Krankenhaus Eichhof setzt Pulversystem „Hemospray" bei großem Blutverlust einBlutstillung aus Militäreinsatz für die Innere Medizin
LAUTERBACH (ol). Gute Nachrichten für Patienten mit aktiven, gastrointestinalen Blutungen: Seit etwa einem halben Jahr setzt das Krankenhaus Eichhof in Lauterbach das sogenannte Hemospray ein, das als Alternative zu konventionellen Verfahren der Blutstillung gilt. Ein Vorreiter für diese Methode ist der Chefarzt der Inneren Medizin/Gastroenterologie, Dr. Johannes Roth.
Ursprünglich für das Militär entwickelt, sollte es verwundeten Soldaten das Leben retten, die nicht aufgrund ihrer Verletzung, sondern wegen des damit verbundenen Blutverlustes verstarben. Das System basiert auf einem anorganischen Puder, das über einen Katheter direkt auf die Blutungsquelle appliziert wird. Das Verfahren kann auch endoskopisch bei Blutungen, die an einer ungünstigen Stelle liegen wie beispielsweise im Eingang zum Zwölffingerdarm oder bei Divertikel Blutungen, eingesetzt werden.
Das Pulver führt zu einer Erhöhung der Gerinnungsfaktoren und kann starke und lebensbedrohliche Blutungen eindämmen. “Die Anwendung des sogenannten Hemosprays ist denkbar einfach“, erläutert Chefarzt Dr. Johannes Roth. „Die vorhandene CO2-Patrone wird aufgestochen und das Gas transportiert das Puder durch den Katheter zum Blutungsherd. Durch die dadurch entstehende, unmittelbare Blutstillung kann der behandelnde Arzt deutlich schneller herausfinden, wo die Blutungsursache liegt.“ Der innovative Mediziner sieht in der Anwendung dieses Wirkmechanismus zwei wesentliche Vorteile: Zum einen kann durch den Einsatz des Hemosprays die Notwendigkeit von Bluttransfusionen verringert, zum anderen kann je nach Indikation eine Operation verhindert werden. Auch für Patienten mit aktiver, tumorbedingter Blutung oder eingeschränkter Gerinnungssituation bietet sich das Verfahren an, so Dr. Roth.
Seit etwa einem halben Jahr wird das Verfahren in der gastrointestinalen Medizin eingesetzt. „Derzeit ist das System nur für den oberen Magen-Darm-Trakt zugelassen, doch voraussichtlich ab Anfang 2015 wird die Erweiterung auf den unteren Gastrointestinal Bereich hinzukommen“, erklärt der Chefarzt. Noch seien die Krankenkassen nicht bereit, die Kosten dafür zu übernehmen, doch Gespräche für den Einsatz als standardisiertes Verfahren liefen bereits, weiß der Mediziner zu berichten. „Unabhängig vom Ausgang der Gespräche zur Kostenübernahme, setzen wir hier am Eichhof das Hemospray bei Patienten mit akuten gastrointestinalen Blutungen ein. Bei unübersichtlichen Verhältnissen können wir nun die Blutung zunächst stoppen, um dann anschließend gezielt die Ursache zu behandeln. Mit dem innovativen Hemospray geht das deutlich schneller“, sagt der Chefarzt mit Überzeugung.
Er ist sich sicher, dass das fortschrittliche System Einzug in den klinischen Alltag halten wird, schließlich spricht auch der Kosten-Nutzen-Faktor für das neuartige Verfahren. Und dass in einer akuten Situation damit Leben gerettet werden können, wissen die Medizinexperten schon allein aus den Erfahrungswerten des Militärs. Dort gehört das Hemospray mittlerweile zur Standardausrüstung von Soldaten im Einsatz.
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