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Kinotipp: Taschentücher raus! Liebesfilm mit Tiefgang im Kinocenter Alsfeld zu sehen„Ein ganzes halbes Jahr“ steht in den Startlöchern

ALSFELD (fg). Statt Sommer und Sonnenschein hat das Wetter momentan viele Wolken und Regen zu bieten. Doch was tun, wenn draußen nichts zum Verweilen einlädt? Wie wäre es mal wieder mit Popcorn, kuscheligen Kinositzen und jeder Menge tränenreichen Momenten, die nichts mit Fußball zu tun haben? Wer auf Liebesfilme mit Tiefgang und echtem Gefühl steht, der trifft zur Zeit mit einem Streifen genau ins Schwarze: „Ein ganzes halbes Jahr“ startet gerade in Deutschland durch.

Das Nest verlassen, selbstständig leben und seine Träume verwirklichen – welcher junge Mensch möchte das nicht? Die quirlige Louisa Clark („Game of Thrones“ – Star Emilia Clarke), kurz Lou genannt, hat ihre Wünsche hinten angestellt: Um ihrer Familie finanziell unter die Arme zu greifen arbeitet sie in einem Café, statt einem Studium der Mode nachzugehen.

Als sie jedoch ihren Job verliert, steht die junge Frau ratlos da. Somit kommt es ihr gelegen, als eine Pflegekraft für den querschnittsgelähmten Will Traynor (gespielt von „Panem“ – Darsteller Sam Claflin), Sohn einer gut situierten Familie, gesucht wird. Ohne Vorstellungen oder der Spur einer Ahnung, nimmt Lou die Stelle an – und verzweifelt bereits nach wenigen Tagen: Der aufgrund eine Motorradunfalls auf den Rollstuhl angewiesene junge Tetraplegiker ist unfreundlich, arrogant, kühl und abweisend.

Doch nach und nach schafft es die Mitte 20-Jährige mit ihrer lebensbejahenden Art den gutaussehenden Griesgram ins Leben zurückzuholen: Von Pferderennen, über Tauchen bis hin zu einer Urlaubsreise ans Meer. Mit ihrer unbekümmerten Persönlichkeit zaubert die kunterbunte Lou dem zurückgezogenen Mann wieder ein Lächeln ins Gesicht. Und es kommt wie es kommen muss: Zwischen den beiden knistert es gewaltig.

Doch nicht nur für ihn ändert sich einiges. Auch die aufopferungsvolle junge Frau spürt, dass das Leben für sie mehr zu bieten hat, als sie ahnte. Doch schnell wird sie von Wolke sieben auf den Boden der Tatsache zurück geholt: Von den Schmerzen und den durch den Unfall bedingten starken Einschränkungen im Alltag ermüdet, ist Will entschieden, seinem Leben durch eine Organisation für Sterbehilfe ein Ende zu setzen. Für Lou bricht eine Welt zusammen: Wie kann sie ihn überzeugen, seine Meinung zu ändern?

Das Plakat zum Film zeigt Lou (Emilia Clarke) und Will (Sam Claflin)

Das Plakat zum Film zeigt Lou (Emilia Clarke) und Will (Sam Claflin).

Ernstes Thema berührend erzählt

Der Anfang klingt perfekt: Zwei Menschen deren Leben und Ansichten unterschiedlicher nicht sein könnten entdecken, trotz aller anfänglichen Differenzen, ihre Gefühle füreinander. Doch statt Küssen am Strand, spritzigen Dialogen und herzerweichenden Geständnissen steht eigentlich eine andere Thematik im Vordergrund: Darf ein Mensch über das Ende seines Lebens selbst verfügen?

In vielen Ländern, auch bei uns in Deutschland, ist die Sterbehilfe eine heikle Angelegenheit: Wie stark erkrankt muss man sein, um sich mit ärztlicher Hilfe das Leben nehmen zu dürfen? Wer entscheidet darüber? Und was tut man als Familie, wenn ein naher Verwandter sich für diesen Weg entscheidet? Nach welchen Kriterien die Sterbehilfe durchgeführt werden darf, ist auch hierzulande strengen Regelungen unterworfen. Dennoch kommen vor allem bei aktuellen Fällen weltweit immer wieder Diskussionen auf, die die Gemüter erhitzen und die Fronten gegeneinander auflaufen lassen.

Der Film nähert sich diesem sensiblen Terrain auf geschickte Art und Weise auf: Ohne den jungen Will in ein mitleiderregendes Licht zu setzen, wird sein Schicksal emotional und einfühlsam geschildert: Ein junger, starker Mann, dessen Wunsch es ist vom Leben Abschied zu nehmen. Vor allem seine Beziehung zu Lou zeigt auf, wie schwierig eine solche Entscheidung im Hinblick auf das persönliche Umfeld ist. Und dass die Begegnung mit Menschen so manche Überraschungen bereit halten kann – und Zuneigung oftmals bedeutet, den Willen eines geliebten Menschen bedingungslos zu akzeptieren und ihn bei seinem Weg zu unterstützen.

Schauspieler setzen Figuren charakterstark um

Doch natürlich muss nicht nur die Geschichte, sondern auch die Aufmachung stimmen: Neben tollen Bildern und mitreißender Musik, wird die Story nicht zuletzt durch die schauspielerischen Leistungen der Mitwirkenden getragen: Die 29-jährige Emilia Clarke ist vor allem durch ihre Rolle als Daenerys Targaryen in der Fantasyserie „Game of Thrones“ bekannt geworden, in der sie seit 2011 eine der Hauptrollen verkörpert.

Die junge Frau überzeugt in „Ein ganzes halbes Jahr“ durch ihre etwas naive und dennoch liebenswürdige Persönlichkeit – mit ihrem ausgefallenen Klamottenstil und ihrer offenen Art schließt der Zuschauer sie sofort ins Herz. Verständlich dass Will hin und weg von ihr ist. Dieser wird gespielt von Sam Claflin, Jahrgang 1986, den man unter anderem als Finnick Odaire in „Die Tribute von Panem“ und als Alex Stewart in „Love, Rosie – Für immer vielleicht“ kennt. Mit seiner charmanten Art und seinem unverschämt hinreißenden Lächeln ist er ein wahrer Augenschmauß für die Damen in den Kinoreihen.

Aber nicht nur das: Er ist wie gemacht für die Rolle des jungen Herzensbrechers: Zunächst ein unausstehbarer Zeitgenosse, der sich aufgrund seines Zustands enorm zurückgezogen hat, erlebt man wie er nach und nach seinen weichen Kern zum Vorschein bringt. Er schafft es, dass einem die innere Zerrissenheit, die Schmerzen die ihm seine Krankheit bringt und die Liebe, die er für Lou empfindet, durch Mark und Bein geht – Mitgefühl und Verständnis für seine Situation, sowie Denkanstöße bezüglich der Thematik der Sterbehilfe werden dem Zuschauer dank seines Charakters mit auf den Weg gegeben.
Dank Schauspielern wie Matthew Lewis, der den tollpatschigen Neville Longbottom in der „Harry-Potter“-Reihe verkörpert, Jenna-Louise Coleman („Doctor Who“) und Brendan Coyle („Downtown Abbey“) wird die Reihe komplett.

 Die Romanvorlage wurde allein in Deutschland mehr als 2 Millionen Mal verkauft. Im letzten Jahr erschien die Fortsetzung „Ein ganz neues Leben“ (Originaltitel: „After You“).


Die Romanvorlage wurde allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Mal verkauft. Im letzten Jahr erschien die Fortsetzung „Ein ganz neues Leben“ (Originaltitel: „After You“) in den Buchläden.

Romanvorlage weltweit über fünf Millionen Mal verkauft

Basierend auf dem gleichnamigen Werk der britischen Schriftstellerin Jojo Moyes, verspricht der Film bereits nach den ersten Tagen im Kino ein Erfolg zu werden – ebenso wie die Romanvorlage: Seit dem Erscheinen der Originalfassung im Jahr 2012 wurde das Buch in 32 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als fünf Millionen Mal verkauft. Auch der Film kommt sowohl bei Zuschauern, als auch bei Kritikern gut an und verspricht ein Kassenschlager zu werden.

Dieser Meinung ist auch Silke Kunzelmann, Theaterleiterin im Kinocenter Alsfeld: Der Film laufe bis jetzt sehr gut, es gäbe viele Kinobesucher deutschlandweit und auch in unserer mittelhessischen Heimat käme er gut an, erzählt sie. „Ich habe das Gefühl, dass der Film sich zum Dauerbrenner entwickelt und sich wie „Ziemlich beste Freunde“ auch sechs Wochen ganz oben halten könnte“, so die Alsfelderin. Im hiesigen Kino wird der Film noch mindestens bis zum 14. Juli zu sehen sein. Und ein Besuch lohnt sich, wie auch Kunzelmann findet: „Ich war mit meiner Tochter drin, bei ihr kann ich auch weinen ohne mich zu schämen“, erzählt sie und lacht. „Der Film war sehr schön, nicht oberflächlich. Er hat mich noch eine ganze Zeit lang beschäftigt.“

Silke Kunzelmann, Theaterleiterin im Kinocenter Alsfeld, fan "Ein ganzes halbes Jahr" schön: "Er hat mich noch eine ganze Weile beschäftigt.".

Silke Kunzelmann, Theaterleiterin im Kinocenter Alsfeld, fand „Ein ganzes halbes Jahr“ schön: „Er hat mich noch eine ganze Weile beschäftigt.“.

Kinobesucher erzählen: Zart, berührend und emotional herausfordernd

Welchen Eindruck hatten andere Kinobesucher von dem Film? Wir haben sie nach den knapp 110 Minuten abgefangen und nachgefragt! Fazit: Ein schwieriges Thema, authentisch umgesetzt. (Achtung: Spoiler-Alarm!)

Hiltrud Georg, 59, Storndorf
„Ich fand den Film gut, obwohl ich am Anfang enttäuscht war von der Frauenrolle. Wenn man das Buch gelesen hat, dann hat man andere Vorstellungen. Im Film stand ihr Äußeres mehr im Vordergrund als ihre Persönlichkeit. Die Themen Liebesgeschichte und Sterbehilfe kamen vor allem zum Schluss gut heraus – nur wieso er sich für den Freitod entschieden hat, war im Buch deutlicher. Ich war vom Buch sehr begeistert und wollte anschließend unbedingt ein ähnliches lesen. Als ich eine Verkäuferin darauf ansprach, war sie entsetzt: Sie kannte das Buch nicht und hatte selbst ein behindertes Kind, dass schon einmal Selbstmordabsichten hatte. Sie war geschockt dass man im Buch auf so seichte Art mit dem Thema umging. Mich hat das Buch allerdings sehr berührt. Durch diese Verkäuferin, die persönlich von einer ähnlichen Geschichte betroffen war, habe ich alles nochmal Revue passieren lassen: Es ist ein ernstes Thema und gleichzeitig eine schöne Geschichte.“

Josephine Kreutzer, 23, Kirtorf
„Der Film war sehr zart: Die Kameraführung, die Bilder, die großartige Musik. Inhaltlich war es eine schöne Geschichte. Sie war emotional herausfordernd und schwierig, aber gut umgesetzt.“

Anne Becker, 22, Kirtorf
„Ich fand es gut, dass sich alle Charaktere im Laufe des Films entwickelt haben: Die Faimilie von Lou und auch sie selbst. Vor allem da Will ihr sagte dass sie nach seinem Tod weiter machen soll, dass sie den Heimatort verlassen ihren Traum leben soll.“

Petra Gerbig, 56, Grebenau
„Mich hat der Film sehr berührt. Ich wusste nicht was auf mich zukam, vor allem mit dem Thema Sterbehilfe. Ich fand den Film super wegen der spritzigen Dialoge. Besonders die Hauptdarstellerin hat mir gefallen – sehr authentisch!“

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