Big Band der Albert-Schweitzer-Schule ist beste Hessische SchulbigbandHomogenes Klangbild und rhythmische Intonation überzeugten
ALSFELD/FRANKFURT (ol). Am Ende, sagte Daniella Baumeister von der Jury, sei die Entscheidung sehr eindeutig gewesen: Die Bigband der Albert-Schweitzer-Schule unter der Leitung von Martin Wilhelm hat sich am Freitagabend bei einem Konzert im hr-Sendesaal klar vor ihren Mitbewerbern aus Wiesbaden und Darmstadt platziert und kann sich nun mit dem Titel „Beste hessische Schulbigband“ schmücken.
„Uns hat vor allem das homogene Klangbild der Band beeindruckt“, sagte Jury-Sprecherin Daniella Baumeister, „auch waren die jungen Musiker rhythmisch sehr präzise und haben insgesamt sehr gut intoniert.“ Auch die auffallend guten Solisten und die vielseitige Auswahl der präsentierten Stücke hob die Jury hervor: „Die Bigband unter der Leitung von Martin Wilhelm hat heute Abend ein großes musikalisches Spektrum abgedeckt.“ Neben der Jazz-Spezialistin und Musikredakteurin des hr gehörten Horst Aussenhof, Leiter der IKS Swing Kids aus Rüsselsheim, und der bekannte Trompeter der hr-Bigband, Axel Schlosser, der Jury an.
Der Jubel sei groß gewesen, als die Jury-Entscheidung am Freitagabend um kurz vor 21 Uhr verkündet wurde – gestartet waren die Musikerinnen und Musiker bereits um 15 Uhr mit einem Bus in Alsfeld. Mit an Bord: die amtierende Schulleiterin Annette Knieling, die ehemalige Schulleiterin Elisabeth Hillebrand und einige Eltern, die ihren musikalischen Nachwuchs nach Leibeskräften unterstützen. Dazu waren am Abend noch andere Fans und Schlachtenbummler nach Frankfurt gereist – man darf wohl behaupten, dass die Alsfelder Fankurve die größte und aktivste war.
Die Devise: Letzte beim Soundcheck, Erste beim Auftritt
Gut anderthalb Stunden vor Konzertbeginn um 19 Uhr durften die Alsfelder als letzte Band zum Soundcheck in den Sendesaal schreiten. Beeindruckt waren sie hier nicht nur von der Größe des Raums, sondern auch von der Technik und der professionellen Unterstützung, die sie vom Team rund um Jörg Hammer, den Orchesterwart der hr-Bigband, erhielten. Jeder Platz wurde wunschgemäß vorbereitet, der Ton im Saal und auf der Bühne abgestimmt, die Mikrophone für die Solisten bereitgestellt – und die Stimmung sowohl bei der Band als auch beim hr-Team war von Anfang gut, offen, zugewandt. Schon das allein war eine tolle Erfahrung für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen und auch für den Bandleader Martin Wilhelm. „Hier ist das, wo man gedacht hat, dass man nie hinkommt“, brachte Schlagzeuger Lorenz Stamm die Ehrfurcht auf den Punkt, die die Musiker jedoch nicht daran hinderte, pünktlich zum Konzertstart ihre Bestleistung abzurufen.
Um 19 Uhr begrüßte Moderator Stefan Hoffmann ein gutaufgelegtes und sehr interessiertes Publikum im hr-Sendesaal – in den „heiligen Hallen“, wie er es nannte. Er unterstrich, dass alle drei Bands eine hohe Klasse vorzuweisen hätten: „Der erste Erfolg ist schon mal, hier zu sein und ein gemeinsames Konzert mit der hr-Bigband zu spielen.“ Während Hoffmann Regeln und Preisvergabe des Wettbewerbs erklärte und die Jury vorstellte, nahm die Bigband der ASS ihre Plätze ein, denn die Devise lautet: Letzte beim Soundcheck, Erste beim Auftritt.
Laut und leise Töne wurden präzise und stark abgeliefert
Mit „It don’t mean a thing“ hatte Martin Wilhelm einen ausgemachten Jazz-Klassiker als erstes Stück ausgewählt, und das Wunder geschah: Es swingte und jazzte durchaus noch ein wenig mehr als bei den anderen Aufritten der Band, was wohl der intensiven Vorbereitung, der großartigen Akustik und natürlich der hohen Motivation zu verdanken war. Besonders Letztere und der unglaubliche Teamgeist der Alsfelder Bigband wurde von Anfang spürbar und trug den Auftritt vom Anfang bis zum Ende. Auch die Begeisterung, mit der Martin Wilhelm im Interview mit Stefan Hoffmann seine Truppe vorstellte, sprach Bände und hinterließ beim Publikum Eindruck. Die zweite Nummer war zeitgenössischer, ruhiger, cooler und zeigte eine weitere Variante des Jazz: „Bones Tones“, ein Stück, das den Posaunen gewidmet ist, das mit einem choralähnlichen Vorspiel beginnt und dann richtig lässig wird.
Die Alsfelder bewiesen damit nicht nur – wie bereits zuvor – die Qualität ihrer Solisten, sondern auch die Fähigkeit, sowohl laute wie auch leise Töne präzise und stark abzuliefern. Party und gute Laune versprach das dritte und letzte Stück. Dafür hatte Martin Wilhelm die Jazz-Bearbeitung des Songs „I want you back“ der legendären Jackson 5 aus dem Jahr 1969 mit seinen Musikerinnen und Musikern einstudiert. Und wie versprochen holten die Alsfelder 23 da jede Menge Party raus, insbesondere die Solisten bewiesen noch einmal richtig Nervenstärke.
Starke Gegner, denen großer Applaus gewiss war
„Es kommen doch noch andere Bands“, musste Moderator Stefan Hoffmann das restlos begeisterte Publikum irgendwann bremsen, und die, soviel steht fest, waren auch nicht von schlechten Eltern. Als Zweite ging die Bigband der Justus-Liebig-Schule aus Darmstadt unter der Leitung von Christoph Schöpsdau ins Rennen. Sie entführte ihr Publikum zunächst mit dem bluesigen Jazzstück „The Farewell“ aus New Orleans in die Südstaaten. Nicht ganz alltäglich für eine Schulband war hier die Bassbegleitung am Kontrabass, glockenhell kamen auch die Trompeten hier zum Einsatz. Auch bei der Justus-Liebig-Bigband wechselten sich einige gute Solisten an den Mikrophonen ab, die mit ihrem Können viel Applaus auf sich zogen.
Die Darmstädter glänzten weiter mit dem vom Bandleader selbstgeschriebenen Stück „Hymn“, das ebenfalls dem New-Orleans-Sound nachempfunden war. Als drittes und letztes Stück hatten sie den unvergänglichen Klassiker „Birdland“ mitgebracht. Er hatte natürlich einen hohen Wiedererkennungswert, verleitete das Publikum zum Mitswingen und auch hier beeindruckten noch einmal die satten Trompeten. Auch dieser Band war großer Applaus gewiss.
Die Elly-Heuss-Schule aus Wiesbaden unter der Leitung von Alexandra Schwalbe war als letzte Bewerberin an der Reihe, eine noch junge Bigband, die außerhalb der Schulzeit probt, wie Stefan Hoffmann im Interview erfuhr. Zur Endrunde nach Frankfurt hatten sie sogar eine Sängerin dabei, die das zuvor von der ASS-Bigband schon einmal gehörte Stück „It don’t mean a thing“ auf ganz andere Art interpretierte. Eine richtig gute Darbietung, die der Band viel Applaus einbrachte. Mit „A night in Tunesia“ boten die Wiesbadener als zweites eine weitere Jazz-Facette dar, dieses Mal gemischt mit Latin-Sounds und sehr, sehr lässig. Wie bei den Bands zuvor glänzte auch die „Ellys Big Band“ mit gutaufgelegten Solisten. In das letzte Stück „Zoot suit riot“ legten die jungen Musiker noch einmal alle Kraft und Spielfreude. Auch sie erhielten viel Applaus für ihre Darbietungen.
Die Würfel waren gefallen: ASS-Big Band ist beste Hessische Schulbigband
Und dann hieß es warten. Die Jury zog sich zurück, und bevor die fulminante hr-Bigband für eine Dreiviertelstunde Jazz vom Allerfeinsten die Bühne enterte, sprach Dr. Michael Englert, Zweiter Vorsitzender der Freunde und Förderer der hr-Bigband e.V., die diesen Wettbewerb ausloben und mit Preisen fördern, über seinen Verein und seine Motivation. Er sei sehr erfreut, solch guten Jazznachwuchs in Hessen zu wissen, verkündete er als erstes – und da pflichteten ihm alle bei. Auch lobte er das Engagement des hr, überhaupt eine Bigband zu unterhalten – ein nicht auf Kommerz abzielender Kulturauftrag, der hoch anzurechnen sei.
Mit dem letzten Stück der hr-Bigband stieg nach der anfänglichen Erleichterung unter den Musikern wieder die Spannung. Die Juroren und der Moderator kamen langsam auf die Bühne und hatten schon die mit den Platzierungen der Teilnehmer versehenen Schilder dabei. Die Würfel waren gefallen. Obwohl es für alle drei Bands viel Lob gab, hatten sich Daniella Baumeister, Horst Aussenhof und Axel Schlosser einstimmig und eindeutig für die Alsfelder entschieden. Dazu hatte auch die unglaublich vielfältige Musikauswahl beigetragen, wie Baumeister hervorhob. „Wer die Jackson 5 als Jazz-Nummer präsentiert, der zeigt, dass Jazz jung ist und vieles sein kann“, freute sich die Jazz-Expertin und rief den Musikerinnen und Musikern zu „Werdet noch besser!“
Der Gewinn: 500 Euro und zwei Produktionstage im Aufnahmestudio
Die nächste Chance dazu bietet sich schon bald: Neben den 500 Euro Preisgeld hat die ASS-Bigband noch zwei Produktionstage im Aufnahmestudio der hr-Bigband gewonnen. Die Erfolgsgeschichte kann also weitergehen.
Die Sieger eröffnen am 13. Mai ab 19.04 Uhr das Konzert der hr-Bigband auf hr2 kultur. Außerdem spielt die Bigband der Albert-Schweitzer-Schule am 26. Mai um 19.30 Uhr in der Aula der Schule am Oberstufenstandort in der Krebsbach anlässlich einer Benefizveranstaltung mit der Autorin Constanze Keidel und am Sommerkonzert der Schule am 6. Juni ab 19.30 Uhr ebenfalls in der Krebsbach.
Junge Mensche für die Musik, erstes Platz verdient gesiegt in faires Wettbewerb für die Musik. Danken sehr für diese Beitrag. Gruß von Rouven