HERZBERG (mb). Die ersten Tage auf dem Herzberg Festival sind vorbei. Am Sonntag öffnen sich die Pforten noch einmal für Tagesbesucher und diejenigen, die teilweise seit Dienstag campieren. Die Besucher des Fests könnten verschiedener nicht sein – von „Normalos“ aus dem Nachbardorf bis hin zu Rastaträgern und Vertretern der Liebe aus aller Welt. Dabei eröffnet sich dem Otto-Normal-Verbraucher eine Frage: Wie leben die Hippies eigentlich außerhalb des Festivals?

Auf dem Hippie Festival ist alles erlaubt: Golden besprüht durch den Tag wandern, oder Männer in Röcken und High Heels. Viel gesehen auch die traditionellen Flechtfrisuren mit Blümchen in den Haaren, oder verschnörkelte Henna Tattoos. Aber auch einfach nackt durch die Gegend zu wandern, ist hier kein Problem.

Das Festival ist gut besucht, die Wiesen sind voll. Unter ihnen sind sicher auch Hippies anzutreffen.

Was ist aber mit den „verrückten“ Hippies? Die mit Dreads, die bis zum Boden reichen und Piercings und Tattoos auf dem ganzen Körper verteilt haben. Diese Merkmale sind nicht so einfach vom Körper zu entfernen und die Träger haben es sicherlich auch gar nicht vor.

Auf der Suche nach echten Hippies auf dem Herzberg Festival

Eins der typischen Vorurteile ist sicherlich, dass diese Menschen einen eigenen Bauernhof besitzen oder als Streetworker in Berlin und Frankfurt arbeiten. Wir haben einfach mal nachgefragt. Was für Menschen und Lebensstile verbergen sich hinter den friedvollen Festivalbesuchern?

Junge Hippies auf dem Festival geben ein Privatkonzert auf ihrer Hang Drum.

Zugegeben, einige Vorurteile ließen sich doch bestätigen. So lebt eine Batik-Workshop Anbieterin des Herzberg Festivals auf einem Bio-Bauernhof und erzeugt ihre Lebensmittel selbst und lebt von und mit der Natur. Viele der Menschen, die das Festival besuchen und ihre Überzeugungen eindeutig und offen tragen, sind Erzieher, Sozialarbeiter und Ergotherapeuten oder befinden sich noch auf dem Weg zu ähnlichen Berufen, wie Talentcoach.

Bernd* hat als Müllarbeiter gearbeitet. Leider hat der lebensfrohe und nette Mensch gegenteilige Erfahrungen in seinem Berufsalltag erleben müssen und kann aufgrund von Mobbing heute nicht mehr arbeiten. Er befasst sich nun mit lebenserfüllenden Philosophien und naturbelassener Medizin, um seine psychischen Probleme zu verbessern. Psychopharmaka verweigert er. Auf dem Festival räuchert er Kräuter.

Passenden Schmuck für die perfekte Bekleidung gibt es jedenfalls zu kaufen.

Auch viele künstlerische Berufe sind vertreten, wie Tischler oder Straßenmusiker. Und dann ist da noch Rainer*. Er ist ein echter Hippie der 70er Jahre, auf dem Festival hat er sein Batik T-Shirt an und spielt auf seiner Hang Drum (dies ist ein Instrument, das einem UFO ähnelt und auch dementsprechend interessante Töne erzeugt). Nach dem Festival schlüpft er aber in wieder in seinen Anzug und berät seine Kunden auf der Bank.

Hippie für ein Wochenende

Was man daraus lernen kann? Dass Hippies nicht zwangsläufig Dreads tragen und Piercings im Gesicht haben oder andere extravagante Körper Accessoires besitzen. Und, dass sie ganz normale Menschen wie du und ich sein können (aber nicht müssen) und das Herzberg Festival gerne dafür nutzen, in eine Welt vor fast 50 Jahren zurückzukehren.

Sind es nun die Dreads die einen zum Hippie machen? …

…oder doch das Batik Shirt?

Trotz allem lässt sich feststellen, dass viele der Festivalbesucher für eine friedvolle und gerechte Welt plädieren und für diese Rechte gleichermaßen für Mensch als auch Tier einstehen. Vegetarier und Veganer trifft man hier nicht selten und viele der Besucher leben im Einklang mit ihrer Welt. Dies spiegelt sich selbstverständlich auch in der Wahl der Berufe der Hippies wider und viele beschäftigen sich mit der Verbesserung der Welt. Aber auch ganz normale Berufsgruppen, wie Ingenieure, technische Zeichner und Banker verweilen unter ihnen.

In diesem Sinne: Peace and Love für den kommenden Sonntag und auf das jeder das Recht hat zu sein wer er mag.

*Name von der Redaktion geändert