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Erkenntnise über Valentinstags-Eskapaden und BewältigungsstrategienVon „Frischverliebten“ und „Emanzipierten“

VOGELSBERGKREIS. Valentinstag ist fast vollbracht, und wenn man den Launen mancher Menschen Beachtung schenkt, steht man am besten dahinter um den Übeltäter gar nicht erst ins Haus zu lassen. Andere hingegen, rennen bereits mehre Wochen freudig durch ihr Domizil, bestellen Blumen, essen Schokolade und sind einfach richtig verliebt. Gleichgültig ob involviert oder nicht, schnell wird klar, dass es die unterschiedlichsten Valentinsekapaden und Bewältigungstrategen diesbezüglich gibt. Versuch einer Analyse eines jährlichen Phänomens.

Die Whatsapp-Philosophen:

Man munkelt, es soll Menschen geben, die haben außerhalb des Internet noch nie ein reales Wort mit einander gewechselt. Aus diesem Grund ist der Valentinstag sicherlich keine Ausnahme, die dieses Phänomen aufhebt. Ein paar nette Zeilen, schicke Smiles – der Empfänger ist bestenfalls über soviel „Liebe“ empört, der Absender versucht sich mit einem „Haha“ zu rechtfertigen, wobei er nichteinmal mit der Wimper zuckt und die 5-Minuten-Romanze via Whatsapp schmeckt genauso gut wie aufgewärmter Gulasch – gar nicht. Da kann der Text so philosophisch, so wertvoll sein – Einbildung ist nun mal auch eine Bildung. Spätestens wenn man am Montag der Realität ins Auge sieht, bemerkt man, dass diese Art von Philosophie weder ein Studiengang noch eine Überlebensstrategie werden kann. Whatsapp steht am Ende der Aufmerksamkeitschenkenden Maßnahmen. Es ist die Alge am Ende der Nahrungskette, und das sollten sich einige Dichter und Denker hinter die Ohren schreiben oder als Notiz einspeichern.

Die Massenabfertiger

Valentinstag ist nicht nur wirtschaftlich gesehen, ein effizienter Tag. Es klingt ein wenig bestialisch – ist jedoch der Versuch das Größte mit den kleinsten Mitteln zu erreichen und dabei seine Chancen intelligent abzuwägen. Diese sehr einfallsreichen Menschen, nutzen die labile Gefühlslage anderer Mensch aus, ersparen sich jedoch dank der günstigen Zeit eine Ohrfeige- zumindest eine virtuelle. Die Rede ist von „Massenabfertigern“ die scheinbar nicht nur Texte sondern mittlerweile ganze Konversationen dezent kopieren können und diese zeitgleich an die unterschiedlichen Menschen verschicken. Ein paar nette Zeilen werden im Broadcast-Verfahren veschickt – am besten an die halbe Kontaktliste. Jedoch ist der Aufwand hierbei so minimal, dass Satzumänderungen viel zu anstrengend wären. Dieser Sachverhalt ist jedoch genauso wie eine zusammen kopierte Doktorarbeit- irgendwann fliegt der Schwindel auf. Hierbei ist nicht einmal eine sonderlich große Recherche von Nötem. Es reicht lediglich das Gespräch mit den Mädchen aus dem gleichen Jahrgang oder dem näheren geographischen Umfeld. An dieser Stelle ist zu betonen, dass die Massenabfertiger definitiv nicht an ihr Ziel kommen – auch nicht wenn Menschen kurz vorm Valentinstag am emotional gebrechlichen Rad zu drehen scheinen.

Die Pseudo-Geliebten

Es ist definitiv schwer, an genauere Informationen dieser Spezies zu gelangen, dennoch zeugt der regelmäßige Dorfklatsch von existenten Pseudo-Geliebten, kurz Selbstverliebten. Das seien, glaubwürdigen Aussagen zur Folge, Menschen, die mit der Ruhe vor dem Sturm konkurrieren und sich besonders vor Valentinstag dezent unbeteiligt verhalten. Das mag im ersten Augenblick sehr selbstlos klingen, doch der Schein trügt. Steht der Blumenkurier von ihren Türen, liegt man sehr richtig in der Annahme, dass die Selbstverliebten mal wieder damit beschäftigt waren etwas gutes zu tun – natürlich im Bezug auf sich selbst. Diese selbstlose Tat kann jedoch nicht wortlos und mit Tränen der Freude stehen gelassen werden – nein!

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Sie muss bei Instagram, Facebook und bestenfalls auch noch Youtube breitgetreten werden. Vergessen werden dürfen natürlich nicht die berüchtigten Hashtags, die noch mehr genervte Menschen in das vorgegaukelte Glück involvieren sollen. Zu unterschätzen sind ebenfalls auch nicht die Filter. Hefe drauf und keiner hinterfragt das Bild – um dem Fachjargon gerecht zu werden. Natürlich gibt diese sehr seltene Spezies nicht zu, sich selbst beschenkt zu haben und genau aus diesem Grund können nur vage Spekulationen angestellt werden. Plötzlich wohnt der oder die Geliebt/e am anderen Ende der Welt – weswegen ihn noch keiner zu Gesicht bekommen hat oder er ist ans zweite Ende verreist, was jedoch schon wieder heißen würde, dass er sich jetzt hier befände. Damit zweifle ich keinesfalls Fernbeziehungen sondern lediglich die selbstlose Liebe zu sich selbst an. Außerdem erfordert wahre Liebe wohl kaum die Aufmerksamkeit der halben Welt – in diesem Fall kann man jedoch ausblenden, dass Lügen kurze Beine haben, denn die werden sowieso dezent aus dem Bild verbannt – regelrecht abgeschnitten und durch die Hefe kaschiert – kokett.

Die Verdränger:

Getreu dem Motto: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe schnell auf morgen – wird auch der Gedanken an Valentinstag schnellst möglich verdrängt. Gesprächsrunden werden gemieden, thematisierende TV-Programme werden schleunigst von der Senderliste entfernt und das Radio wird gar nicht erst eingeschaltet. Weiterhin werden Prospekte mit Valentinstagsangeboten für die Befeuerung des hauseigenen Kamins benutzt – denn schließlich soll es auch den Verdrängern warm ums Herz werden. Ob die Desinteresse an Valentinstag aus persönlichen Erfahrungen resultiert oder grundlos nicht gemocht wird, ist dem Verdränger nicht anzumerken.

Die Frischverliebten:

Schenkt man manch einem Involvierten Glauben, dann sei Valentinstag der beste Tag im Jahr. Schließlich gibt es keinen anderen Tag , an dem man zeigen kann, das man zusammengehört. Die Verliebten charakterisieren sich durch intensive Blicke, öffentlich peinliche Kosenamen und weiteren Features wie dem Gang ins Kino. Vor allem jetzt liegt es nahe, mit dem Strom zu schwimmen oder eher zu hauchen und Fifty Shades of Grey aufsuchen. Was jedoch viel interessanter und definitiv viel amüsanter ist, als die Frischverliebten selbst, ist das parodierende Umfeld.

Die Genervten

Ähnlich wie die Verdränger, halten auch die Genervten wenig von Valentinstag. Jedes Pärchen ist eines zu viel. Jede herzförmige Schokolade gehört sofort eingeschmolzen, jeder Liebesfilm verbannt – zumindest an diesem Tag. Die Genervten lassen sich schnell an ihrem Gesichtsausdruck definieren, denn der hat mehr Inhalt als der, von den Verliebten, aufgesuchter und gehypter Film. Am liebsten würden die Genervten den Valentinstag und die Woche darauf verschlafen – schließlich ist die Inkubationszeit mancher Nebenwirkungen nicht bekannt. So könnte man sicherlich meinen, dass die Genervten kompatibel mit den „Emanzipierten“ seien, leider ist diese Annahme fälschlich. Nicht nur der Valentinstag nervt, sondern der Antivalentinstag. Damit wird klar, dass die Genervten, trotz ihrer sehr direkten Haltung gegenüber Pärchen, getrennten Pärchen und den eisernen Enthaltern, die neutralste Stellung in dem emotionalen Chaos annehmen – nämlich gar keine.

Die „Emanzipierten“

Zugegeben, das männliche Geschlecht ist manchmal ein wenig optimistischer, wenn es darum geht, Gegebenheiten dezent zu verdrängen. Manche Frauen sind jedoch ein wenig anders gestrickt. In ihren Augen ist der Valentinstag einem Weltuntergang oder einem nicht erworbenen Kleidungsstück der neuesten H&M-Kollektion gleichzusetzen. Da sie das jedoch, niemals zugeben würden und stattdessen jeden Menschen von ihrer Eigenständigkeit überzeugen möchten, werden sogenannte „Mädelsabende“ organisiert – ein Gläschen Sekt, einige Hasstiraden gegen jeden möglichen Mann und die emotionalsten und abgedroschesten Filme aus der Filmgeschichte. Klingt paradox, ist es auch. Natürlich herrscht striktes Handyverbot, damit keiner dieser „doofen Männer“ auf die Idee kommt nach einem spontanen Date zu fragen. Zum Posten wird dieses Verbot jedoch außer Kraft gesetzt – das ist demokratisch legitim. Es soll ja schließlich jeder sehen, dass die „Emanzen“ Spaß haben. Ob hier ein wenig Verzweiflung oder doch eher Hass mitschwingt, ist nur subjektiv zu beurteilen. Das Zauberwort lautet jedenfalls Schokolade und zwar viel.

Die Freunde-über-Partner-Philosophen ( auch die ich-mache-lieber-etwas-mit-Freunden-Menschen)

Wer braucht schon einen festen Partner wenn er mehrere gute Freunde haben kann, mag wohl die Devise dieser Spezies laut. Bestenfalls hält sie sich im Kino in der Nähe von Pärchen auf – jubelt und applaudiert wenn es dann endlich zum vorhersehbaren Kuss kommt. Anschließend gehen sie feiern und genießen ihr Leben. Während die Erde bebt und die Scheiben zittern, hört garantiert keiner mehr die Kuschelrock CD der Nachbarn.

von Jessica Haak

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