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Einbruchszeit: Ein Opfer lässt sich von der Polizei beraten„Die Dunkelheit ist die Hölle!“

VOGELSBERGKREIS (ol) Beinahe täglich ist in den vergangenen Wochen in Polizeimeldungen nachlesbar – „Einbruch in Wohnhaus“ – am Wochenende zum Beispiel in Eudorf. Aber auch in Elbenrod oder Leusel stiegen Bösewichte in Häuser ein. Die Polizei warnt: Jetzt ist die Zeit der Einbrecher. Eine Betroffene, die heute noch unter den Folgen leidet, ist Renate Baumann. Sie ließ sich jetzt von der Polizei beraten, wie man sich schützt, und Oberhessen-live war dabei. Unglaublich, was man alles falsch machen kann.

 „Unbekannte Täter sind am Donnerstag im Alsfelder-Stadtteil Elbenrod in ein Wohnhaus eingebrochen. Die Täter hebelten die Terrassentür des Hauses auf und gelangten so in die Räumlichkeiten. Die Einbrecher nahmen…“ Wem das bekannt vorkommt, liegt richtig: Dieser Einbruch ist erst wenige Tage her – als einer von vielen, seit die Tage kürzer geworden sind. Vergangenes Jahr gab es davon nur im Vogelsbergkreis 100 Fälle – Tendenz steigend. Die Statistik zeigt: 2008 wurden nur 53 Fälle gemeldet.

Dunkelheit schützt Einbrecher, und die kommen gar nicht unbedingt mitten in der Nacht, erzählt Wolfgang Keller, Öffentlichkeitsbeauftragter bei der Vogelsberger Polizei und Berater in Sachen Einbruchsicherheit.

Einbrecher lieben die Stunden des späten Nachmittags und frühen Abends. „Dann ist es schon dunkel, und die Leute sind noch einkaufen“, erklärt Keller. Die Diebe knacken Fenster und Terassen- oder Kellertüren in Sekunden auf, dringen ein und nehmen mit, was sie auf die Schnelle finden. Der finanzielle Schaden kann sich in Grenzen halten – der psychische bei den Einbruchsopfern kann aber Jahre anhalten. Es ist ein Trauma.

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Eine schwer einsehbare Terrasse: prima für jeden Einbrecher, erklärt der Polizist.

Das erzählt auch Renate Baumann, die ein Haus in einem Vogelsberger Dorf bewohnt. Zunächst hatte sie eingewilligt, offen zu erzählen, es sich dann aber überlegt: „Es tut mir leid. Ich bin seither so vorsichtig geworden, ich möchte nicht, dass jemand mitkriegt: Bei der könnte man vielleicht was holen.“ Renate Baumann ist daher ein angenommener Name. Sie lebt alleine, seit ihr Mann gestorben ist.

Vor zwei Jahren bemerkte sie, dass ein Fenster sich nicht mehr bewegen ließ. Der Handwerker, der sich das ansah, stellte überrascht fest: Da hat jemand dran gehebelt. Ein Einbruchsversuch. Mehr war gar nicht passiert – die Bewohnerin hat nicht den Albtraum erlebt, im dunklen Wohnzimmer einem Fremden zu begegnen oder eine verwüstete Wohnung vorzufinden – aber seither hat die Welt sich für Renate Baumann verändert. „Ich habe Angst seither“, erzählt sie. „Wenn nachts irgendwo ein Geräusch ist, sitze ich aufrecht im Bett.“ Sie schließt ständig alle Türen ab – auch wenn sie nur kurz nicht im Raum ist – und hat sich bei Freunden schon den Spott eingehandelt, in einem „Hochsicherheitstrakt“ zu wohnen. „Das ist mir egal. Ich will mich sicher fühlen!“

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150 Euro für jedes Fenster: So viel kann die Sicherheit kosten, erklärt Polizist Keller.

Ein paar Veränderungen hat sie seit dem Erlebnis an ihrem Haus bereits vornehmen lassen. Nun bestellte sie den Fachmann von der Polizei, um es noch sicherer machen zu können. Der Lauterbacher Polizist Wolfgang Keller bietet seine Dienste jedem Interessenten an und ermutigt: „Wenn Sie Rat brauchen, wenden Sie sich an uns!“ (Telefon: 06641-971-0)

„Investieren Sie lieber in die Außenhaut Ihres Hauses“

Er braucht auch nur ein paar Sekunden, um die offensichtlichsten Schwachstellen am Haus von Renate Baumann zu entdecken. Der Polizist dreht sich auf der Terrasse einmal um: Hecken, Nachbarn relativ weit weg „Hier hinten kann ein Einbrecher in aller Ruhe arbeiten.“ Es gibt eine Lampe mit Bewegungsmelder. Aber: Da kommt ein Einbrecher ran, kann sie einfach abreißen. „Die sollten Sie so anbringen, dass da keiner rankommt“, erklärt Wolfgang Keller. „Und am besten an jeder Ecke eine.“

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Einbrüche werden immer häufiger, verdeutlich die Kriminalstatistik.

 

Renate Baumann hat Fragen: Lohnt eine Alarmanlage, hilft simuliertes Hundegebell? Mit der Idee des Hundes kann der Polizist wenig anfangen: „Das hört er sich zweimal an und bemerkt den Schwindel.“ Alarmanlage? Im Prinzip ja – aber eine Alarmanlage kann den Einstieg eines kaltblütigen Eindringlings nicht verhindern. „Es piept halt ein bisschen.“ Besser: „Investieren Sie lieber in die Außenhaut Ihres Hauses!“

Dazu der Blick auf die Terrassentür. „Rollverriegelung, dachte ich mir“, sagt der Polizist. „Besser wäre eine Pilzkopfverriegelung.“ Der Unterschied: Die gängigen Schließmechanismen mit Rollzapfen rutschten schnell aus der Halterung, wenn Druck ausgebüt wird. Zapfen mit Pilzköpfen verhaken in der Halterung. Er rät, die Haltebänder der Terassentür und Fenster gleich komplett auszutauschen. Beim Gang ums Haus fallen ihm Mülltonnen unter einem Seitenfenster auf: „Prima Einstiegshilfen!“ Dafür gibt es Lob beim Blick in die Lichtschächte der Kellerfenster: Die sind mit Ketten gesichert. „Das ist einwandfrei!“

Ihm fallen beim Gang durchs Haus viele Schwachstellen auf, die wohl sonst wenig beachtet werden: kleine Fenster ohne Sicherung, eine Kellertür mit einem einfachen Schloss. „Von der Kellertreppe aus kann der Einbrecher bequem arbeiten.“ Die ist schwer einsehbar. Da kann er das beliebteste Werkzeug, den kleinen Kuhfuß, ansetzen, ohne dass es jemand sieht. Oder eben den Schraubenzieher – der ist klein, kann gut unter Kleidung versteckt werden und reicht oftmals. Wichtig sei Einbrechern, erklärt Wolfgang Keller: Es muss schnell gehen. Wenn so ein ungebetener Besucher merkt, er kommt nicht voran, wird er eher aufgeben. Erst Recht, wenn Licht angeht oder Nachbarn sichtbar werden. „Aufmerksame Nachbarn sind wichtig!“ Außerdem bei Abwesenheit: Abwechselnd Licht in verschiedenen Zimmern suggeriert Anwesenheit.

Eine Dreiviertelstunde dauert der Gang ums und durchs Haus, dann setzt man sich an den Tisch. Da geht es auch um Kosten – die können den Sicherungswillen begrenzen. 150 bis 200 Euro kostet es nämlich bei mittelgroßen Fenster, die Schließbänder zu ersetzen. Eine Stangenverriegelung für die Tür kostet noch einmal 80, 90 Euro. Wichtig sei, rät der Fachmann, zu schauen, dass Nachrüstsätze der Widerstandsklasse R2 entsprechen. Im  Vogelsbergkreis gibt es einige Firmen, die sich darauf spezialisiert haben.

Renate Baumann nickt mehrfach bei den Erläuterungen. Kosten hin, Sicherheit her – sie will jetzt schnell nachrüsten. Denn: „Es wird wieder Winter, und die Dunkelheit ist die Hölle!“

Tipps für das sichere Haus gibt auch das folgende Video:

 

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