Bürgerentscheid zum Homberger Einkaufszentrum – 81,30 Prozent gegen das Bauprojekt„Der Bürgerwille ist zum Tragen gekommen“
HOMBERG/OHM (jal/aep). Das war deutlich: In einem Bürgerentscheid haben die Homberger heute über das geplante Einkaufszentrum abgestimmt. Das vorläufige Endergebnis sagt: Lediglich 18,70 Prozent der Wähler sind für das Projekt, 81,30 Prozent stimmten hingegen mit Ja – und somit gegen das Einkaufszentrum. Die Mindestzahl von 1.513 Ja-Stimmen wurde erreicht, somit ist der Entscheid gültig.
6049 Wahlberechtigte waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,4 Prozent, 2845 gültige Stimmen wurden abgegeben.
Es dauerte bis 18.28 Uhr, also nicht ganz eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale, bis Hombergs Stadtverordnetenvorsteher Armin Klein (CDU), feststellte: „Das Ding ist gelaufen!“ Und gemeint war: Die Initiatoren würden durchkommen mit ihrem Ziel für den ersten Bürgerentscheid in der Geschichte Hombergs seit der Gemeindegebietsreform 1972 über das geplante Einkaufszentrum an der Friedrichstraße. Denn da war das Ergebnis aus dem Wahlbezirk Homberg I eingelaufen, das erste aus der Kernstadt – und auch das klang deutlich nach Ablehnung – nachdem sämtliche Stadtteile zuvor klar das angedachte Einkaufszentrum votiert hatten.
Abstimmungsergebnis entspricht Anzahl der Unterschriften
Zu der Zeit hatte sich der Sitzungssaal in Hombergs Rathaus bereits gut mit Besuchern gefüllt – unter ihnen mehrere Mitglieder der CDU-Fraktion im Stadtparlament sowie Anhänger der Bürger-Initiative. Auch Architekt Herbod Gans war gekommen – er hegt andere Vorstellungen von der Homberger Stadtentwicklung. Von Seiten der SPD-Fraktion, die das Projekt von Bürgermeister Béla Dören maßgeblich unterstützte, war dagegen niemand zu sehen.
Die Deutlichkeit der Ablehnung unter jenen Homberger, die zur Wahl gehen, war dabei schon früh deutlich gewesen. Die Frage war lange vor allem: Würden die Ja-Stimmen – also jene für eine Aufhebung des Beschlusses für das Einkaufszentrum – das notwendige Quorum erreichen. Aber auch diese Frage war nach dem Kernstadt-Ergebnis schnell beantwortet: locker. Und Norbert Reinhard, CDU-Fraktionsvorsitzender sowie Mitinitiator des Bürgerbegehrens, stellte fest: Das Ergebnis der 2313 Ja-Stimmen entspricht etwa dem Ergebnis der Unterschriftensammlung im Bürger-Begehren.
Kein Wunder, dass der Jubel groß war, als das letzte Einzelergebnis im Sitzungssaal auf den Bildschirm kam. CDU-Bürgermeister-Kandidat Eckhard Hisserich sprang vom Sitz auf, Jubelstürme bei den maßgeblichen Initiatoren, die nebeneinander stehend den Ablauf der Abstimmung verfolgten: die parteilose Stadtverordnete Jutta Stumpf, Norbert Reinhard und Armin Klein. Zu der Zeit hatte sich Bürgermeister Béla Dören in sein Büro zurück gezogen, kam erst nach dem Endergebnis wieder raus.
Armin Klein: „Es ist sehr phänomenal!“
„Wir sind sehr zufrieden“, fasste Armin Klein am Ende zusammen. „Es ist sehr phänomenal!“ Das Thema sei das richtige für einen Bürgerentscheid gewesen, und mit dem Ergebnis sei „der Bürgerwille zum Tragen gekommen“.
Dank für das Vertrauen der Homberger Bürger sprach Jutta Stumpf direkt nach Bekanntgabe des Ergebnisses aus – und auch Dank an die Helfer. „Wir hatten extrem viel Unterstützung in der Bevölkerung.“ Mit der Initiative habe man „den Nerv der Leute getroffen“.
Er sei „überwältigt von dem Ergebnis“, stellte Norbert Reinhard fest: „Wir haben aufgegriffen, was die Bürger wollen“, und der Bürger-Entscheid sei „ein Sieg der Demokratie“ geworden. Nun müsse man daran gehen, was als Alternative anstehe: eine Drogerie in Nieder-Ofleiden und barrierefreies Wohnen in der Friedrichstraße – wo sich in nächster Zeit erst einmal nichts tun wird.
Auch der unterlegene Bürgermeister Béla Dören sprach von einem „eindeutigen Ergebnis“, auch wenn nur insgesamt ein Drittel der Einwohner sich derart geäußert habe, „Das Votum ist eindeutig“, stellte er fest, weil viele Leute zuhause geblieben seien. Für ihn sei das Ergebnis natürlich enttäuschend, aber nun habe man auch in Homberg ohnehin erst einmal eine andere Priorität: die Unterbringung und Integration von über 200 Flüchtlingen, die in den nächsten Tagen erwartet werden.
Die Ergebnisse sind auf der Homepage der Stadt Homberg einzusehen.
Das Abstimmungsergebnis:
Wahlbezirk |
Wahlbe- |
Wähler/ |
Ja |
Nein |
1366 |
522 |
357 |
163 |
|
1248 |
455 |
358 |
93 |
|
216 |
93 |
61 |
30 |
|
152 |
67 |
64 |
3 |
|
211 |
136 |
121 |
15 |
|
159 |
70 |
55 |
13 |
|
340 |
159 |
127 |
31 |
|
197 |
77 |
68 |
9 |
|
149 |
63 |
56 |
7 |
|
107 |
57 |
52 |
5 |
|
331 |
148 |
133 |
14 |
|
609 |
191 |
166 |
24 |
|
798 |
387 |
322 |
61 |
|
166 |
66 |
55 |
7 |
|
0 |
379 |
318 |
57 |
|
Vorläufiges Endergebnis |
6049 |
2870 |
2313 |
532 |
Ist das Ergebnis nicht Anlass für den Bürgermeister Prof. Dören ein Scheitern seiner Politik (nicht nur bei der Aktion Friedrichstrasse) einzugestehen und somit sofort zurück zu treten? Aber soviel Selbstkritik wird man nicht von ihm erwarten können.
Ciao Bela!