Kommentar zu vertagten Gesprächen über die Krankenhaus-FusionEs ist Zeit für einen Plan B
MEINUNG Hersfeld legt die Gespräche mit Fulda und Alsfeld über eine Krankenhausfusion auf Eis, um mit Rotenburg eine kreisinterne Rettung seines Klinikums auszuloten. Das muss ein Signal für die Politiker im Vogelsbergkreis sein: Sie müssen sich einen alternativen Plan überlegen, um das Kreiskrankenhaus fit für die Zukunft zu machen. Sonst werden sie von den aktuellen Entwicklungen überrollt. Ein Kommentar von Juri Auel.
Es war ein für deutsche Ohren recht verstörend wirkender Satz, der da aus dem Fernsehen klang. Vor einigen Wochen zeigte die ARD eine Dokumentation, in der sich Reporter aufmachten, Chancen und Risiken des Handelsabkommens zwischen der EU und den USA abzuwägen. Zu Wort kam auch der Chef einer amerikanischen Privatklinik. „Was nützt einem das beste Gesundheitssystem der Welt, wenn man dabei Geld verliert?“, sagte der Manager. Für viele Menschen in der Gegend ist ein Arztbesuch jetzt unbezahlbar.
Gesundheit, so hat man hierzulande oftmals noch das Gefühl, darf keine Frage des Geldes sein. Profit ist nicht alles. Es ist Teil der Daseinsvorsorge, eine zentrale Pflicht des Staates, die Infrastruktur für die grundlegende medizinische Versorgung sicherzustellen. Etliche Krankenhäuser sind noch in kommunaler Hand – und man hat den Eindruck, viele Deutsche wollen das auch so. Dennoch ist es falsch, wenn öffentliche Kliniken jährlich riesige Verluste machen und der Steuerzahler drauf zahlen muss. Gesundheit und Geld lassen sich eben doch nicht ganz voneinander trennen.
Entscheidung im Dezember? Unrealistisch!
Es ist daher gut, wenn Politiker sich Gedanken machen, wie sie solche kranken Häuser wieder gesunden lassen können. Die Fusion des Alsfelder Kreiskrankenhauses mit den Kliniken Fulda und Bad Hersfeld wäre eine solche Möglichkeit, die alle drei Einrichtungen in die schwarzen Zahlen hieven könnte. Das sagen zumindest Gutachter und Wirtschaftsexperten. Landrat Manfred Görig hat die Suche nach anderen Sanierungsideen für das Krankenhaus abgelehnt. Ein Fehler. Sollte die Fusion jetzt scheitern, steht die Politik im Vogelsberg ohne Alternativen da. Ärgerlich, denn die Versuche, das Alsfelder Kreiskrankenhaus fit für die Zukunft zu machen, dauern schon lange genug.
An die Entscheider in Hersfeld kann man jetzt nur appellieren, kühl zu analysieren und reflexartigem Kirchturmdenken keine Chance zu geben. Wirtschaftsprofis müssen die Idee einer Fusion des Hersfelder Klinikums mit den zwei Rotenburger Krankenhäusern untersuchen. So etwas brauch Zeit. Die Ankündigung des Hersfelder Landrats, im Falle guter Gespräche seinem Kreistag bereits Anfang Dezember über eine kreisinterne Fusion abstimmen zu lassen, ist daher unrealistisch!
Wie wichtig ist Hersfeld für die Rotenburger Kliniken?
Das Rotenburger Kreiskrankenhaus und das Herz-Kreislaufzentrum, beide gar nicht oder nur ein Bruchteil in kommunaler Hand, schreiben schwarze Zahlen. Welchen Beitrag leistet das Hersfelder Klinikum zu diesem Erfolg – und wie sehr, wenn überhaupt, würde es den Rotenburgern schaden, wenn sich die Hersfelder tatsächlich mit Alsfeld und Fulda zusammentun würden? Das sind die wichtigen Fragen, die es zu beantworten gilt. Es wäre verständlich, wenn Hersfeld sich im Zweifel für eine Kooperation mit Rotenburg entscheidet. Die beiden Städte gehören nunmal zum selben Landkreis.
Es war aber falsch vom Hersfelder Landrat Dr. Karl Ernst-Schmidt, die Bedenken aus seinem Kreis so lange zu ignorieren und nun die Gespräche mit Fulda und Alsfeld auf Eis legen zu müssen. Sei’s drum, jetzt ist es Zeit für das Urteil der Experten, nur dann kann die Politik eine weise Entscheidung treffen.
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