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Sommerausstellung des Kunstvereins im Alten Güterbahnhof vom 10. Juni bis 28. JuniDie Facetten des Lebens, künstlerisch interpretiert

ALSFELD (akr). Dem Ambiente des Alten Güterbahnhofs in Alsfeld wurde am Sonntag mit zahlreichen Gemälden, Skulpturen, Töpfereien und Installationen eine künstlerische Atmosphäre verliehen. 26 Künstler, darunter fünf Gastkünstler, stellten ihre Werke zum Thema „Facettenreich“ bei der Vernissage der Sommerausstellung des Alsfelder Kunstvereins vor. Manche holten sich ihre Inspiration in der Politik – oder im Tod eines guten Freundes. 

Facettenreich, ein breit gefächertes und freies Thema, bei der der Fantasie keine Grenzen gesetzt wurden. Die Werke zeigten beispielsweise Facetten des Sommers, des Charakters, des Menschen, wie Petra Bastian, die Vorsitzende des Kunstvereins, mit ihren einleitenden Worten erklärte. Umgesetzt wurde das Thema in zahlreichen Kunstwerken, von Acrylgemälden oder kleinen Bleistiftzeichnungen über Skulpturen und Töpfereien, bis hin zu Installationen. Musikalisch wurde die Ausstellung durch den Gesang von Heidi Kranz und dem Gitarrenspiel von dem Mann, der sich selbst unter dem Künstlernamen „Dotter“ vorstellte, begleitet.

Petra Bastian, die Vorsitzende des Kunstvereins. Alle Fotos: akr

Fast 100 Kunstinteressierte lockte die Ausstellung im Alten Güterbahnhof an. „Das zeigt den Stellenwert des Ereignisses, dass doch so viele erschienen sind, obwohl parallel noch andere Veranstaltungen laufen“, freute sich Bürgermeister Stephan Paule. „Die Ausstellung ist zu einem Ereignis geworden, womit sich nicht nur der Verein, sondern auch die Stadt schmücken kann“, fügte er noch hinzu.

Eine der ausstellenden Künstler ist Britta Jakobi, die Porträts im expressionistischen Stil von einem verstorbenen Freund der Öffentlichkeit präsentierte. „Er war ein sehr introvertierter Mensch, deswegen heißen die Bilder „behind the curtain (hinter dem Vorhang)“. Viele Dinge hat er nicht ausgesprochen, aber man wusste was er dachte“, erklärt die Künstlerin. Insgesamt drei Porträts ihres Freundes zieren die Wände der Halle. „Es geht um Verabschiedung, was hinter dem Menschen passiert, der Übergang zum Tod und was auch mit den Mitmenschen passiert“, erklärt sie das Thema ihrer Werke.

„Behind the curtain“ lauten die Titel der zwei expressionistischen Porträts, die einen verstorbenen Freund zeigen.

Auf einer Leinwand hat sie Stoffteile eines alten Vorhangs geklebt, mehrere Schichten, bevor das Porträt aufgesetzt wurde. Der Vorhang stammt aus den 60er-Jahren, „das war unsere Zeit, somit hat der Stoff auch einen geschichtlichen Hintergrund. Wir waren Kinder der Nachkriegszeit, vieles blieb quasi unausgesprochen hinter einem Vorhang“, sagt sie. Lange hat Jakobi für ein Porträt nicht gebraucht, lediglich sechs bis sieben Stunden.

Inge Zuschlag, Frieda Junghans und Theresia Hübscher setzten das Thema „Facettenreich“ in einer Installation um: Drei lebensgroße Figuren, gefertigt aus Hasendraht und Papierschnipseln, um eine Säule positioniert. „Wir wollten etwas politisches und soziales machen, aber auch etwas witziges“, erklären die drei Künstlerinnen. Jede ist für eine der Figuren verantwortlich.

von links nach rechts: Inge Zuschlag mit der Figur des Träumers, Theresia Hübscher, mit dem noch leicht Interessierten und Frieda Junghans mit der Modefrau.

„Meine Figur ist verträumt. Er träumt sich sein eigenes Weltbild zurecht“, erklärte Zuschlag. „Die Skulptur mit der Kappe und den Zeitungen in der Hand interessiert sich noch ein wenig für das, was in der Welt passiert“, beschreibt Hübscher. Und die Dame? Die interessiert sich nur für Mode, sagte Junghans. Die Säule inmitten der Figuren, beispielsweise beklebt mit verschiedenen Zeitungsausschnitten und Bildern, soll die Menschlichkeit und Demokratie widerspiegeln, die heutzutage aber nicht mehr stimmen würde. Sie zeigt die Sichtweise auf verschiedene Dinge. Mehrere Wochen haben die Künstlerinnen für ihre aufwendige Installation, die übrigens ohne Titel ist, gebraucht.

Frieda Junghans zeigt ihr künstlerisches Talent noch in weiteren Exponaten. Aus Fundstücken und einem Körper aus Ton hat sie beispielsweise eine Skulptur einer Frau erschaffen.

Frieda Junghans mit ihrer Skulptur aus Fundstücken.

„Der Reifen, das Holz, das alte Arbeitsgerät für den Garten, das habe ich alles gefunden“, sagt Junghans. Sie verwendet oft Fundstücke in ihren Kunstwerken. „Irgendwann fällt mir dann einfach ein, was ich damit machen möchte“, erzählt sie. Einen Namen hat ihr Werk allerdings nicht. Die Menschen sollen sich selbst einen Namen ausdenken, weil sich sowieso jeder immer etwas anderes dabei denke.

Weitere Ausstellungstücke gibt es hier:

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