KOMMENTAR: Warum der Leiter der Sparkasse Oberhessen gehen sollteGünter Sedlak muss als Sparkassen-Chef abdanken
MEINUNG|Die Sparkasse Oberhessen erschüttert ein Skandal, der noch schwerer ist, als bislang angenommen. Ein Mitarbeiter soll nicht vier, sondern mindestens 8,9 Millionen Euro veruntreut haben. Über acht Jahre lang fiel das niemandem auf. Jetzt ermittelt die Bank intern, es gibt erste Entlassungen. Doch der Chef des Geldinstituts scheint weiter fest im Sattel zu sitzen. Das ist ein Fehler. Günter Sedlak muss seinen Posten räumen!
In einem Punkt haben die Verantwortlichen der Sparkasse Oberhessen recht. Es ist zweifelsohne eine enorme kriminelle Energie nötig, wenn es jemand schafft, fast 9 Millionen Euro über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren von einer Bank abzuzapfen, ohne dass jemand den leisesten Verdacht schöpft. Es scheint, als habe der geständige Mitarbeiter sein Insiderwissen und das Vertrauen seiner Kollegen geschickt und skrupellos ausgenutzt, um so die Sicherheitssysteme, die es selbstverständlich in einer solch großen Bank gibt, arglistig zu täuschen und zu umgehen.
Wahr ist allerdings auch, dass in der Sparkasse Oberhessen jemand extrem lange extrem tief geschlafen haben muss, damit der Betrüger so lange nicht gestört wurde. Die Bank meint, die ersten Schuldigen gefunden zu haben. Ein stellvertretendes Vorstandsmitglied, seines Zeichens der direkte Vorgesetzte des mutmaßlichen Täters, wurde „freigestellt“. Eine weitere Mitarbeiterin wird wohl gehen müssen. Was genau die Versäumnisse dieser beiden Personen sein sollen, ist leider nicht zu beantworten. Die Bank schweigt dazu.
Auch zu der Frage, wie genau der mutmaßliche Täter seine Kollegen täuschte, gibt die Bank keine Auskunft. Die Sicherungsmechanismen sollten geheim bleiben, heißt es auf Nachfrage von Oberhessen-live. Das grenzt an eine Farce. Erstens, weil die Kniffe des mutmaßlichen Täters wohl spätestens in der Gerichtsverhandlung gegen ihn öffentlich werden. Zweitens, weil die Mechanismen ja augenscheinlich nicht besonders gut funktioniert haben. Und drittens, weil bei Sparkassen das Selbe gilt wie bei Computersystemen: Je mehr Schwachstellen öffentlich bekannt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie geschlossen werden.
Es mag sein, dass die beiden von Kündigungen betroffenen Mitarbeiter ihr Bestes gegeben haben und dennoch das Fehlen des vielen Geldes nicht bemerkten, weil sie der mutmaßliche Täter so geschickt wie er anscheinend war hinters Licht führte. Dennoch: Sollten sie sein Treiben so lange nicht entdeckt haben, ist ihre Entlassung gerechtfertigt. Trotzdem wirken die Beiden wie Bauernopfer, während jemand anders fest in seinem Sessel zu sitzen scheint, der die Sparkasse Oberhessen umgehend verlassen sollte.
Möge das kriminelle Genie eines Verbrechers auch noch so hoch sein: Wenn über einen solch langen Zeitraum so viel Geld aus einer öffentlichen Einrichtung wie der Sparkasse verschwindet, dann muss der oberste Leiter dieser Einrichtung „seinen Hut nehmen“, wie es so schön heißt. Die Rede ist in diesem Fall von Vorstandschef Günter Sedlak. Selbst wenn ihn keinerlei juristische Schuld trifft, so hat Sedlak dennoch die Gesamtverantwortung für die Bank zu tragen – und damit auch für den so lange unentdeckten Skandal. Unter seiner Führung ist kriminelles Handeln über Jahre hinweg nicht ans Tageslicht gekommen, konnte ein beinahe zweistelliger Millionenbetrag unbemerkt verschwinden. Er sollte daher auch die Konsequenzen des Ganzen tragen, Größe zeigen – und umgehend von seinem Posten zurücktreten, um die Ermittlungen von außen weiter zu unterstützen.
Von Juri Auel
Oberhessen-Live Umfrage
Umfragen von Oberhessen-live sind nicht repräsentativ. Ihre IP-Adresse wird gesperichtert. Sie können nur ein Mal an der Umfrage teilnehmen.
Siehe Neutralität
Katy
An einem Friedberger Seilergeschäft
Stand ein Spruch.
Die kleinen Diebe hängt man auf
Die großen lässt man laufen
wär umgedreht der Lebenslauf
könnt ich mehr Strick verkaufen.
Und es wird sein wie es immer ist, die kleinen hängt man , die großen lobt man.
Auf einem Bewertungsportal steht die Sparkasse Oberhessen im Brennpunkt. Mehr hier: https://www.kununu.com/de/sparkasse-oberhessen/kommentare
Man verschaffe sich selbst einen Eindruck.
Die Außenwirkung der Millionen-Unterschlagung der beschuldigten Sparkassen-„Führungskraft“ und SPD-Kommunalpolitikers H. aus Limeshain auf die Beschäftigten, den 52 Auszubildenden sowie potentiellen Bewerberinnen und Bewerber bei der Sparkasse Oberhessen ist für die Region katastrophal, der Vertrauensverlust in die eh schon angeschlagenen Branche enorm, auch wenn der Oberhesse sagt: Eija, da kann mer halt nix mache. Offensichtlich glaubt das auch der Sparkassen-Vorstand und der Verwaltungsrat.
WenWei ist nur zuzustimmen.
Herr Rahm, der Vorstandsvorsitzende ist das höchste Organ des internen Kontrollsystems. Auch wenn er selbst davon nichts wusste, liegt es in seiner Verantwortung, geeignetes Personal zur Überprüfung bzw. Vermeidung solcher Sachverhalte einzustellen. Spätestens hier ist er der Verantwortung seines Amtes mit Sicherheit nicht gerecht geworden.
Der Vorstand beauftragt die Interne Revision zur Überprüfung aller relevanten Vorgänge einer Sparkasse. Wenn das nicht erfolgt ist, dann muss der Leiter der Internen Revision „seinen Hut nehmen“. Besteht eine direkte Verantwortung des Vorstandes, das ist in diesem Fall scheinbar nicht gegeben, dann muss dieser auch gehen. Darüber kann sich dann der Verwaltungsrat Gedanken machen. Bauernopfer sind leider immer wieder ein Mittel „Verantwortung“ zu demonstrieren. Das muss aufhören.
Lieber Herr Rahm, das sehe ich aber ganz anders. Als Vorstandsvorsitzender bin ich nicht nur ein Repräsentant der Bank, sondern gemeinsam mit seinen Kollegen verantwortlich für alle Handlungen die in der Bank geschehen. Dass das interne Controllsystem über einen solchen langen Zeitraum so dilettantisch versagt, ist schon sträflich. Aber ein Vorstandsvorsitzender kann sich mich damit herausreden, dass es nicht seine Fachschaft war, wo diese Straftat begangen wurde. Erstens gibt es auch im Vorstand ein Vieraugenprinzip und auch im Vorstand gibt es Aufgabenteilungen und auch ihm sind Abteilungen unterstellt, die diesen Betrug hätten feststellen müssen. Bei 8,9 Mio unentdecktem Betrug über 8-10 Jahre muss für mein Verständnis der Gesamtvorstand gehen. Da ziehen sich die Versäumnisse durch die ganze Bank.
P.S.
Was hätte er erst erwirtschaftet, wenn jährlich nicht ca. 1 Mio. abgezweigt worden wären ;-)
Aus meiner Kenntnis und eigener Erfahrung hat Günter Sedlak bis dato eine hervorragende Arbeit zu Gunsten der Sparkasse und der von den Gewinnen profitierenden Kommunen abgeliefert.
Wenn das interne Controlling versagt, kann der Vorstandschef keine Verantwortung übernehmen.
Diese Meinung von Juri Auel klingt nach sehr viel persönlicher Eitelkeit