KOMMENTAR: Der neue Namen lautet „Kompass Leben“ und führt in die IrreDie Behindertenhilfe hätte sich nicht umbenennen sollen
MEINUNG | VOGELSBERG. Die Behindertenhilfe Vogelsbergkreis hat sich umbenannt – in „Kompass Leben“. Was gut gemeint ist, führt in die Irre. Nicht nur, weil der neue Name auch eine Initiative für Abtreibungsgegner oder Selbstmordgefährdete sein könnte. Ein Kommentar von Juri Auel.
Der neue Name wurde mit dem ersten Mai eingeführt. Der Mensch und nicht die Behinderung solle im Vordergrund stehen, heißt es als Begründung dazu in einem Brief, die die ehemalige Behindertenhilfe Vogelsbergkreis an lokale Unternehmen verschickt hat.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Dies hier soll nicht im geringsten ein Plädoyer à la AfD werden, die politische Korrektheit gehöre auf den Müllhaufen der Geschichte. Wobei es ja schon witzig ist, dass die AfD das immer nur so lange fordert, bis Mitglieder von ihr wegen eines Sprachfehlers lächerlich gemacht oder als „Nazischlampe“ tituliert werden.
Wer ernsthaft meint, Neger, Missgeburt, Kanake oder Mongo müsse man doch noch mal sagen dürfen, der hat in der Debatte rein gar nichts verstanden. Ich möchte wirklich niemanden verletzten oder zu nahe treten. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass das Wort „behindert“ eben anders als die oben genannten nicht ausschließlich diffamierend, beleidigend und herabsetzend angesehen werden muss. Behindert klingt mittlerweile für viele vielleicht falsch, es ist aber eine Vokabel, die klar macht, worum es geht. Weiter unten im Text wird deutlicher, wie ich darauf komme.
Eine gute Absicht, die verpufft
Worum es hierbei im übergeordneten Sinne geht, ist es, aus guter Absicht für etwas einen neuen Namen zu suchen, der allerdings so unscharf oder schlicht unpassend ist, dass die gute Absicht verpufft.
Auch wenn die AOK sich einen neuen Slogan verpasst und sich lieber „die Gesundheitskasse“ nennt, weil es ja schließlich darum geht, Menschen bei der Genesung zu helfen, so bleibt sie doch eine Krankenkasse. Ihre Mitglieder zahlen ihre Beiträge für den Fall, dass sie krank werden. Klingt weniger sexy, ist aber so.
Und das Wort „Mobil“ im Namen klingt zwar schön dynamisch, seitdem sich das Hessische Amt für Straßenbau und Verkehrswesen aber „Hessen Mobil“ nennt, musst man den Leuten jedes Mal erklären, dass sich hinter dem Namen kein Oldtimer-Club versteckt, sondern eine Verkehrsbehörde.
So ist es auch in diesem Fall. Es ist eindeutig, für was sich eine Organisation mit dem Namen Behindertenhilfe einsetzt und dass sie mit ihrer Bezeichnung sicherlich niemanden beleidigen möchte. „Kompass Leben“ hingegen könnte auch eine Initiative von Abtreibungsgegnern, eine Selbsthilfegruppe für Suizidgefährdete oder ein Magazin für Menschen über 50 sein.
Behinderten kann ganz praktisch geholfen werden
Einfach einen Namen zu ändern oder zu glauben, man habe dadurch wirklich etwas bewegt, ist in vielen Fällen also schlicht Unsinn oder heuchlerisch. Die Reaktion eines jungen, kleinwüchsigen Mannes auf einen Vorschlag der FDP-Fraktion im Bundestag, den Schwerbehindertenausweis in Teilhabeausweis umzubenennen, bringt das ganze Problem und seine Lösung auf den Punkt. „Ich finde nicht, dass ich ‚schwerbehindert bin’, sondern ‚schwer behindert werde’“, sagt Michel Arriens in einem Interview.
Genau das ist es. Menschen mit Behinderung haben es objektiv in unserem Alltag mit Hindernissen zu tun, denen gesunde Menschen nicht ausgesetzt sind. Daran ändert sich auch nichts, wenn man Behinderte „Menschen mit Handicap“ oder „besonders herausgefordert“ nennt. Das Problem bleibt das Selbe: Sie stoßen aufgrund ihrer Eigenschaften auf Probleme, die wir, die überwiegend gesunde Gesellschaft, für sie aus dem Weg schaffen können und müssen. Seien es hohe Bordsteinkannten oder fehlende Orientierungshilfen für Blinde.
Arriens fordert in dem Interview drei völlig richtige Dinge, wodurch wir alle wirklich helfen können, Behinderungen für Behinderte zu beseitigen – auch im Vogelsberg.
- Eine Pflicht, rollstuhlgerecht zu bauen nicht für Behörden, sondern auch für Privatunternehmen. Dabei dürfen natürlich durch übertriebene Vorschriften keine unbezahlbaren Kosten entstehen. Es muss nicht immer ein teurer Aufzug sein, eine Edelstahlrampe vor dem Eingang zur Bäckerei für 100 Euro tut es auch.
. - Mehr Anreize, Jobs für Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Unter Behinderten ist die Arbeitslosenquote doppelt so hoch wie unter Gesunden. Chefs müssen das Potenzial in diesen Menschen sehen lernen, der Staat sollte bei nötigen Umbauten in Firmen verstärkt mit Subventionen helfen.
. - Bürokratieabbau. Behinderte müssen oft lange mit der Krankenkasse um einen neuen Rollstuhl oder dergleichen kämpfen. Das muss zügiger und einfacher gehen.
Genau dafür setzt sich natürlich die Behindertenhilfe Vogelsbergkreis auch unter neuem Namen weiter ein. Es gelte, „Barrieren aus dem Weg zu räumen oder zu überwinden, durch welche Behinderung entsteht“, heißt es in dem Brief der Organisation. Das ist ja im Prinzip das selbe, was Michel Arriens ebenfalls sagt.
Zum Abschluss eine kleine Videoempfehlung: Ein junger Mann Namens Tan Caglar könnte der nächste aufsteigende Star am deutschen Comedy-Himmel sein. Wie es ist, als Deutschtürke und Rollstuhlfahrer gleich zwei Minderheiten anzugehören und was er sich denkt, wenn er gefragt wird, ob er den Rolliefahrer auf der anderen Straßenseite nicht zufällig kennt, verrät er in diesem Clip.
OL-Umfragen sind nicht repräsentativ.
Ich glaube nicht, dass eine bestimmte Namensgebung irgendetwas ändert. Aber regelmäßig haben Behinderte größte Probleme, die notwendigen Leistungen von ihren Kassen und Versicherungen mit den wohlklingenden Namen genehmigt zu bekommen. Ganz selbstverständliche Dinge werden abgelehnt, nur in geringerer Qualität bewilligt oder erst „ganz plötzlich“ zugestanden, nachdem die Öffentlichkeit (z.B. „Jetzt reicht’s“ / „defacto“-Redaktion, HR III) eingeschaltet wurde. Klagen vor Sozialgerichten dauern endlos lange und sind nur scheinbar kostenfrei (siehe Gutachterkosten). So lange Behörden und private Versicherungskonzerne die Behinderten schikanieren und bekämpfen, muss man über den „schöneren Namen“ für ihre Interessenvertretung nicht diskutieren.
Wie kann man eigentlich ein derart schwerwiegendes Persönlichkeitsproblem wie dieser Hajo haben?
Es gibt eine völlig desolate und unwichtige Kommentierung von einem selbst ernannten Kasper. Und auf ein noch unwichtigeres Kommentar, welches schon auf das unwichtige antwortet, muss der mit den Klammerbeutel nicht oft genug gepuderte noch antworten.
Ihre Kommentare hier, Hajo zu wenig gepudert, beziehen sich immer nur auf andere Kommentare und nicht einmal auf den Sachverhalt. Was lief denn bei Ihnen verkehrt, dass Sie zum hauptberuflichen OL-Stänkerer geworden sind?
Vielleicht sollte sich der Autor dieses „tollen“ Artikels bevor er sowas schreibt über die Hintergründe der Einrichtung bzw. der Namensänderung informieren, um dann nicht so viel dummes Zeug von sich zu geben.
Hat sich vlt auch nur irgendjemand die Mühe gemacht mal nachzufragen, warum man den Schritt der Namensänderung gegangen ist und das bei den Leuten, die ihn begangen haben??? Schön, dass jeder eine Meinung und fabelhaftes Halbwissen breitreten darf, was mit dem Kern der Sache nichts mehr zu tun hat. Wieso darf sich jedes Unternehmen umbenennen, aber keine Soziale Organisation? Nur weil irgendein Hanswurst das unpassend findet braucht man sich nicht davon irre machen lassen. Solange bei der Namensänderung nicht nur „alter Wein in neuen Schläuchen“ verkauft wird braucht man kein schlechtes Gewissen haben. In diesem Sinne wünsche ich gutes Gelingen den neuen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden.
Kann mir mal jemand erklären wie Dr. Dr. Chefredakteur und Autor Aurelius auf Zitat: „Initiative für Abtreibungsgegner oder Selbstmordgefährdete“ kommt?
Danke…
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..Falsch liebe Schüler, der Dichter wollte damit….
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Ach, da war ja auch noch Autsch 03.05.2018 um 15:21 Uhr
„Ein Klassenkasper ist doch eigentlich lustig. Kann nicht erkennen, was ab diesem Kommentar auch nur ein Hauch humorvoll sein soll.“
Also, Herr oder Frau Autsch: Die einen sagen so, die anderen so. Wollen jetzt ausgerechnet Sie den Schiedsrichter spielen, was lustig ist und was nicht? Oder entscheiden das die Daumen-hoch oder Daumen-runter-Deppen, die bei jeder Dummheit immer gleich kohortenweise ihre unmaßgebliche Meinung kund tun?
Den Namen zu ändern bringt der Behindertenhilfe nicht viel. Der schlechte Ruf wird weiterhin bleiben.
Autsch 03.05.2018 um 15:21 Uhr
Ein Klassenkasper ist doch eigentlich lustig.
Kann nicht erkennen, was ab diesem Kommentar auch nur ein Hauch humorvoll sein soll.
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@ anonym 03.05.2018 um 13:21 Uhr
Na klar, anonym! Menschen mit Behinderung brauchen keine Vitamine, sondern frisches Obst und Gemüse. Und keine Gehilfen, sondern Gehstöcke, Gehböcke und Rollatoren! Gibt’s gegen Unlogik nicht irgendwas von Ratiopharm? Oder Hilfseinrichtungen mit irgendwelchen Fantasienamen? „Käpt’n IQ“ vielleicht oder „Compass Hirni“? Plädiere für „Tretboot in Seenot!“ (https://www.youtube.com/watch?v=D54819XsroY).
Ein Klassenkasper ist doch eigentlich lustig.
Kann nicht erkennen, was ab diesem Kommentar auch nur ein Hauch humorvoll sein soll.
du bist wirklich ein Klassenkasper!!!
Kann hier wirklich jeder Kasper unqualifizierte Kommentare reinschreiben? Unfassbar!
Der Schritt den die Behindertenhilfe geht ist bemerkenswert, mutig und vorbildlich. Menschen mit Behinderung benötigen keine Hilfe sondern Unterstützer und Begleiter. Der neue Name Kompass Leben ist gut ausgewählt.
Pimp your life by sexy Umbenennung!!! Ein paar weitere Vorschläge für garantiert schmerzfreie und optimistische Neu-Namen:
AfD – Ali für Deutschland
ADAC – AAA+
Altersarmut – später innerer Reichtum (Abk.: SPD)
Blindenhund – Barrierevierbeiner
Demenz – Erinnerungsoptimismus
Deutsche Bank – Geldbiotop
Geldvernichtung – Deutsche Bank
Erwerbsminderungsrente – Nichts für ungut
Feuerwehrmann – Freilandaquanaut
Krankenwagen – Gesundmobil
Rollstuhl – Horizontalaufzug
Russischer Raketenangriff – chin. Feuerwerk
Sprachfehler – originelle Artikulation
Steuerhinterziehung – Daseinsvorsorge
Syrische Giftgasbombe – air freshener 1001
Totengräber – Friedensgärtner
usw.
ich finde den Schritt richtig gut. Ich arbeite seit langem mit einer Behinderung beiKompass Leben. Bei der Namenssuche wurde alle gefragt und beteiligt. Ich habe zwar eine Behinderung, finde es aber gut, dass wir jetzt nicht mehr Behindernehilfe heißen.
Ich finde auch gut, dass wir jetzt nicht mehr durch den Namen ausgegrenzt werden. Wir arbeiten bei Kompass Leben und das ist mir viel wert.
Als Vater eines zu 100% behinderten Sohnes finde ich ebenfalls die Namensänderung für falsch.
Die Behindertenhilfe ist eine Marke und ich stimme Herrn Auel inhaltlich und auch in der Intention voll zu.
Die AfD ist eine respektable Partei!
Zitat: „Wobei es ja schon witzig ist, dass die AfD das immer nur so lange fordert, bis Mitglieder von ihr wegen eines Sprachfehlers lächerlich gemacht oder als „Nazischlampe“ tituliert werden.“
Ich würde niemanden wegen eines Sprachfehlers auslachen oder so gemein bezeichnen, wie es unter dem Deckmantel der Satire gegenüber Frau Dr. Weidel geschehen ist. Der AfD wünsche ich, dass sie ihre politischen Positionen, insbesondere gegen die Masseneinwanderung und die Islamisierung trotz der Diffamierungen hält.
Joachim Datko – Ingenieur, Physiker