Krötenschützer Reinhold Fink sammelt auch viel Müll ein – Von Flaschen bis KondomenDer Straßengraben spiegelt die Wegwerfgesellschaft
BERNSBURG. Es ist ein kleines Idyll, in dem Reinhold Fink seinen kleinen Hof bewirtschaftet. Der Bernsburger hält auf Wiesen Schweine und Schafe inmitten der waldigen Hänge des Antrifttals. Als Naturfreund sorgt er mit Ehefrau Regina und Freunden in jedem Frühjahr dafür, dass die Kröten an der Kreisstraße nach Ruhlkirchen nicht überfahren werden. Dabei fällt den Helfern eine Kehrseite der Wohlstandsgesellschaft auf: Der Straßengraben ist voll von achtlos weggeworfenem Müll aller Art. „Ganz schön viel“, findet Reinhold Fink, als er die Fundsachen zeigt.
Fein säuberlich hat der frühere Beamte auf dem Hofpflaster ausgebreitet, was auf nur 320 Metern Länge einer mäßig befahrenen Kreisstraße in diesem Jahr alles zutage kam, als die Naturschützer den Krötenzaun aufstellten und anschließend allmorgendlich die Tiere einsammelten. Neun Radkappen zogen sie aus dem Graben. Den Verlust haben die Autofahrer wahrscheinlich gar nicht sofort bemerkt. „Die sind vielleicht abgefallen, wenn die Autos auf die Bankette kamen“, meint der Sammler.
Was er sonst noch mitnahm, um es ordentlich zu entsorgen, spricht aber für die sprichwörtliche Wegwerfgesellschaft. Zwölf Flaschen sind darunter und jede Menge Pappbecher – das Ergebnis offensichtlich einer „Coffee to go“-Kultur. Die Herkunft ist nicht immer auszumachen, aber nicht unerwartet sind auch ein paar Becher von Mc Donalds dabei – nebst einer Verpackung von Burger King. Mehrere Zigarettenschachteln, Nuss- und Chipstüten sowie Tetrapacks – „Banane Kirsch Fruchtsaftgetränk“ – vervollständigen das Abfall-Sammelsurium.
Kondome und Latex-Handschuhe
Reinhold Fink gräbt in der Abfalltonne und grinst, als er ein kleines Päckchen rauszieht: „Kondome haben wir auch gefunden. Noch nicht geöffnet: Die sind nicht zum Einsatz gekommen!“ Flog das Ergebnis einer geplatzten Verabredung aus dem Autofenster? Was den Bernsburger irritiert, ist eine Anzahl Latexhandschuhe, die im Straßengraben verstreut herum lagen. „Wie kommen denn Latexhandschuhe dorthin?“, fragt er sich. Angesichts der Funde schüttelt Reinhold Fink mit dem Kopf: „Das ist es, was im Laufe eines Jahres nur auf diesem Stück so anfällt!“
Positive Nachricht: wieder deutlich mehr Kröten gezählt
Er hat aber auch eine gute Nachricht für Naturfreunde: 1422 Kröten haben die Finks in diesem Jahr eingesammelt und auf der anderen Straßenseite in die Antreff entlassen. „Das sind wieder deutlich mehr!“ Tatsächlich hatte die Zahl der Kröten an der Stelle in den vergangenen Jahren stetig abgenommen. Ganze 250 zählte das Ehepaar vergangenes Jahr – und 1250 im Jahr 2013.
Das ist ein Nebenprodukt der Krötenrettung: Die Population wird genau gezählt. 1029 Männchen und 393 Weibchen fingen die Helfer am Krötenzaun ein, dazu 24 Berg- und 26 Teichmolche und auch sechs Wasserfrösche.
von Axel Pries
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