Runter vom Gas während der Kita-ÖffnungszeitenTempo 30 vor dem Ruhlkirchener Kindergarten
RUHLKIRCHEN (ol). Ab sofort muss vor dem Kindergarten in Ruhlkirchen langsamer gefahren werden, denn in der Fischbacher Straße gilt auf einer Länge von 100 Metern Tempo 30. Die entsprechenden Hinweisschilder hat Landrat Manfred Görig am Dienstagvormittag enthüllt.
„Die Sicherheit der Kinder liegt uns am Herzen“, betont der Landrat in der Pressemitteilung des Vogelsbergkreis. „Der Zugang zum Kindergartengelände liegt unmittelbar an der Fischbacher Straße und damit an einer Hauptverkehrsstraße des Ortes“, weist er auf die Gefahrensituation hin. Daher habe er seine Verkehrsbehörde angewiesen, im Bereich des Kindergartens die Geschwindigkeitsreduzierung anzuordnen. Die gilt im Übrigen nur während der Öffnungszeiten der Kita, also von Montag bis Freitag zwischen 7.15 Uhr und 16.15 Uhr.
In jüngster Zeit waren bereits in Mücke und in Gemünden/Felda Tempo 30-Zonen vor den Kindergärten eingerichtet worden, nach Ruhlkichen folgt am Mittwoch noch der Kindergarten in Herbstein-Stockhausen.
Kein Geringerer als der Herr Landrat höchstselbst „enthüllen“ ein Verkehrsschild. Natürlich nicht irgendeines, sondern ein Tempo-30-Vorschriftzeichen (§ 41 StVO) vor einem Kindergarten. Entsprechend der Haushaltssituation des Vogelsbergkreises wurde hierfür ein denkbar schlichter Rahmen gewählt: Mit Muttis Haushaltsleiter erst aufs Mäuerchen und dann runter mit dem schwarzen Müllsack. Hier hätte allerdings noch weiter gespart werden können, wenn man nicht die Weltpresse hierzu eingeladen, sondern sich mit einem Selfie begnügt hätte.
Was das schief gestellte Foto (anders kommt ein großer Politiker halt nicht ganz aufs Foto) immerhin sonst noch verrät:
1. Mit der Wahl der Örtlichkeit des Mega-Events (RUHLkirchen! Merken Sie was?) wurde sehr geschickt der Landtags-Spitzenkandidat einer größeren Volkspartei, die nicht die des Landrats ist, durch die Blume auf einen blinden Fleck seiner Wahlkampfstrategie gestoßen. Der wird sich jetzt in die Handknöchel beißen und sich über diesen Coup schwarz ärgern: Verdammt, warum ist mir das nicht eingefallen! Wie aus ungewöhnlich schlecht informierter Quelle verlautet, soll Michael Ruhl unter Mitwirkung des Posaunenchors Ruhlkirchen an gleicher Stelle die Aufbringung eines vom Kinder- und Jugendparlament selbst gebastelten Zebrastreifens auf der Fahrbahn planen.
2. Wie aus der Anbringung zweier einschränkender Zusatzschilder und dem Gefahrzeichen (§ 40 StVO) wenige Meter entfernt (im Hintergrund) klar ersichtlich, wird mit dieser Aktion nicht nur die Verbundenheit des Landrats mit der Jugend zum Ausdruck gebracht und dem demografischen Wandel Rechnung getragen (das Kind als bedrohte Art in der aussterbenden Region) bzw, Respekt gezollt. Es wird gleichzeitig als Ausgleich für dürregeschädigte Bäume ein Schilderwald angelegt.
3. Wie jedes Jahr im Sommerloch hat der Landrat seinen Schreibtisch leer gearbeitet und sucht nach einer sinnvollen Anschlussverwendung, die ihn nicht so arg langweilt wie Kreistagssitzungen. Als weitere Highlights sind geplant die Hebung des Deckels einer Biotonne sowie die Eröffnung einer Thunfischdose mit anschließendem Fassanstich.