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Kolumne: "Rike's Report" am Samstag: Männer leiden anders - Frauen dadurch auchHilfe, Mein Mann hat Schnupfen!

Sie machen einen Großteil der Weltbevölkerung aus (Schreck lass nach!), sind Protagonisten der meisten Actionfilme (Absolut nicht nachvollziehbar!) und eindeutig das schwächere Geschlecht. Wir können nicht ohne sie, aber mit ihnen ist es alles andere als ein Kinderspiel. Meine Damen, Sie ahnen es. Meine Herren, Ihre schlimmste Vermutung ist wahr geworden: Heute geht es um Männer. Achtung: Augenzwinkern nicht vergessen.

Ich mag Männer. Auf eine ganz natürliche, nicht verstörende Art und Weise. In der Grundschule fand ich sie weniger zickig und mehr abenteuerlustig als die Mädchen. Auf dem Gymnasium schätzte ich ihren meist ungezwungenen Charakter und die Tatasache, dass ihre Hosen den Allerwertesten bedeckten. Was zu dieser Zeit nicht bei allen Mitmenschen als Norm galt. Je älter ich wurde, desto stärker wurde mir bewusst: In ihrer Einfachheit, die sie von den Frauen der Schöpfung unterschied, waren Männer wahnsinnig kompliziert. Ohne sich großartig Gedanken zu machen, gehen die meisten durch die Welt und machen es unsereins damit schwer. Da ich aber nicht den männlichen Anteil meiner Leser vergraulen will, sage ich nochmal ganz deutlich: Ich mag Männer! Sie haben tolle Seiten, starke Seiten, nicht allzu selten sind sie die perfekte Ergänzung für ihren Partner oder ihre Partnerin. Aber ich sage genauso deutlich: Auch sie haben Schwächen. Und dunkle Seiten. Und Zeiten, in denen man sich lieber ganz weit von ihnen entfernt. Und sie einfach sich selbst überlässt. Oder?

Eine geübte Leserin, vertraut im Umgang mit dem anderen Geschlecht, weiß vielleicht schon, worauf ich hinaus will: Ein blasses Gesicht, bibbernde Lippen, die Augen weit aufgerissen. Wie Klein-Bambi klammert er sich an die ihn wärmende Wolldecke, als wäre es ihm das Liebste auf der Welt. Darf ich vorstellen: Der kranke Mann. Typische Symptome bei ihm sind nicht etwa Fieber, Husten oder Schwitzen. Man erkennt ihn viel eher an dem leidenden Gesichtsausdruck, der dünnen, zittrigen Stimme und an seiner festen Überzeugung: Das Ende ist nahe.

Um nicht Gefahr zu laufen, jegliche Männerfreundschaften – und Beziehungen der Vergangenheit und Zukunft mit einigen Sätzen zu vermiesen, halte ich mich mit persönlichen Beispielen heute zurück. Zumindest tituliere ich sie nicht als solche. Ein eigenes Exemplar der Gattung Mann ist auch überhaupt nicht Voraussetzung für die Bestätigung folgender Tatsache: Männer leiden wesentlich stärker. Dies bestätigte mir vor wenigen Wochen die Freundin einer Freundin einer Freundin einer Freundin meiner Schwester, deren Partner die Weisheitszähne gezogen bekam. Bereits am Morgen vor dem Eingriff saß dieser eingewickelt in seine Decke, mit Hundeblick und hängenden Mundwinkeln am Tisch. Der Grund: „Präoperatives Leiden“. Aha! Logisch. Vermutlich hat nur noch das Sabbern gefehlt. Naja, ich werde dieses Phänomen in meiner medizinischen Laufbahn genauer unter die Lupe nehmen.

Bild Kolumne

Spannend wird es mit einem kranken Gefährten meist erst dann, wenn seine Mutter ins Spiel kommt: Mutti muss angerufen werden, wenn Sohnemann Kopfweh hat. Und vor allem: Mutti weiß immer alles! Zugegeben, auch Mütter sind Frauen. Doch zu keiner Zeit kommt der Freundin/Frau-Mutter Wettstreit vermutlich derart zur Geltung, wie wenn die Sonne beider Universen im Krankenbett leidet. Der Kampf endet meist damit, dass sich Frau gegenüber Mutter stillschweigend geschlagen gibt. Und so läuft das ab: Die Idee der besseren Hälfte, mit Salzwasser zu inhalieren, wird mit einem verächtlichen Augenbrauen-Hochziehen verworfen. Bis dann eine Stunde später: „Schatz haben wir noch Salz? Meine Mami sagt, ich soll damit inhalieren“ – Achja. Mach´ Sachen. Blödmann. Ähnlich verhält es sich bei Tipps rund um die Ernährung oder das allseits bekannte „Zieh dich dick an!“. Nicht zu selten bekommt man dann als fürsorgliche Herzensdame gesagt, man habe ja schließlich nicht dieselbe Lebenserfahrung wie die „Mutti“. Und das obwohl man auf dieselben, den Leidenden heilenden Methoden kommt? Seltsam. Sehr seltsam.

Solange er allerdings nur seine Mutter um Rat fragt, sind Sie noch auf der grünen Seite. Kritisch wird es, wenn das Jammern beginnt. Ich meine keine beiläufigen Kommentare, dass er sich schlecht fühlt. Ich meine ein herzzerreißendes, dunkles, bedrohliches Jammern, dass einen von der eigenen Wohnung träumen lässt. Passend dazu kursieren im Netz die tollsten Sprüche. Mein Favorit: „“Ich habe Schnupfen.“ – oder wie ein Mann sagen würde: Es geht zu Ende mit mir.“ Trotz meines bisher kurzen Lebens von 22 Jahren und sieben Monaten wurde mir oft bestätigt: Stimmt! Natürlich nicht persönlich, sondern von Freundinnen der Freundin meiner Freundin meiner… . Denn offensichtlich ist es eine weltweit anerkannte Wahrheit, dass Männer anders leiden als Frauen. Stärker. Intensiver. Schlimmer. Schmerzvoller.

Umso interessanter die Tatsache, dass prozentual gesehen weniger Männer als Frauen den Arzt aufsuchen. Man könnte nun vermuten, dass das an ihrer Stärke liegt: Sie haben es nicht nötig einen Arzt zu besuchen, sie schaffen das alleine. Hatte man aber schon einmal einen Fall von „Männerschnupfen“ zu Hause, weiß man: Irrtum. Denn statt eines starken Helden, hat man eher ein Kleinkind im Bett, das man den ganzen Tag mit „Du schaffst das mein starker Bär“ und „Ja natürlich wirst Du wieder gesund, Liebster. Ich püriere Dir gerne die Erdbeeren damit Du sie schlürfen kannst.“ beruhigen darf. Moment: Sagte ich wie ein Kleinkind? Oh bitte, ein Missverständnis. Denn: Kinder sind immerhin tapfer. Sagt das Internet.

Im Hinblick auf meine geplante Zukunft als Medizinerin und mit einem energischen Klingeln im Hirn, dass ich eventuell ein paar mir nahstehenden Herren auf den Schlips getreten bin, füge ich gerne hinzu: Männer, wir lieben Euch trotzdem! Und wir pflegen Euch und Euer Ego dennoch immer wieder aufs Neue. Bedingungslos und (meist) voller Zuneigung. Denn wie hilflos und anstrengend Ihr auch sein mögt, wenn es Euch nicht gut geht, umso mehr haben wir Euch gern, wenn Ihr gesund und voller Tatendrang seid. Und sind wir mal ehrlich: Auch Ihr könnt nun mal nicht perfekt sein. Was wäre das für eine Welt? Wir Frauen können nicht einparken (ich jedenfalls nicht), reden zu oft, denken viel zu kompliziert und versuchen Probleme zu lösen, bevor sie überhaupt existieren. Als Ausgleich seid Ihr schlichtweg eins: das schwächere Geschlecht. Zumindest im medizinischen Hinblick, ein Themenbereich, der bei mir besonders die Sinne reizt. Denn: Wer weiß, was ich in meiner Zeit als Weißkittel noch für Männer erleben darf? Schenkt man den Postkarten mit lebenswichtigen Weisheiten, allesverändernden Sprüchen und Co. Bedeutung, dann erwartet mich Spannendes. Denn neulich sah ich mich mit folgendem Satz konfrontiert: „Frauen brauchen Männer, damit sie nicht von Spinnen getötet werden. Männer brauchen Frauen, damit sie bei Schnupfen nicht sterben.“

 

Ein gesundes Wochenende!

Ihre Rike

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