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Portraitaktion „Wir sind Alsfeld" - Heute mit: Silke Blankenhagen - Inhaberin „Sport Kober“„Es ist ein abwechslungsreicher und interessanter Job“

SONDERTHEMA|ALSFELD (bk). Die Zukunft des Einzelhandels ist ungewiss, da ist sich Silke Blankenhagen als Inhaberin vom Sport Kober in Alsfeld sicher. Doch es gibt auch viele Kunden, gerade Auswertige, die die ruhige Einkaufsatmosphäre von Alsfeld schätzen. Die ist es nämlich, die die Menschen immer wieder in die historische Altstadt zieht.

In Alsfeld gibt es viele Geschäfte. Ein Fakt, den man so stehen lassen könnte, wenn nicht viele der Unternehmen eins gemeinsam hätten: Bekannte Gesichter – auch „Chefs“ genannt. Die meisten teilnehmenden Unternehmen von Erlebnis.Alsfeld haben diesen gewissen Charme eben genau wegen ihrer Persönlichkeiten die Ihnen innewohnen. Selbst wenn man den Namen nicht kennt, so grüßt man sie doch auf der Straße, wenn man ihnen begegnet – einfach, weil sie sind, wie sie sind.

Erlebnis.Alsfeld wagt in Zusammenarbeit mit Oberhessen-live und merciPhotography einen Blick hinter die Unternehmensfassaden und holt den Menschen zurück in den Vordergrund. Denn ohne den Gründer oder Besitzer des jeweiligen Unternehmens gebe es dieses vermutlich gar nicht. Sie machen das Einkaufen in Alsfeld zu etwas Besonderem. Sei es durch ihre freundliche, charmante Art, oder durch ihr kompetentes Fachwissen – „Wir sind Alsfeld“ zeigt die Unternehmer, wie man sie normalerweise nicht zu sehen bekommt und wirft einen Blick zurück in die manchmal kuriose Vergangenheit der Unternehmer.

Silke Blankenhagen, Inhaberin „Sport Kober“

Im Krankenhaus Alsfeld erblickte Silke Blankenhagen das Licht der Welt. Dort, wo es heute keine Geburtenstation mehr gibt, durften ihre Eltern sie zum ersten Mal in die Arme schließen. Schon damals bestand das von Heinrich Kober gegründete Geschäft am Roßmarkt 3. Ein Ort, der auch für Silke Blankenhagen ein Zuhause werden sollte.

Als sie älter wurde, machte sie eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin, stieg dann aber in 1988 in das heimatliche Familiengeschäft ein. In 2003 übernahm sie die Geschäftsführung von ihren Eltern Ingrid und Hans-Werner Kober. Die hatten den Standort durch mehrere Umbauten ausgeweitet und das Geschäft an die Intersport-Gruppe angebunden. Das wiederum führte zur Verbesserung des Warenangebots. Bereits 1930 hatte Silke Blankenhagens Opa Heinrich das Unternehmen gegründet. Damals noch für den vielseitigen Verkauf von Kinderwagen, Matratzen und Lederwaren. Etwas, das sich auch erst nach dem Krieg änderte, als Opa Heinrich mehr und mehr seine Liebe zum Fußball entdeckte und letztlich sein Geschäft auf Sportartikel umstellte.

„Ich hätte vielleicht selbst kein Geschäft gegründet, aber es war halt da“, sagt Silke Blankenhagen und folgte damit dem Plan der Familie. Der wiederum sah schon seit ihrer Kindheit vor, dass sie irgendwann einmal in das Familienunternehmen einsteigen sollte, auch wenn sie zuerst eine andere Lehre absolvierte. „Im Endeffekt bin ich froh, dass ich das so gemacht habe. Im Nachhinein ist das hier abwechslungsreicher. Vielleicht ist es ein etwas härterer Job, aber es ist auch interessant.“

Ob Indoor- oder Outdoor-Aktivitäten: Die Auswahl ist riesig

Und ob es interessant ist: Sie ist gerade am Arbeiten, als ein Kunde reinkommt und sagt: „Ich fahre in Urlaub und ich brauche…“. Das sind Blankenhagen die liebsten Kunden, denn es macht ihr immer wieder Spaß die Kunden freundlich und kompetent zu beraten. Dabei ist es ihr vollkommen egal ob der Kunde Schuhe, einen Bikini oder eine Jacke braucht. „Sie erzählen meistens, wo sie hinfahren, was ihnen Spaß macht. Man lernt viel über seine Kunden. Das sind immer die schönsten Verkäufe“, sagt die gelernte Steuerfachgehilfin mit einem Lächeln auf den Lippen. Natürlich bedient sie auch jeden anderen Kunden gerne und mit gleicher Aufmerksamkeit.

Im Bereich der Kleidung gibt es bei Sport Kober eine große Auswahl. Schuhe, Mützen, Jacken, Shirts und jede Menge mehr. Einfach alles, was man für einen Urlaub oder ein Outdoor-Erlebnis gebrauchen kann. Denn da hat das Traditionsunternehmen in der historischen Altstadt von Alsfeld eine große Auswahl: Inliner, Tennisschläger und Bälle. „Kinder kommen immer wieder rein und wollen einen Fußball haben, aber die Eltern wollen ihn nicht kaufen“, lacht sie herzlich. Doch auch ihr Leben als selbstständige Unternehmerin hat nicht nur sonnige Tage.

Der Onlinehandel ist ein starker Konkurrent

Besonders belastend ist aktuell der stetig wachsende Onlinemarkt, an dem auch die Zukunft ihrer Kinder hängt. Die hat die Verkäuferin übrigens so nebenbei zum täglichen Geschäftsalltag aufgezogen, was als Angestellte sicher nicht so einfach gegangen wäre. Im Laden konnten die Kinder einfach ein paar Stunden bleiben, oben schlafen, während Blankenhagen einen Stock tiefer das Geschäft managte. „Als Selbstständiger hat man eben auch Freiheiten“, erklärt sie. Dank ihrer „Freiheiten“ konnte sie ihre Kinder großziehen, ohne ihre Arbeit aufgeben zu müssen. Heute wünscht sie sich mehr regionales Bewusstsein und Unterstützung für heimische Geschäfte. „Man sollte den Einzelhandel unterstützen und nicht alles nur bestellen“, fügt sie an und ergänzt: „Es gibt in Alsfeld sicher nicht alles, aber es gibt vieles was man hier kaufen kann.“

Dazu hat Silke Blankenhagen auch eine passende Anekdote eines Ehepaares aus Köln: „Wir finden hier immer was wir brauchen. In Köln wären wir dafür viel länger rumgerast und es war hier viel entspannter“, sagte das Paar Mitte Dreißig zu der Unternehmerin, nachdem sie die Gäste ausgiebig beraten hatte. Auf dem Weg zu Verwandten würde das Paar immer mal wieder nach Alsfeld zum einkaufen kommen. Inzwischen seien es einige Großstädter, die nach Alsfeld kämen, um entspannt einkaufen zu gehen.

Die Zukunft des Einzelhandels ist ungewiss

Alsfeld ist ja auch eine liebenswerte Stadt, wie auch Silke Blankenhagen zu schätzen weiß: „Ich finde es immer wieder gut, dass man sich untereinander kennt und sich auch hilft.“  Wenn sie beispielsweise einen Stehtisch für eine Veranstaltung braucht, dann geht sie zur Frau Binder oder zur Frau Günther und fragt, ob sie ihr einen leihen können. „Das klappt immer, man kennt sich halt. Ich finde die Kleinstadt schöner – ich wollte nicht in einer Großstadt leben.“ Besonderes Gefallen findet sie obendrein an der Atmosphäre und den schönen Fachwerkhäusern. „Das fehlt mir, wenn ich im Urlaub bin. Wenn ich dann nach Hause komme, muss ich immer erst einmal durch die Stadt laufen.“

„Ich hoffe, dass es in 20 Jahren noch Einzelhandelsgeschäfte gibt. Für mich ist es noch okay, ich mach das bis zur Rente, aber ich weiß nicht, ob ich es meinem Sohn empfehlen kann. Ob er davon leben kann? Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, dass es noch weiter besteht“, sagt die Unternehmerin abschließend. Dabei geht ihr Sohn bereits in die richtige Richtung zu einer späteren Übernahme des Geschäfts. Als Einzelhandelskaufmann absolviert er zusätzlich sein Studium zum Textil-Betriebswirt. Doch was daraus wird, dass wird die Zeit und das Konsumverhalten der Menschen zeigen.

2 Gedanken zu “„Es ist ein abwechslungsreicher und interessanter Job“

  1. Ein weiteres Aufgabengebiet des Einzelhandels könnte sich bei der Versorgung älterer Menschen in ihren Haushalten ergeben. 40 von 100 Vogelsbergern werden bis 2030 im Rentenalter sein. Die Verkehrsverbindungen werden im Inneren des VB nicht besser werden. Der eine oder andere Lebensmittelhändler hat bereits auf eigene Faust ein Lieferdienstsystem für ältere Kunden entwickelt. Dies könnte durch virtuelle Läden im Internet, bei denen die Nutzer fast wie im realen Leben von „Regal“ zu „Regal“ scrollen und die Ware anklicken können, noch verbessert werden. Im gesamten Frische-Bereich ist man auf kurze Lieferdistanzen angewiesen. Das leistet kein Amazon.

  2. „Ich hoffe, dass es in 20 Jahren noch Einzelhandelsgeschäfte gibt.“
    Vieles hat überlebt, was vorschnell tot gesagt wurde. Wer hätte gedacht, dass der Hörfunk sich gegenüber dem Fernsehen behaupten würde. Auch die Buchproduktion erreicht immer neue Rekorde, trotz der digitalen Konkurrenz. Plötzlich sind Vinyl-Platten wieder en vogue. Auch dem Fahrrad wurde einst eine düstere Zukunft prophezeit, seit Jahren eine Trendbranche von hohen Zuwachsraten. Es gibt Beispiele ohne Ende. Warum sollte sich nicht auch der Einzelhandel behaupten können, z.B. mit neuen digitalen Präsentationsformen im Sinne einer virtuellen Anprobe, wo der Kunde die verschiedensten Kleidungsstücke ohne Anprobestress an sich selbst ausprobieren kann. Dazu ein Lieferdienst innerhalb von 24 Studen direkt vor die Haustür, aber ohne Verpackungsmüll.

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