bei Waffenexporten: https://www.youtube.com/watch?v=SI72YH1Xj3E
Es geht gerade darum, die „stummen Zeugen“ der Gräber für uns Heutige zum Reden zu bringen. Die historische Aufarbeitung vergangener Schrecken erfolgt mit zunehmender zeitlicher Distanz im Kontext der jeweils aktuellen Veränderungen. Von daher wird die Aufgabe mit wachsendem Abstand nicht kleiner wie bei einem Aufstieg mit dem Heißluftballon.
Die Aufgabenstellung des Gedenkens verändert sich von Generation zu Generation. Erst sehr spät hat man erkannt, warum die Erfahrungen der Kriegsteilnehmer oder die der Holocaustopfer in den Jahrzehnten unmittelbar danach durch Zeitzeugen nicht viel stärker thematisiert und dokumentiert wurden. Deren Traumatisierung ließ sie oft bis an das Lebensende verstummen, wie uns der Neuropsychiater Andreas Hamburger erklärt (https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/175/1754557/wdr5neugiergenuegtredezeit_2018-10-12_sozialetraumataunddieloesungandreashamburger_wdr5.mp3).
Die Kriegserlebnisse der Väter und Großväter bedürfen von daher einer besonderen literarischen oder filmischen Konservierung, weil es lebende Zeitzeugen kaum noch gibt.
Gewaltverbrechen, insbesondere solche von Staaten an ganzen Volksgruppen, bedürfen stets neuer Einordnung, denn es verändern sich nicht nur die Sichtweise und Bewertung der Opfer und ihrer Nachkommen. Es entstehen im zeitgeschichtlichen Kontext neue Relationen, die die Gefahr der Relativierung mit sich bringen. Nirgends ist dies in den letzten Jahren so deutlich geworden wie an der Entwicklung des Staates Israel und deren Widerspiegelung in einem neuen Antisemitismus weltweit, vor allem aber auch in Deutschland (siehe https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/175/1759950/wdr5neugiergenuegtredezeit_2018-10-19_derantisemitismuskomplexmoshezuckermann_wdr5.mp3).
Ich kann den Appell des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die hier angesprochenen Bildungs- und Forschungsprojekte zur historischen Aufarbeitung von Kriegsgräberstätten in Hessen nur ausdrücklich unterstützen, gerade in einer Zeit, wo unselige Zeiten wieder glorifiziert oder als „Vogelschiss der Geschichte“ bagatellisiert werden. Mehr als viele Worte überzeugen vielleicht konkrete Beispiele wie dieses hier:
– https://www.ardmediathek.de/tv/defacto/Tote-zweiter-Klasse-Warum-SS-Opfern-in/hr-fernsehen/Video?bcastId=3437388&documentId=56782288
Konsequenterweise müßte vom Etat der Bundeswehr dafür Geld abgezweigt werden.
Noch weiter gedacht: Das sinnvollste Gedenken an diese Ereignisse wäre, die deutschen Rüstungs-Exporte zu unterbinden/verbieten – und das nicht nur in Krisengebiete! Es gibt Regionen (meines Wissens zB im „nahen Osten“), in denen sich bekämpfende Parteien gegenseitig deutsche Waffen benutzen.
Übrigens: Wer Waffen exportiert, wird Flüchtlinge ernten!