Stadt plant Übergangslösung im Kita-Problem - Drei Standorte zur AuswahlWird aus dem Leuseler Dorfgemeinschaftshaus eine Kita?
EXKLUSIV|LEUSEL (ls). Es ist schon eine Nummer, die da aus dem Alsfelder Ortsteil Leusel hervordringt und das ganze Dorfleben auf den Kopf stellen dürfte: Das Dorfgemeinschaftshaus soll nämlich in eine Kita umfunktioniert werden. Jedenfalls wenn es nach der Stadt Alsfeld geht, denn die scheint ein echtes Problem zu haben: Zu viele Kinder und zu wenig Kindergartenplätze. Eine schnelle Lösung müsse her, heißt es aus dem Rathaus.
493 Betreuungsplätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren bietet Alsfeld als städtischer Träger von Kitas an. Bei einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Stephan Paule im September hieß es, damals seien bereits 95 bis 98 Prozent der Betreuungsangebote abgedeckt gewesen. Damals sagte der Rathauschef, dass die Stadt nicht fürchte, dass durch die geplante Befreiung von den Gebühren mehr Kitaplätze nötig würden, weil das Angebot attraktiver werden könnte. Die Eltern, die ihr Kind nicht in den Kindergarten schickten, hätten sich bewusst dafür entschieden, erklärte der Rathauschef. In Gesprächen mit Eltern die ihre Kindern nicht in eine Kita schickten habe er gehört, dass es nur bei einem kleinen Teil an zu hohen Gebühren gelegen habe.
Dass es dennoch einer Lösung bedurfte wurde spätestens bei den Diskussionen und der Planung einer neuen Kindertagesstätte in Alsfeld klar. Wie dringend das allerdings zu sein scheint, wird erst jetzt richtig deutlich, denn die Stadt sucht aktuell nach Ausweichmöglichkeiten für zusätzliche Kindergartengruppen. Auf Rückfrage bei der Stadt teilte die mit, dass es in Alsfeld derzeit rund 343 Kinder im Alter bis zwei Jahre gebe, 520 Kinder seien es sogar bei den Drei- bis Sechs-Jährigen. Aber nur 493 Plätze kann die Stadt für Kinder zwischen drei und sechs Jahren bieten. Zu wenige, um den Bedarf langfristig abdecken zu können.
Zwei bis drei Kita-Gruppen sollen entstehen
„Es stimmt, wir suchen aktuell nach einem Standort für etwa zwei bis drei Gruppen“, bestätigte Bürgermeister Stephan Paule auf Nachfrage von Oberhessen-live. Dabei seien mehrere Standort-Möglichkeiten geprüft worden. Drei davon hätten sich als gute Alternativen herausgestellt. Eine Möglichkeit, um kurzfristig für mehr Betreuungsplätze zu sorgen: Das Dorfgemeinschaftshaus (Dgh) in Leusel – so jedenfalls hieß es auf der Ortsbeiratssitzung, die am Dienstagabend in Leusel stattgefunden hat. „Ja, die Stadt versucht, das Dgh übergangsweise für ein paar Gruppen als Kindergarten zu nutzen“, heißt es dazu aus dem Ortsbeirat.
Aktuell stehe die Stadt vor einem großen Problem: Zu viele Kinder, zu wenig Betreuungsplätze. Der geplante Kita-Neubau in der Feldstraße – noch zu weit in der Zukunft. Erst 2019 könne der Bau beginnen, hieß es in der Stadtverordnetenversammlung im Februar, in der der Kita-Neubau mit einer großen Mehrheit beschlossen wurde. Bis der Neubau steht, sucht die Stadt nach einer Übergangslösung für die Kinder. Das Dgh in Leusel würde mit Trockenbauwänden umfunktioniert werden und zusätzlichen Betreuungsgruppen bis zum Neubau zur Verfügung stehen. Im Gegenzug würde das Dorfgemeinschaftshaus nach der Nutzung aller Voraussicht nach saniert werden.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
„Das bedeutet natürlich einen massiven Einschnitt in das Vereins- und Dorfleben in Leusel. Besonders wichtig ist uns dabei der Carnevalsverein, der seine Sitzung dann nicht mehr dort abhalten kann“, heißt es weiter aus dem Ortsbeirat. Zusammen mit den Mitarbeitern der Stadt habe man die Bedenken besprochen. Für Lösungen solle gesorgt werden. Das bestätigte auch Bürgermeister Paule: „Sollten wir uns für das Dgh in Leusel entscheiden, wollen wir den Vereinen natürlich Hilfestellung leisten“. Im Leuseler Ortsbeirat sei man sich bewusst darüber, vor welchem großen Problem die Stadt stehe und wolle – solange für das Vereins- und Dorfleben Ausweichmöglichkeiten gefunden werden – helfen, heißt es von dort.
„Für den LCC würde das natürlich ein kleines Problem darstellen. Auf andere Hallen ausweichen, ist logistisch nicht so einfach. Das ist natürlich eine Herausforderung“, erklärte der Vorsitzende des Leuseler Carneval Clubs, Christian Korrell. Die Trainingsstunden könnten weiterhin in der Halle stattfinden und für die große Sitzung sei die Unterstützung der Stadt zugesagt. Trotz der Herausforderung für den Verein sieht Korrell eine Sache ganz klar und ist guter Dinge: „Wenn die Stadt die Hilfe vom LCC und die des ganzen Ortes braucht, dann sagen wir nicht nein und wollen helfen“. Man sehe es mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Bereits zum September oder Oktober würde die Übergangs-Kita im Leuseler Dgh eingerichtet werden und für zwei bis drei Jahre bestehen bleiben. Im Leuseler Ortsbeirat wurde mit fünf Ja-Stimmen und einer Gegenstimme für die Umnutzung des Dghs als Übergangs-Kita gestimmt. Ob das allerdings so kommt, steht noch nicht fest.
Auf Nachfrage wollte sich Bürgermeister Paule nicht zu den beiden anderen alternativen Ausweichstandorten konkret äußern. Nach OL-Informationen soll es sich allerdings um städtische Gebäude handeln.
Hallo Frau Stock,
Ihr Bericht enthält einen Fehler: unsere OB-Sitzung am Dienstag Abend war selbstverständlich öffentlich. Bei uns wird entsprechend der HGO und den Ortssatzungen nicht hinter verschlossener Tür verhandelt – schon gar nicht bei einem so wichtigen Thema für unseren Ortsteil. Es wurde ausgiebigst über das sensible Thema beraten, gesprochen und diskutiert.
Viele Grüße aus Leusel
Ralf Lämmer, OVo
Hallo Herr Lämmer, bitte entschuldigen Sie diesen Fehler – da scheine ich mich im Gespräch verhört zu haben. Ich habe das umgehend abgeändert.