KOMMENTAR zum heutigen Aktionstag gegen GeschlechterklischeesSchafft den Girls- und Boys-Day ab!
MEINUNG | REGION. Heute ist wieder „Girls- und Boys-Day“, deutschlandweit. Für die Mädels heißt das: Lippenstift weg und ab auf die Baustelle. Und die Jungs? Wie wäre es mit dem Friseursalon oder ein Tag als Hebamme? Der Aktionstag soll helfen, Geschlechterklischees über Bord zu werfen. Eigentlich aber reproduziert er sie. Deswegen gehört er abgeschafft. Ein Kommentar von Luisa Stock.
Eigentlich ist die Idee ja ganz nett. Der „Girls- und Boys-Day“ soll Mädchen und Jungen die Möglichkeit bieten, einen Tag lang in einen Beruf zu schnuppern, der nicht typisch Frau oder typisch Mann ist. Frauen mit gelben Schutzhelm auf dem Bau, hinter dem Steuer eines Lastwagens oder Männer, die als Geburtshelfer ein Baby auf die Welt bringen oder glitzernde Gelnägel zaubern und lockige Haare zu einer traumhaften Hochsteckfrisur auftürmen. Raus aus den Rollenklischees, rein in den Job des jeweilig anderen Geschlechts – oder so ähnlich. Das Problem an der Sache ist nur: All das gibt es bereits. Es gibt Frauen in Männerberufen und umgekehrt. Deshalb wäre es besser, man würde den Aktionstag besser gleich ganz absetzen.
Zugegeben, groß ist der Anteil von jungen Frauen in Männerberufen nicht, zu fest sitzen die Rollenbilder in den Köpfen. Trotzdem: Es zeigt sich, dass sich langsam immer mehr Frauen für Männerberufe und Männer für Frauenberufe interessieren. Beispiel Polizei. Einstellungsanteile von 40 Prozent Frauen sind da keine Seltenheit mehr. Am Girls- und Boys-Day liegt das nicht. Statt Rollenklischees abzuschaffen und damit gesellschaftliche Grenzen zu überwinden, verstärkt er sie nur. Der Mann im Friseursalon wird zum Besonderen verklärt, ebenso wie die Frau im Blaumann in der Autowerkstatt.
Wettrennen der öffentlichen Stellen
Trotzdem halten Politik und Wirtschaft weiterhin an dem Tag fest. Weil Gleichberechtigung nun mal in ist. Keine Organisation kann es sich heute leisten, als frauen- oder gleichberechtigungsfeindlich dazustehen. Dabei nimmt das Ganze absurde Formen an. Auch eigentlich nicht wirklich mit geschlechterspezifischen Merkmalen besetzte Berufe oder Unternehmen laden zum Aktionstag ein. Auffällig ist vor allem, wie sehr öffentliche Stellen sich dabei in den Vordergrund tun. Wer deutschen Polizeiwachen auf Twitter folgt, kommt um Werbung für den Girs- und Boys-Day nicht drumrum. Die Pressestelle des Vogelsbergs und die von Hessen Mobil und anderen Behörden scheinen sich regelrechte Wettkämpfe zu liefern, wer als erstes eine Mitteilung mit der Ankündigung der Aktion im eigenen Haus in die Welt heraus posaunt.
Schnell noch ein ? und dann ab zur nächsten Station. Die #Kripo wartet. Wir lösen gleich gemeinsam einen historischen Fall. ??#Girlsday pic.twitter.com/vSPiXJ0AY7
— Polizei Berlin Einsatz (@PolizeiBerlin_E) 26. April 2018
Nicht falsch verstehen: Der Grundsatz ist nicht verkehrt. Rollenbilder aufbrechen würde der Gesellschaft gut tun. Dazu brauch es aber mehr als ein Pseudo-Tagespraktikum an einem Tag des Jahres. Der Wandel muss viel früher und breiter angestoßen werden. Mädchen tragen stets rosa Mützchen und Jungs blaue. Was soll das? Typische Männerberufe und typische Frauenberufe wird es so lange geben, wie es Puppen für Mädchen gibt und Jungs gefälligst mit Autos zu spielen haben. Also, liebe Eltern: Denkt nach, wie ihr euer Kind anzieht und was ihr ihm zu spielen gebt. Dann müsst ihr euch in ein paar Jahren auch nicht mit einem solch unsinnigen Aktionstag herumplagen.
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@Fremdschämer + Praxisfremd
Eigentlich müsste sich bereits herumgesprochen haben, dass es sehr weibliche Frauen und sehr männliche Männer, aber auch das genaue Gegenteil bis hin zu Transgender gibt. Und dann wären da auch noch die individuellen Begabungsprofile der weiblichen wie männlichen Berufsaspiranten sowie die Akzeptanz der Kollegen und der Kundschaft. All dies sollte berücksichtigt werden, damit jeder seine Fähigkeiten und Eigenschaften im Beruf optimal einsetzen kann, das Betriebsklima stimmt und „der Kunde“ zufrieden ist.
Ob man dieses Ziel durch einen „Boys- und Girlsday“ im Jahr signifikant besser erreicht als beispielsweise durch eine qualifiziertere und auch zeitlich wesentlich aufwändigere Berufsberatung, die man nicht oft genug einfordern kann, sollte zumindest gefragt werden dürfen, wo doch alles immerfort nach „Evaluierung“ schreit.
Eine grundsätzliche Kritik am „Boys- und Girls-Zukunftstag“, wie das Ding offiziell heißt, könnte man auf die Formel bringen: Zu früh und zu kurz. Das 2-3-wöchige berufsorientierte Schülerpraktikum in der Mittelstufe ist im Vergleich hierzu auf jeden Fall das bessere Angebot.
Noch besser: Mehr Fachleute im Bereich Berufskunde und Tätigkeitsanalyse ausbilden und das Beratungsangebot der Arbeitsagenturen bzw. IHKs zusätzlich weiter ausbauen (bitte nicht noch ein „Allgemeinbildungsfach“ Berufskunde an den Schulen!!!).
Damit ist das Urteil über den Girl’s und Boy’s – Zukunftstag fast schon gefallen. Es gibt Besseres als solche Alibi- und Circusveranstaltungen, die zudem mit dem unangenehmen Geruch der Volks-Umerziehung daher kommen. Man hört förmliche das moralisierende Gekeife à la Claudia Roth oder Alice Schwarzer im Hintergrund und hat plötzlich auch noch einen Gemüsebratling im Henkelmann. Entwicklung und Veränderung sind gut und ohnehin nicht aufzuhalten. Umerziehung ist was für totalitäre Staaten. Bei der Farbauswahl der Babykleidung halten sich der Staat und die Influencer jeglicher Couleur bitte raus! Irgendwo gibt es auch noch eine Privatsphäre. Und die betrifft auch die familiäre Erziehung. Es gibt genug andere gesellschaftliche Instanzen, die auch eine „schlechte“ oder „falsche“ Erziehung korrigieren können. Zu verhindern wären die nur um den Preis der Zerschlagung der Institution Familie, und dem redet hoffentlich niemand das Wort. Und angesichts der anstehenden Veränderungen der Gesellschaft durch Wirtschaft 4.0 weiß ohnehin niemand, wie die Zukunft aussieht. Nur eines weiß man: Dieses ganze Berufssparten-System inklusive Frauenberufe, Männerberufe usw. wird auseinander fliegen. Der einzig konstante Faktor in der gesamten Entwicklung wird wahrscheinlich der oben erwähnte Gemüsebratling sein.
P.S.: @ Rouven Paol und Sohn Awuyela
Mit dem Namen wird man sowieso Zauberkünstler*In, Wahrsager*In oder Rapper*In. Friseursalon nicht gefalle? Keine Problem (Scheeeerz!).
Fremdschämer: Also sowas weltfremdes kann nur meine alte Heimat hervorbringen. Da ist sie direkt, die klischeehafte Geschlechterrolle. Warum muss unbedingt der Mann die Familie ernähren? Hört sich für mich hart nach Familie Steinzeit an. Was die Farben angeht – warum sollte das Mädchen kein blau tragen und nicht mit Dinos spielen? Männer tragen heute rosa – Frauen übernehmen (und das schon lange) die meist besseren Führungspositionen. Leute die reden wie sie, sind wahrscheinlich hochgradig homophob und haben Angst als homosexuell dargestellt zu werden. Ich tippe auf Kirchenfanatiker oder auf eine einfach dermaßen beschränkte Einsicht für Veränderungen. Ich bekomme das Kotzen, wenn ich sowas lese, wer Mann oder Frau, wegen Geschlecht in eine Verhaltensschublade steckt hat die Welt nicht verstanden. Viele Grüße – ein Mensch
Gleichberechtigung…..ist ja alles schön und gut….Aber wann hören wir endlich auf Dinge gleichsetzen zu wollen, die nun mal eben nicht gleich sind . Mann ist Mann und Frau ist Frau ! Wie soll denn bitte der nette Junge der den Tag heute bei DM oder im Friseurladen verbracht hat später mal seine Familie ernähren? Von dem Gehalt was er dort bekommt mit Sicherheit nicht. Und zum Thema rosa , blau ! Sie möchte ich sehen wenn sie ihr erstes Kind bekommen und es ist ein Mädchen ! NATÜRLICH bekommt es dann ein blaues Mützchen auf und liegt in einem Kinderwagen mit Dino´s drauf ! Ganz toll !
Meine Sohn Awuyela gewesen Friseursalon zu Boysday. Es hat ihm nicht gefallen…
Abschaffen nein, umbenennen ja!
Frauen gehören an den Herd gekettet während der Mann rotzdend auf dem Bau sitzt, Bier säuft und eine Kippe nach der anderen raucht. Danach steigt er auf ein Pferd und reitet in den Sonnenuntergang, wo er nachts unter freiem Himmel schläft und mit wilden Bären kämpft. Zur Belohnung über den Sieg fällt er nur mit Jeans und einem Flanellhemd bekleidet 3 Mammutbäume mit einer Axt und trinkt noch mehr Bier. Den mit den Händen erlegten Bären grillt er über einem offenen Feuer, dass er ohne Hilfsmittel entzündet hat und ruft „Ich habe Feuer gemacht“. Danach fährt er auf einer Harley in die Stadt um sich Bartkur zu kaufen. Den angebotenen Kaffe beim Chef im Sägewerk schlägt er aus und verlangt Whiskey. Was wäre ein Mann ohne Whikey?
Wer solche Worte äußert, hat vermutlich keine eigene Kinder? Berufssbilder näher bringen ist unbedingt nötig und manchmal braucht eine Aktion auch mal einen Namen. Wie sind denn Ihre Vorachläge für die Praxis und was konkret haben Sie schon auf die Beine gestellt? Wie viele Jugendliche haben Sie schon bei ihrer Berufswahl begleitet und anschließend dafür die Veraverantwort für die Entscheidung mit getragen?