Beteiligungen am Windpark Kirtorf kurz vor Zeichnungsschluss noch möglichStrom für 5.300 Haushalte aus Kirtorf
KIRTORF (ol). Es tut sich was im Kirtorfer Kommunalwald. Drei Windkraftanlagen entstehen dort – ein Gemeinschaftsprojekt der ovag Energie AG und der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG (EGV).
Noch vor Ende des Jahres sollen sie ans Netz gehen und dann mit rund 18,5 Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie den Jahresstromverbrauch von etwa 5.300 Haushalten decken. Das geht aus einer Pressemitteilung der beiden Projektpartner hervor.
Knapp zwei Monate zuvor sei nun ordentlich was los auf der Baustelle, die im April dieses Jahres mit einem Spatenstich aller Beteiligten eröffnet wurde. Unter der Bauleitung der Hessenenergie und des Herstellers der Anlagen, der Firma GE Wind Energy werden in diesen Tagen die Anlagen errichtet. Zuvor hätten die ausgewiesenen Flächen gerodet werden müssen, die Zufahrtswege und die Lagerflächen seien eingerichtet worden. Die gewaltigen Stromkabel seien schon verlegt und warteten darauf, in der Endphase an die Anlagen angeschlossen zu werden.
Seit dem 12. Oktober stehe auf dem Gelände eine kleine Container-Bürolandschaft, von der die Mitarbeiter der Firma GE die Einsätze der einzelnen Zulieferer und mitarbeitenden Unternehmen koordinieren, alle Anlieferungen kontrollieren und für die Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben sorgten. Ein Windrad nach dem anderen werde nun errichtet: Zuerst würden die Stahlbetonelemente aufgebaut – schon das sei ein enormer Aufwand, der nicht nur viel Know-How und Technik erfordere, sondern auch gutes Wetter. „Regen macht uns nichts aus“, erklärte Christian Engel, Sicherheitsverantwortlicher bei GE. „Vielmehr ist es der Wind, der uns manchmal einen Strich durch die Rechnung macht.“
Denn das Element, das hinterher für die Energie sorgen soll, müsse sich beim Bau etwas zurückhalten. „Wenn man am Boden das Gefühl hat, dass kein Lüftchen weht, sieht das in der Arbeitshöhe von circa 70 Metern schon ganz anders aus“, erläuterten die Experten, „und in der Betriebshöhe, der Nabenhöhe der Anlage, von 140 Metern erst recht.“ Und so wisse das Bau-Team niemals ganz sicher, ob es seinen Tagesplan erfüllen kann. Dabei gehe dem stets eine ausgefeilte Logistik voraus: „Für einen Windpark in dieser Größe sind etwa 750 bis 1.000 Transporte nötig.“
Gezählt hätten sie Bauleiter Ingo Deitermann von der Hessenenergie, der die Lkw-Bewegungen koordiniere, zeitlich, räumlich und genehmigungstechnisch: „Es handelt sich dabei sowohl um Schotterlieferungen für die Zufahrtswege als auch um die Anlieferung der großen Bauelemente“, führte er aus. Bei einer Windkraftanlage seien große Bauteile wirklich groß und schwer. Daher seien die Transporte in vielen Fällen nicht nur genehmigungspflichtig, sondern auch nicht für alle Straßen geeignet. Das Maschinenhaus beispielsweise wiege 123 Tonnen, ein Rotorblatt habe eine Länge von 60 Metern. Und so brüte der Koordinator nicht selten über den Straßenkarten und finde mitunter auch unkonventionelle Wege und Möglichkeiten.
„Jede Anlage stellt da ganz andere Anforderungen an uns“, resümierte der Bauleiter, der in den letzten Jahren viele Windkraftprojekte begleitet habe. Wie er stellten auch die Verantwortlichen bei ovag und EGV einen erheblichen Technikfortschritt fest: „Anlagen mit einer größeren Nabenhöhe können ein höheres Windangebot nutzen, dazu gibt es inzwischen schon Anlagen, die in Kombination mit einem Wasserspeicher arbeiten“, erläuterte Günter Mest von der EGV und ergänzt: „Auch die Entwicklung und der Bau der Anlagen zeigen deutliche Verbesserungen der Technologie – ein Wissenszuwachs für die ganze Branche.“
Nach wie vor gefragt allerdings sei viel Manpower – auch in luftiger Höhe. Wenn am Ende des Aufbaus das Maschinenhaus aufgesetzt werde und die Rotorflügel befestigt werden müssten, dann seien Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt. Der krönende Abschluss sei dann die Anbringung der Nabenabdeckung. Danach gehe es an den Innenausbau: Kabel würden verlegt und angeschlossen, der Aufzug werde eingebaut.
Der Genehmigung eines Windpark gehe ein langes Verfahren voraus, wie Mest von der EGV darstellt: „21 Träger öffentlicher Belange melden ihre Ansprüche an: Schattenwurf, Baumbestand, Tierschutz, Naturschutz, technische Anforderungen – es gibt viel, was zu prüfen ist, bevor wir starten können.“ Dass dann während der Bauphase regelmäßig die Auflagen insbesondere der Naturschutzbehörde geprüft würden, verstehe sich bei diesem Thema fast von selbst.
Für die Kirtorfer Anlagen seien viele Schritte nun bereits abgeschlossen, die Fertigstellung des Windparks dauere nur noch wenige Wochen. Mit der Leistung des Parks könnten pro Jahr rund 11.100 Tonnen CO2-Emissionen aus der konventionellen Stromerzeugung vermieden werden. Ein großer Erfolg für die Region, findet Bürgermeister Ulrich Künz, der zum einen von der Bedeutung regenerativer Energieerzeugung überzeugt ist, zum anderen aber in erster Linie dafür plädiert, die wirtschaftlichen Erträge der Investitionen in diesem Bereich in der Region zu lassen.
Neben den Kirtorfer Bürgern, die ihr Vorzeichnungsrecht auf Anteile und Nachrangdarlehen aus diesem Projekt stark genutzt hätten, seien nun bis zum Ende der Zeichnungsfrist auch alle anderen interessierten Anleger aufgerufen, Anteile an diesem Millionenprojekt zu erwerben. „Mit den beiden Betreibern, der ovag Energie AG und der Energiegenossenschaft Vogelsberg eG, haben wir zwei starke und verlässliche Partner in der Region, die sich gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern dafür einsetzen wollen, dass der Vogelsberg und seine Menschen von der hier erzeugten Energie profitieren“, bestätigte Künz. „Ich kann daher alle Vogelsberger nur ermuntern, sich mit einer Beteiligung an diesem Projekt sowohl für eine nachhaltige Energiegewinnung einzusetzen als auch in eine regionale und gut durchdachte Geldanlage zu investieren.“ Informationen zu dem Windpark Kirtorf sowie zu anderen laufenden Aktivitäten und Investitionsmöglichkeiten in der Region finden sich auf der Website der EGV, www.energie-vb.de.
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