LAUTERBACH (ol). In der bevölkerungsreichsten Provinz Chinas hat das Thema „Stadt-Land-Gefälle“ andere Dimensionen. Trotzdem ließen sich Ähnlichkeiten zwischen der Provinz Guangdong und dem Vogelsbergkreis erkennen, wie Dr. Jens Mischak bei einem Besuch der zugehörigen Delegation feststellte.

Auch in der Nähe der Metropole Frankfurt wolle man verhindern, dass junge Leute abwandern und stattdessen der heimischen Bevölkerung ein attraktives Angebot machen, gerne und gut zu leben, das teilte der Vogelsbergkreis in einer Pressemitteilung mit. Für die Bereiche Arbeit, Ausbildung, Familie und Freizeit gelte dies gleichermaßen, wie der Vogelsberger Wortschaftsdezernent Dr. Jens Mischak bei der Begrüßung einer Abordnung aus Experten im BZL-Schulungszentrum in Lauterbach eröffnete.

Besonders dankte Mischak den hochrangingen Experten für das Interesse am Vogelsberg und speziellen Herausforderungen in einer ländlichen, dünn besiedelten und zugleich aufstrebenden Region. Viele neue und vor allem wertvolle Erkenntnisse wünschte der Leiter des BZL-Schulungszentrums Rainer Eisenach, dessen Zentrum bereits häufig Kontakt zu Experten aus China gehabt hat.

Schöne Dörfer und saubere Luft

Flächentechnisch ist die Provinz vielleicht nur halb so groß wie Deutschland, beherberge jedoch 104 Millionen Einwohner, welche überwiegend in sehr großen Städten wohnten. Ein echtes „Mammut“-Programm absolvierten die Regionalplaner, Ökonomen und Ingenieure aus Guangdong von Mitte August bis Mitte September in Deutschland: Ca. 40 Exkursionen, Vorträge und Seminare in zehn verschiedenen Städten standen auf der Tagesordnung. Zwischen Großstädten wie Berlin oder Frankfurt am Main stand aber auch der Vogelsbergkreis auf dem Plan, sowie die Stadt Lauterbach. Vor allem die „herrliche Landschaft, schönen Dörfer und die unglaublich saubere Luft“ begeisterten die chinesischen Gäste bereits zum Anfang.

Dr. Jens Mischak, Wirtschaftsdezernent des Vogelsbergkreises (stehend, Mitte) begrüßte gemeinsam mit Rainer Eisenach (links daneben), Leiter des Schulungszentrums des BZL Lauterbach, die 14-köpfige Delegation aus der Provinz Guangdong. Foto: Erich Ruhl-Bady

Stadt-Land-Gefälle – das ist drastisch in China. Um sich selbst zu „verbessern“ wandert die Landbevölkerung ab und siedelt sich in den Städten an. Dadurch werden ländliche Gegenden noch ärmer und rückständiger. Ziel der Abordnung war es, auch in Lauterbach in Erfahrung zu bringen, wie man die Menschen motivieren könne, nicht abzuwandern bzw. wieder zurückzukommen.

Das Landleben attraktiv gestalten

Wie es mit der Verkehrsanbindung in die Metropolen aussieht, wie die Energie- und Wasserversorgung sichergestellt werden kann und wie es mit der Infrastruktur aussieht, aus auch die Situation der Krankenhäuser, Schulen und Kindertagesstätten: Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigten sich die Gäste aus China. Insgesamt drehen sie sich um die Lebensperspektiven auf dem Land: Die Rolle des Staates, die Ausbildungsmöglichkeiten oder die Kooperation mit den Hochschulen.

Dass die Region Vogelsberg gut aufgestellt sei, davon berichteten die Betriebswirtin Andrea Ortstadt und der Agrar-Ingenieur Lorenz Kock in ihren Vorträgen, beide Mitarbeiter im Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum des Vogelsbergkreises. So flossen zum Beispiel in einem Sieben-Jahres-Programm der EU, gesteuert über das Land Hessen von insgesamt einer Milliarde Euro immerhin 200.000 Millionen Euro in den Vogelsbergkreis, berichtete Lorenz Kock. Einblicke in die Unternehmensstruktur des Kreises gab Andrea Ortstadt. Von 4500 Unternehmen hätten 4000 weniger als zehn Mitarbeiter. Gerade das Handwerk spiele eine sehr bedeutsame Rolle. 580 Unternehmen seien Ausbildungsbetriebe. Über 200 Berufe könne man im Vogelsbergkreis lernen.

Besonders das Duale Ausbildungssystem in Deutschland lobten Dr. Jens Mischak und BZL-Manager Rainer Eisenach. Mit dem BZL werde eine hervorragende technologische Ergänzung des Lernorts Betrieb erreicht, stellte Herr Eisenach heraus.