Testwanderung auf dem Lochbachpfad im Knüllwald – Vielseitiges NaturerlebnisEnge Klamm und weite Ausblicke machen den Reiz
KNÜLLWALD-WALLENSTEIN. Der gemeine Vogelsberger kommt nicht unbedingt darauf, im Schwalm-Eder-Kreis wandern zu gehen, bietet der eigene Kreis doch eine Vielfalt von Wandermöglichkeiten, wo hingegen die Schwalm eher für freies Flachland steht. Aber es gibt ja den Knüllwald, und darin liegt das Dorf Wallenstein – von wo aus ein wahrlich bezauberndes Wander-Erlebnis startet: der Lochbachpfad. Diese knapp unter zehn Kilometer lange Strecke enthält alles, was des Hobby-Wanderers Herz erfreute. Nur eines vorweg: Für Kinderwagen oder Rollstühle ist dieser Weg nicht geeignet.
Ein deutscher Wiedervereinigungsfeiertag, ordentlich Sonne am Himmel, und schon wird „Wandern in der Schwalm“ gegoogelt. Als Premiumwanderweg wirft das Programm auch den Lochbadpfad mit aus, und der verheißt Spannendes: nicht nur weite Ausblicke auf Knüllköpfchen und Kellerwald, sondern auch einen Marsch durch die einzige nordhessische Klamm, die der Lochbach in den Felsen geschnitten hat. Wo wird so etwas noch geboten? Wir sind gespannt auf das versprochene Stück Natur.
Wildromantisch führt der Weg auf dem ersten Kilometer über 16 Brücken durch die Klamm des Lochbachs.
Und das ist nicht übertrieben. Am Ebig heißt die Straße, wo das Auto geparkt werden kann, und dann hat man die Wahl: links oder rechts herum in den gut erkennbaren Wanderweg einsteigen? Wir entscheiden uns für links herum und beglückwünschen uns dafür später. Denn der Pfad mit dem deutlich sichtbaren „L“ als Markierung enthält gute Steigungsstrecken, die „links herum“ sanfter ausfallen. Außerdem beginnt dort nach kurzem Weg die etwas mehr als einen Kilometer lange Klamm und lädt zum verzückenden Naturerlebnis ein. Mal links, mal rechts des tiefen Bacheinschnitts geht es auf schmalen Wegen 150 Meter aufwärts. Über 16 Holzbrücken muss der Wanderer gehen und sollte dabei auch mal zurückschauen in ein wild anmutendes Stück Wald unter ihm. Das Bächlein-Wechselspiel macht Spaß, und allzu schnell ist die Klamm durchstiegen, abgewechselt von einem Stück Asphalt.
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Weitere Teststrecken im vergangenen Jahr
Im Zuge einer kleinen Test-Serie über regionale Wanderwege haben wir im vergangenen Jahr auch vier Vogelsberger Wegstrecken unter die Füße genommen und anschließend darüber in Wort und Bild berichtet: die Bachtour, der Weitblickweg, der Höhenweg am Hoherodskopf und die Schächerbachtour bei Homberg/Ohm.
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Aber es dauert nicht lang, bis dieser Wanderweg sich recht abwechslungsreich zeigt. Es geht über freie Feldwege oberhalb von Hülsa mit weiten Ausblicken und entlang von würzig duftenden Wiesen, auf denen im Frühsommer wahrscheinlich viele Blumen blühen. Dann wieder über Waldwege, die noch der Wunschvorstellung eines Waldweges entsprechen: mit federndem, hohl klingenden Untergrund. Es geht streckenweise auch gut aufwärts, aber wer mal ein Päuschen möchte oder bei plötzlichem Wetterwechsel Schutz sucht, findet relativ viele Bänke und Unterstände, sogenannte Hütten, vor.
Eben noch lädt der Pilzsammler im dichten Wald zum Plausch, und kurz darauf öffnet sich der Blick über eine Tannenschonung in ein weites Tal, aus dem stetes Brummen hervor steigt. Das ist die Autobahn A7, die ein paar Kilometer entfernt und Hunderte Meter tiefer lärmt – für kurze Zeit, und schon ist der Wanderer wieder auf einem engen Pfad im Wald verschwunden, staunt vielleicht über ein Gewächs, das dem Bambus verblüffend ähnlich sieht. Zwischendurch verrät ein Schild: Zum Wildpark Knüll sind es nur wenige Kilometer. Wer also Ausdauer mitbringt, kann den Park gleich mitnehmen.
Eine lange Gerade im Wald, ein Anstieg auf engem Pfad, dann ist das Ebigköpfchen errreicht – der höchste Punkt der Wanderstrecke. Eine Bank lädt zum Ausruhen. Nun ist es nur noch gut ein Kilometer bis zurück ins Dorf – und der führt vor allem abwärts.
Nach zweieinhalb Stunden – wir haben eine richtige Pause gemacht – ist der Lochbadpfad gelaufen. 8,5 Kilometer soll er lang sein, aber mein GPS-Gerät ist der Ansicht, dass wir 9,9 Kilometer gelaufen sind. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen, in jedem Fall ist dieses Stück Wanderweg auch eine halbstündige Anfahrt aus dem Vogelsberg wert.
von Axel Pries
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