Ausblick auf die Festspielsaison: Dieter Wedel inszeniert 2016 einen Polit-ThrillerDie „Hexenjagd“ in der Stiftsruine
BAD HERSFELD (OL). Schauspiel der Extraklasse mit starken aktuellen Bezügen, zwei Musicals, Angebote für die ganze Familie und Konzerte: Der Intendant der Bad Hersfelder Festspiele, Dieter Wedel stellte sein Programm für den Sommer 2016 vor, geht aus einer Pressemitteilung hervor. Im Mittelpunkt steht „Hexenjagd“, das er als Polit-Thriller inszeniert. Damit sind auch die Spekulationen beendet, die der Streit um Budget verursachte: Es gibt eine Festspielsaison 2016. Die Inszenierungen im Überblick.
Dieter Wedels Wahl für seine eigene Inszenierung in der Stiftsruine ist auf ein Schauspiel gefallen, mit dem er die nächsten Bad Hersfelder Festspiele spannend und aktuell wie nie machen wird. Arthur Millers HEXENJAGD (Eröffnungs-Premiere: 24. Juni 2016 / 21:00 Uhr) ist ein Klassiker und beschäftigt sich mit einem zeitlosen Thema, das aber in diesen Zeiten einen besonderen Stellenwert hat. Täglich erleben wir in Sozialen Netzwerken sogenannten shitstorm, also moderne Hexenjagden, Neid und Missgunst führen on- und offline zu Hetze und Verunglimpfungen. Die Mechanismen einer Hexenjagd, die psychologischen Grundlagen und die Rollen sind übertragbar und Dieter Wedel wird mit seiner Inszenierung zu einer grundsätzlichen aber auch hoch aktuellen Diskussion beitragen.
Die Inszenierungen im Überblick:
Der amerikanische Klassiker von Arthur Miller
HEXENJAGD
… und morgen sind vielleicht Sie dran!
Neu gelesen von Dieter Wedel
Eröffnungs-Premiere: 24. Juni 2016 / 21:00 Uhr / Stiftsruine
„Die Hexenverfolgung war eine perverse Kundgebung der Angst, die in allen Klassen auftrat, als sich das Gewicht zu größerer individueller Freiheit hin zu verlagern begann. Wenn man über die gezeigte Schlechtigkeit des einzelnen hinwegblickt, kann man sie nur alle bedauern, so wie man uns eines Tages bedauern wird.“
(Arthur Miller)
Hexenjagd – geschrieben als Parabel auf die Kommunisten-Verfolgung während der McCarthy-Ära – ist auch heute noch von verstörender Aktualität. Ein spannender Polit-Thriller und zugleich ein beklemmendes, bewegendes menschliches Drama.
Junge Mädchen tanzen nachts im Wald, während eine Farbige Beschwörungsformeln über dem Feuer murmelt: Beschwörungen, die Abigail, einem der Mädchen, zu ihrem Liebesglück verhelfen sollen. Doch die Mädchen werden belauscht. Pastor Parris wird Zeuge des nächtlichen Spuks, bei dem er zu seinem Schrecken auch seine eigene Ziehtochter erkennt. Und so wird aus einer harmlosen Kinderei in den Augen der bigotten Stadt Salem das verdammenswerte Verbrechen, im Bund mit dem Teufel zu sein. Eine allgemeine Verfolgungshysterie bricht aus, die ein Teil der Bevölkerung geschickt zum eigenen Vorteil zu nutzen weiß. Die Obrigkeit wittert Aufruhr, Anarchie und Gotteslästerung. Dagegen gibt es nur ein Mittel: Kerker oder die Todesstrafe. Salem wird zu einem Hexenkessel der allgemeinen Beschuldigungen. Und Salem – das wissen wir alle heute nur zu gut – kann ganz schnell überall sein.
In einer Zeit, in der Differenzierungen aus Zeitmangel oder Oberflächlichkeit häufig unterbleiben, nur wenige sich der Mühe unterziehen, noch zu unterscheiden zwischen einem Fehler, einem Fehltritt, einer Verfehlung und einem Verbrechen, führen persönliche Abneigung, Missgunst, Neid, bösartige Verfolgungshysterie und dumpfer Herdentrieb immer wieder zu gnadenlosen Hetzjagden, kaum dass sich die öffentliche Meinung auf ein Ereignis oder eine Person eingeschossen hat.
Zum ersten Mal bei den Bad Hersfelder Festspielen:
MY FAIR LADY
Der Klassiker unter den Musicals! Mit unvergesslichen Songs, der großartigen Musik von Frederick Loewe und pointierten Dialogen nach dem Bühnenstück von George Bernhard Shaw unter der Musikalischen Leitung von Christoph Wohlleben und der Choreographie von Melissa King.
Premiere: 8. Juli 2016 / 21:00 Uhr
ES GRÜNT SO GRÜN, ICH HÄTT´GETANZT HEUT NACHT und natürlich: WÄRE DET NICH WUNDASCHEEN? das sind nur drei der wunderbaren Songs, die in der Stiftsruine zu hören sein werden.
Am Anfang der Geschichte steht eine Wette: der Sprachforscher Professor Higgins behauptet, er könne aus einem beliebigen Straßenmädchen eine feine Dame der Gesellschaft machen, ohne dass es irgendwem in der hochgestochenen Londoner High Society auffällt. Er brauche ihr nur ihren Dialekt abzugewöhnen und gepflegte Umgangsformen beizubringen. Sein Freund und Vertrauter Oberst Pickering wettet dagegen. Als Versuchsobjekt dient den beiden die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle. Zwar misslingt ein erster Versuch, in feiner Gesellschaft zu bestehen gründlich. Beim Pferderennen in Ascot feuert Eliza die Reiter mit derart ordinären Sprüchen an, dass die umstehenden Damen beinahe in Ohnmacht fallen. Aber Higgins lässt sich so schnell nicht entmutigen. Am Ende gewinnt er die Wette, doch die neue Eliza kann in die alte Umgebung nicht wieder zurückkehren. Und auch Professor Higgins steht vor einem unerwarteten Problem. Das Undenkbare ist geschehen: Der Professor hat sich in ein Blumenmädchen verliebt.
Familientheater: Für junge Zuschauer ab 10 Jahre und solche, die jung geblieben sind
KRABAT
nach dem preisgekrönten Jugendbuch von Otfried Preußler,
für die Bühne eingerichtet von Joern Hinkel
Premiere: 28.Juni 20:00 Uhr / Stiftsruine
KRABAT erzählt die geheimnisvolle Geschichte eines Waisenjungen aus Kroatien, der sich nach Sachsen verirrt hat, sich – ohne die Sprache des Landes richtig zu sprechen – von Haus zu Haus bettelt und in seiner Not als Lehrling bei einem Müller verdingt, der ihm nicht ganz geheuer scheint. Bald merkt er: hier wird nicht nur Korn gemahlen, sondern auch Schwarze Magie gelehrt.
„Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, der sich mit finsteren Mächten einlässt (…) die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken.“ – (Otfried Preußler)
Joern Hinkel wird seine Arbeit mit Hersfelder Jugendlichen und etablierten Schauspielern fortsetzen und für seine KRABAT Inszenierung auch junge Flüchtlinge in das Ensemble integrieren.
„Bei erneutem Lesen von KRABAT war ich fasziniert davon, wie sehr mich die Methoden des ‚Meisters’ an die Gehirnwäsche religiöser oder politischer Fanatiker von heute erinnern,“ – erzählt Joern Hinkel, – „wie genau Otfried Preußler das allmähliche Abgleiten in die Abhängigkeit zu einem Anführer schildert, der dem jungen Krabat all das verspricht, was jungen Leuten ohne Orientierung heute so attraktiv scheint: Du bist besser als die anderen! Du bist auserwählt! Du wirst Macht über die anderen Menschen haben! Und wenn du bereit bist, den Kontakt zum Rest der Welt abzubrechen, wenn du mir ohne Kompromisse folgst, wirst du irgendwann einmal meine Nachfolge antreten.“
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DER KREDIT
von Jordi Galceran
Premiere: 11. August 2016 / 18:00 Uhr / Die Spielwiese vor der Stiftsruine
Der Filialleiter einer Bank ist zufrieden mit seinem Leben. Alles stimmt, privat wie beruflich. Bis ein neuer Kunde einen Kredit beantragt, aber nicht die Sicherheiten bieten kann, die gebraucht würden. Die Sache scheint ganz einfach zu sein: der Kredit wird abgelehnt! Aber der Kunde lässt sich nicht abwimmeln. Sein Spiel um Geld und Glück bringt das beschauliche Leben des Filialleiters ins Wanken.
Erfrischend komisch schildert DER KREDIT, wie sich die Machtverhältnisse neu ordnen. Schritt für Schritt gerät der Filialeiter in die Fänge des Antragstellers, bis am Ende die Rollen gänzlich vertauscht sind.
Nach dem großen Erfolg der vergangenen Spielzeit:
CABARET
Buch von Joe Masteroff nach John van Druten und Christopher Isherwood
Gesangstexte von Fred Ebb , Musik von John Kander , Deutsch von Robert Gilbert in der Inszenierung von Gil Mehmert/ Co-Regie Erik Petersen. Mit Helen Schneider, Bettina Mönch, Helmut Baumann, Rasmus Borkowski und vielen anderen.
Wiederaufnahme: 12. August 2016 / 20:30 Uhr / Stiftsruine
Eine „rasante, kluge und stimmungsvolle Inszenierung“, befanden Publikum und Kritik übereinstimmend.
Im Berliner Kit-Kat-Club versammeln sich Anfang der 30er Jahre jede Nacht die skurrilsten Gestalten: neben biederen Bürgern, Provinzlern und Großstädtern auch die Künstler in der Hauptstadt des damaligen Europas – dazu Emigranten, Homosexuelle, aber auch betrogene Ehefrauen, Huren und ihre Zuhälter. Wer zahlt, ist willkommen, ganz gleichgültig, welcher Religion er angehört oder welche politische Partei er bevorzugt. Star des Abends ist die berühmte, die umjubelte Sally Bowles. Eines Tages sitzen Uniformierte im Publikum, großmäulige Nationalsozialisten und brutale Schläger. Sie schikanieren jüdische Gäste. Sie schikanieren Ausländer. Sally muss sich entscheiden, wie sie sich verhält: wegschauen, an die Karriere denken und weitermachen wie bisher? Oder die eigene Existenz riskieren und aufbegehren?
Eines der grandiosesten Musicals, auf einer großen literarischen Vorlage basierend, mit hinreißenden, unvergänglichen Songs; von MONEY, TWO LADIES, WILLKOMMEN bis hin zum Titelsong CABARET.
SOMMERNACHTS-TRÄUMEREIEN
nach William Shakespeare
in der Inszenierung von Joern Hinkel
Wiederaufnahme: 15. Juli 2016 / 18:00 Uhr / Die Spielwiese an der Stiftsruine
Joern Hinkels Inszenierung auf der Spielwiese an der Stiftsruine mit André Eisermann, Markus Majowski, Anna Graenzer, Christian Schmidt und vielen anderen war im letzten Jahr der Überraschungserfolg der Festspiele. Hinkel besetzte nicht nur renommierte Schauspieler, sondern auch über vierzig Hersfelder Bürger und verzauberte mit seinen SOMMERNACHTS-TRÄUMEREIEN Zuschauer und Kritiker.
In der Nacht vor ihrer Hochzeit wird Hippolyta von Zweifeln geplagt. Ist Fürst Theseus der richtige Mann? Wird sie geloben können, ihm in guten wie in schlechten Zeiten beizustehen? In ihren Träumen jagen Hippolyta und Theseus durch einen Wald aus Wünschen, Ängsten und dunklen Begierden. Ihre Gefühle, die sie sich tags nicht einzugestehen trauen, brechen nachts umso ungestümer hervor. Die Erlebnisse des Tages, die Vorbereitung zu den Hochzeitsfeierlichkeiten, die Auftritte von Musikern und einer Gruppe von Schaustellern, die auf Eseln hereingeritten kommen, spiegeln sich verzerrt und grotesk in ihren Träumen wieder. Elfen und Kobolde bevölkern ihre Wunschträume, und am Ende landet die Fürstin mit einem Esel im Bett.
Aber auch die Angestellten erleben eine verwirrende, hitzige Sommernacht und erfahren, wie schnell und unvorhersehbar Gefühle über sie hereinbrechen und wieder erkalten können, wie austauschbar die Liebespartner in dieser Sommernacht sind.
Geplant sind für den Sommer 2016 szenische Konzerte einer Oper unter der Musikalischen Leitung von Staatskapellmeister Julien Salemkour und der Regie von Dieter Wedel. Der vielfach ausgezeichnete und bekannte Opernstar Barbara Krieger wird darin zu sehen sein.
MESSA DA REQUIEM
von Giuseppe Verdi
Musikalische Leitung: Julien Salemkour
Mit Barbara Krieger u.v.a.
und dem neuen Chor der Bad Hersfelder Festspiele
Vorstellung: 06. August 2015/ 20.30 Uhr/ Stiftsruine
Giuseppe Verdis MESSA DA REQUIEM ist das Zeugnis eines Künstlers, der sich die Wahrhaftigkeit der Menschendarstellung als oberstes Ziel gesetzt hat. Das gilt für sein REQUIEM genauso wie für seine Opern. Verdis REQUIEM gehört zu den persönlichsten, eindringlichsten Werken seiner Gattung und hat sich bald nach der Uraufführung aus dem liturgischen Kontext gelöst. Es wird oft auch als OPER IN LITURGISCHEM GEWAND bezeichnet, – das liegt vor allem an der radikal dramatischen musikalischen und textlichen Gestaltung. Die Solisten scheinen Individuen zu sein, die dem Absoluten in Gestalt des Todes gegenüberstehen. Am Schluss weicht Verdi sogar von der liturgischen Konvention ab und fügt ein LIBERA ME ein, das mit seiner inbrünstigen Bitte um Errettung vor dem ewigen Tod endet.
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